Aufräumen am Tag nach der Explosion
Unglück 15 Menschen wurden verletzt, als am Mittwochmorgen die Lagerhalle am Günzburger Bahnhof in die Luft flog. Kripo und Landeskriminalamt suchen fieberhaft nach der Ursache. Ein Blick an den Ort des Geschehens
Günzburg Der Kontrast am Günzburger Bahnhof könnte kaum größer sein. Dort, wo am Mittwoch nach der Explosion einer Lagerhalle zwischen Bahnhof und Pendlerparkplatz Trubel und Aufregung herrschte, ist am Donnerstag fast schon unheimliche Stille eingekehrt. Knapp ein Dutzend Personen ist vor Ort, um die Aufräumarbeiten fortzuführen und nach Hinweisen für die Ursache des Unglücks zu suchen.
Unter ihnen sind Spezialisten des Landeskriminalamts. Ihr Auftrag ist klar: „Kriminalpolizeiliche Maßnahmen durchführen“heißt es im offiziellen Sprachjargon; sie sollen also herausfinden, was das Unglück am Mittwochmorgen gegen 7 Uhr ausgelöst hat. Ursache des Unfalls ist laut Dominic Geißler vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/West eine Gasexplosion. Mehrere Gasflaschen wurden nach Auskunft des Pressesprechers in der explodierten Halle gefunden. Ob diese oder aber der in dem Gebäude befindliche Gastank für die Explosion verantwortlich waren, ist noch nicht geklärt. Bis ein Ergebnis feststeht, können noch Wochen vergehen.
Das Trümmerfeld neben dem Pendlerparkplatz ist mit einem rotweißen Band abgesperrt, Mitarbeiter einer Spezialfirma sind seit den frühen Morgenstunden des Donnerstags ebenfalls vor Ort und tragen das asbestbelastete Material ab.
Ein einzelner Bagger hebt mit dem Greifer herumliegende Holzbalken und Mauerreste hoch und legt diese wenige Meter entfernt wieder ab. Die Spezialisten in ihren weißen Schutzanzügen und Atemschutzmasken begutachten die einzelnen
Teile genau und entscheiden, was mit ihnen geschieht.
Keine 100 Meter entfernt wird ebenfalls fleißig gearbeitet. An einem Asylbewerberheim direkt neben dem Bahnhofsgebäude ist das Dach eingedrückt, mehrere Ziegel sind zerstört beziehungsweise durch die Druckwelle herausgeschleudert worden. Inzwischen ist ein Gerüst aufgebaut, um die Schäden so schnell wie möglich zu beseitigen. Oberbürgermeister Gerhard Jauernig erklärt auf Nachfrage unserer
Zeitung, dass die Bewohner laut derzeitigem Stand im Gebäude bleiben können. Am Mittwoch wurde das Heim vorsichtshalber evakuiert, eine statische Bewertung ergab dann aber Entwarnung. Die Bewohner konnten bereits die Nacht wieder in dem Gebäude verbringen, nun laufen die Sanierungsmaßnahmen an.
Während es am Mittwoch darum ging, Menschen zu retten, stehen am Donnerstag Aufräumarbeiten und Ursachenforschung im Mittelpunkt. Günzburgs Oberbürgermeister spricht von einem tragischen Unglück, zugleich aber von vielen Schutzengeln: „So schlimm der gestrige Tag war, so glücklich können wir einen Tag später sein, dass dieses Unglück nicht mehr Unheil ausgelöst hat.“15 Personen wurden leicht verletzt, zehn von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden. „Jeder Verletzte ist ein Verletzter zu viel, aber wir hatten am Mittwoch Gottes Schutz“, sagt Jauernig über die Explosion, die sogar in Bubesheim zu hören war. Der Oberbürgermeister war noch am Mittwochmorgen zum Unglücksort geeilt und zeigte sich vom dortigen Ausmaß der Zerstörung erschrocken.
Von dem Trümmerfeld ist inzwischen nicht mehr viel zu sehen. Der Schienenverkehr läuft wieder planmäßig, teilt ein Sprecher der Bahn mit. Das sah am Mittwoch noch ganz anders aus: ICEs mussten umgeleitet werden, ein Schienenersatzverkehr war für den Nahverkehr eingesetzt. Im Laufe des Mittwochnachmittags wurden einzelne Gleise sukzessive freigegeben, nachdem sie zuvor kriminaltechnisch untersucht wurden, so ein Bahnsprecher. Das erste Gleis sei gegen 13.30 Uhr freigegeben worden, das letzte um 15 Uhr. „Für den Bahnbetrieb entscheidend waren die Trümmer auf den Gleisen und die beschädigte Oberleitung – und das konnte schnell behoben werden“, teilt ein Bahnsprecher mit. Der provisorische Fußgängersteg vom Pendlerparkplatz über die Gleise bis zum Bahnsteig an Gleis vier und fünf wurde durch die Explosion erstaunlicherweise nicht beschädigt und ist weiterhin zugänglich.
Der durch das Unglück verursachte finanzielle Schaden soll sich im siebenstelligen Bereich befinden. Fast 80 Autos und 30 Gebäude wurden zum Teil schwer beschädigt. Der Ort der Explosion – die Lagerhalle – ist Eigentum der Stadt Günzburg, wurde jedoch langfristig vermietet. Der Kaninchenzuchtverein hatte dort sein Vereinsheim und seine Ausstellungshalle.
Deren Vorsitzender Michael Baier bezeichnet seinen Verein nun als heimatlos. Ausstellungskäfige, Rasenmäher, Kühlschränke und vieles mehr sind komplett zerstört. Für einen so kleinen Verein sei der finanzielle Schaden enorm. „Es sind alle Beteiligten noch etwas überfordert und es gibt andere Probleme, als die Frage, wie es mit uns weitergeht“, sagt Baier.