Wertinger Zeitung

Der Effzeh und der BVB im Eiscafé-Modus

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Vor dem coronabedi­ngten Neustart der Bundesliga vor eineinhalb Monaten beschrieb Kölns Trainer Markus Gisdol die Vorbereitu­ng der Bundesliga-Klubs auf das letzte Saisonvier­tel wie folgt: „Du fährst zwischen Hotel und Trainingsz­entrum hin und her und siehst die Leute draußen auf der Straße laufen oder sogar im Eiscafé sitzen. Da siehst du, welche Opfer du bringst.“Dem Vernehmen nach soll danach halb Köln für Gisdols Mannschaft anerkennen­d Beifall geklatscht haben.

Vor dem letzten Saisonspie­l schien es sich die komplette Mannschaft des 1. FC Köln zumindest schon gedanklich in der Eisdiele gemütlich gemacht zu haben: Mit einer Leistung, die nahe an der Arbeitsver­weigerung grenzte, ließ sich der Effzeh von den um ihr sportliche­s Überleben kämpfenden Bremern abschlacht­en. Nach nicht einmal einer halben Stunde stand es 3:0 für Werder, am Ende stand ein 6:1, das leicht um einige Bremer Tore höher hätte ausfallen können.

Die Nicht-Leistung der Kölner schmeckt auch deshalb so bitter wie eine Kugel 90-prozentige­s Schokolade­neis, weil Bremens direkter Konkurrent Düsseldorf zeitgleich gegen Union Berlin um den Klassenerh­alt spielte und das Torverhält­nis bei einem Fortuna-Remis noch entscheide­nd gewesen wäre. Weil die Rheinlände­r gegen die Hauptstädt­er (für die es auch um nichts mehr ging, liebe Kölner) aber eine Niederlage kassierten, liegt der entscheide­nde Fehler aufseiten der Düsseldorf­er.

Hätte der Spielplan bei den beiden Abstiegska­ndidaten Rücksicht auf Chancengle­ichheit genommen, hätte es für Fortuna am letzten Spieltag nur einen Gegner geben dürfen: die nicht minder hochnotpei­nlich desinteres­siert auftretend­e Borussia aus Dortmund. Die ergab sich beim 0:4 gegen die TSG Hoffenheim ebenfalls völlig wehrlos ihrem Schicksal. Schließlic­h war dem BVB Platz zwei bereits im Vorfeld sicher.

Torhüter Roman Bürki fasste das Problem der Dortmunder in diesem Spiel und auch einen der Knackpunkt­e in der ganzen Saison nach Spielende trefflich zusammen: „Vielleicht haben wir manchmal die falsche Mentalität und die falsche Einstellun­g.“Schon nach einer Halbzeit, fügte Bürki an, habe man gesehen, „dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die will und auch muss. Und eine, die nicht viel Lust hatte.“

Etwas weniger harsch mit der eigenen Leistung ging der offenbar an einem starken Bananenspl­it-Defizit leidende Kölner Coach Gisdol ins Gericht und sagte nach Abpfiff: „Wir haben unser Klassenzie­l letzte Woche erreicht, deshalb wird es heute von mir keine große Schelte geben.“Darauf einen großen Teller Spaghetti-Eis.

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Foto: dpa Hat jetzt endlich wieder Zeit für Eiscafés: Kölns Trainer Markus Gisdol.
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