Wertinger Zeitung

Nerve ich meine Katze?

Tier-Kolumne Wegen Corona verbringen noch immer viele Menschen mehr Zeit daheim. Das birgt ein gehöriges Konfliktpo­tenzial – auch für die Beziehung zwischen Mensch und Tier

-

Seit es Corona gibt, führe ich viele Gespräche darüber, wie wichtig Tiere gerade jetzt als Sozialpart­ner für alleinlebe­nde Menschen sind. Hunde sind wunderbare Begleiter für Spaziergän­ge und die vielleicht beste Motivation, das Haus zu verlassen. Sie werden tageweise an einsame Omas oder Opas verliehen und bringen Abwechslun­g in den Alltag. Katzen sind plötzlich Bürokolleg­en, die heimlich an Videokonfe­renzen teilnehmen, Stress abfangen und für das ein oder andere Lächeln sorgen, wenn alles zu viel wird. Zahllose schöne Geschichte­n habe ich darüber gehört, wie gut Haustiere vielen Menschen im Lockdown getan haben. Doch vergangene Woche brachte eine Katzenbesi­tzerin, die derzeit im Homeoffice arbeitet, eine neue Perspektiv­e ins Spiel. Sie wollte von mir wissen: „Kann es eigentlich sein, dass ich meiner Katze auf die Nerven gehe?“Wie sie auf die Idee komme, wollte ich wissen. Dann sprudelte sie los: „Wenn Emma beim Arbeiten auf meinem Schoß sitzt, dann streichele ich sie. Neuerdings dreht sie sich häufig urum, faucht, spreizt die Krallen und beißt sogar. Alles ohne Vorwarnung. Dann gibt es Tage, an denen sie offenbar nichts mit mir zu tun haben will. Nicht einmal zum Spielen kann ich sie motivieren. Sie weicht mir regelrecht aus. Und sie hat schon zweimal neben das Katzenklo gemacht. Vor Corona gab es das nie.“Interessan­te Verhaltens­weisen, die durch die neue Nähe ausgelöst worden sein können. Katzen lieben Routine über alles. stellt hat. Baldrian oder Katzenminz­e können die Laune überforder­ter Stubentige­r heben. Außerdem hilft es, zu fixen Zeiten zu füttern, zu fixen Zeiten mit der Katze zu spielen, zu fixen Zeiten Streichele­inheiten zu gewähren. Gerade jetzt ist es für Tierbesitz­er nicht immer leicht, das richtige Maß zwischen Ruhe und Beschäftig­ung zu finden. Dem Tier sollte keinesfall­s langweilig sein, aber überforder­n sollte man es eben auch nicht. Sowohl für Hunde wie für Katzen gilt: Wenn die Tiere sich abwenden und auf diese Weise vermitteln, dass sie ihre Ruhe haben wollen, dann akzeptiere­n Sie das unbedingt, um Folgeprobl­eme zu vermeiden.

 ?? Foto: Jens Schierenbe­ck, dpa ?? In Corona-Zeiten rücken Menschen ihren Tieren noch mehr auf die Pelle. Mancher Katze geht das zu weit. Sie wird zur Problem-Katze.
Foto: Jens Schierenbe­ck, dpa In Corona-Zeiten rücken Menschen ihren Tieren noch mehr auf die Pelle. Mancher Katze geht das zu weit. Sie wird zur Problem-Katze.
 ??  ?? Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.
Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany