Die Frage der Woche Corona-Warn-App herunterladen?
Mit der Corona-Warn-App verhält es sich so ähnlich wie mit dem Tragen der Mund-Nase-Maske: Sie dient dem Schutz der Mitmenschen – und damit wiederum dem eigenen Schutz. Je mehr Menschen mitmachen, desto besser. Was das Coronavirus ja so besonders fies macht, ist seine lange Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen. Der Virologe Christian Drosten schätzt, dass sich 44 Prozent aller Infizierten bereits angesteckt haben, bevor der Infizierende überhaupt krank war. Deshalb ist es extrem wichtig, etwaige Kontaktpersonen sofort aufzudecken. Und genau hier setzt die App an: Wer positiv auf SarsCoV-2 getestet wird, teilt dies mit der App. Alle, die innerhalb der vergangenen 14 Tage Kontakt zu der infizierten Person hatten, erhalten eine Warnung und können schnell Vorkehrungen treffen, um nicht möglicherweise noch weitere Mitmenschen anzustecken.
Die Datenschutzdebatte war und ist zwar wichtig. Aber die App schützt Daten und Privatsphäre optimal. Selbst der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber sieht keinen Grund, sich die App nicht herunterzuladen. Manche sehen zwar die Freiwilligkeit gefährdet – zum Beispiel, wenn Restaurantbesitzer den Zutritt zu ihren Lokalen nur noch für diejenigen gewähren, die die App installiert haben. Ob Wirte allerdings wirklich auf diese Weise potenzielle Gäste vergraulen wollen, wird sich zeigen. Zumal die App nicht als Gesundheitsnachweis taugt: Niemand ist dazu verpflichtet, seine Infektion in der App anzugeben. Jeder kann sich weiterhin unwissentlich anstecken. Hygienestandards ersetzt die App schon gar nicht. Aber sie unterbricht Infektionsketten – und davon profitieren wir alle. Wer sich bewusst gegen die Installation entscheidet, schadet sich letztendlich nur selbst.
Nein, ich will mich nicht überwachen lassen! Die App-Entwickler können mir hundertmal versichern, dass keine personalisierten Daten gespeichert und weitergegeben werden. Letztlich funktioniert die Corona-Warn-App doch nach dem Prinzip der Ortung innerhalb einer Funkzelle. Und diese Daten werden über Tage hin aufgezeichnet. Sonst würde das mit der Warnung vor ansteckenden Kontaktpersonen ja nicht funktionieren. Angeblich landen die Bewegungsdaten nur auf der Speicherkarte des eigenen Smartphones. Aber die Dinger kommunizieren doch laufend über Funknetz-Steuerung untereinander. Und der Witz dieser Warn-App liegt doch darin, dass sie mich in Beziehung zu anderen Menschen setzt. Sprich, in meine Privatsphäre eindringt.
Nun könnte man sagen: Das gesundheitliche Wohl der gesamten Gesellschaft erfordert es, dass meine persönlichen Lebensverhältnisse
ausgeforscht werden. Man kann ja nicht vorsichtig genug sein getreu dem abgewandelten Philosophenwort: Homo homini infector – der Mensch ist dem Menschen ein Ansteckender. Ja merkt denn niemand, welches Klima der Verdächtigung und des Argwohns in der Bevölkerung damit aufzieht? Social Distancing hatte wenigstens noch die Unschuld des (nicht immer freiwilligen) vorsorglichen Umgangs miteinander. Die App aber fängt mich als arglosen Nichtsahnenden in ihrem Netz. War’s der Mitreisende im Zug? War’s der Kunde hinter mir in der Kassenschlange? War’s die liebe Bekannte?
Außerdem: Noch gibt es in Deutschland keine Pflicht, ein Smartphone mit sich zu führen. Die App setzt genau dieses voraus. Obendrein zwingt sie manche zum vorzeitigen Kauf eines neuen Handymodells, egal ob dafür Geld vorhanden ist und ob das alte noch ganz gut war.