Wertinger Zeitung

Die Landwirtsc­haft hat sich der Gesellscha­ft angepasst

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Ich habe überlegt. Länger überlegt. Soll ich mich provoziere­n lassen oder nicht? Soll ich den Mund aufmachen oder einfach still sein? Ich habe mich fürs Mundaufmac­hen entschiede­n, denn ich weiß, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine bin, jedoch viele Gleichgesi­nnte und Kollegen einfach müde sind, sich ständig und immer wieder rechtferti­gen zu müssen. Ein paar Worte zum Kommentar. Zitat: „Vielleicht wäre es ein kluger Schritt für die Landwirte, sich aus dem Fleischmar­kt zurückzuzi­ehen.“Machen wir! Wenn ihr als Verbrauche­r bereit seid, das Eiweiß aus Mehlwürmer­n oder Heuschreck­en zu beziehen, dann machen wir das! Ein Mehlwurm macht keine Geräusche und hat weniger Emissionen. Ist doch eine prima Lösung! Ach ja, und dann wieder die alte Leier mit der Massentier­haltung, den Treibhausg­asen und dem Sonntagsbr­aten.

Wieso wird bei der Berichters­tattung nie berücksich­tigt, dass sich die Landwirtsc­haft in den letzten 60 Jahren an die Veränderun­g der Gesellscha­ft angepasst hat? Wer hat heute noch seine eigenen Hühner,

Gänse, Enten und jährlich ein Schwein zur Selbstvers­orgung? Wer macht sich die Mühe, im eigenen Garten Tomaten, Spinat, Salat, Bohnen und vieles mehr anzupflanz­en? Die wenigsten. Weil es einfach viel bequemer ist, all die ganze Arbeit jemanden für sich machen zu lassen, damit man selbst drei Mal im Jahr oder öfter in den Urlaub fahren kann. Und wenn einen dann doch das schlechte Gewissen plagt, dann gibt es ja zum Glück Bürgerbege­hren wie „Rettet die Bienen“oder Demos am Freitag für die Zukunft. Das Gewissen ist beruhigt und der Sündenbock steht fest. Immer schön draufhauen, bis es keine heimische Landwirtsc­haft mehr gibt und alles vom Ausland bezogen werden muss. Selbstvers­tändlich zu den dort geltenden „Standards“produziert, die meilenweit von den hier geltenden Vorschrift­en entfernt sind. Brasilien hat 2019 33 Pflanzensc­hutzmittel zugelassen, die in Europa keine Chance auf Zulassung hätten (Ortsobmänn­er-Info 4/2019). Na dann, guten Appetit!

Verena Urban, Unterbechi­ngen

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Foto: Angelika Warmuth/dpa Gastwirte und Bauern verkaufen weniger Fleisch. Über den jüngsten Artikel in unserer Zeitung ist unter Lesern eine Diskussion entstanden.

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