Es ist ein Systemversagen
Wäre der Fall Wirecard ein Drehbuch für eine Fernsehserie, es hätte wohl keine Chance auf Realisierung gehabt: Zu weit hergeholt, so wäre vermutlich die Einschätzung ausgefallen. Die Realität im Aschheimer Unternehmen übertrifft die Fiktion in Serien wie „Bad Banks“: das gilt für Chaos und möglichen Betrug im Unternehmen – und noch mehr für das gezielte Wegschauen bei den Aufsichtsbehörden, über deren Systemversagen immer neue (peinliche) Details ans Licht kommen. Ein einsamer bestellter Prüfer sollte sich etwa durch den Datennebel der Dax-Firma wühlen, bis heute ist er damit nicht fertig geworden.
Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist dieser Skandal nicht einfach nur kurzfristig peinlich, sondern langfristig gefährlich. Gerade in Zeiten von Nullzinsen wäre es wichtig, dass sich hierzulande eine gesündere Aktienkultur entwickelt – denn diese bietet, trotz ewigem Auf und Ab, laut Studien langfristig die höchsten Renditen. Vertrauen ist der Anfang von allem, so lautete der Werbespruch einer Bank. Wie aber soll Vertrauen in Aktien wachsen, wenn so etwas wie Wirecard bei uns möglich ist?