Der Effzeh und der BVB im Eiscafé-Modus
Vor dem coronabedingten Neustart der Bundesliga vor eineinhalb Monaten beschrieb Kölns Trainer Markus Gisdol die Vorbereitung der Bundesliga-Klubs auf das letzte Saisonviertel wie folgt: „Du fährst zwischen Hotel und Trainingszentrum hin und her und siehst die Leute draußen auf der Straße laufen oder sogar im Eiscafé sitzen. Da siehst du, welche Opfer du bringst.“Dem Vernehmen nach soll danach halb Köln für Gisdols Mannschaft anerkennend Beifall geklatscht haben.
Vor dem letzten Saisonspiel schien es sich die komplette Mannschaft des 1. FC Köln zumindest schon gedanklich in der Eisdiele gemütlich gemacht zu haben: Mit einer Leistung, die nahe an der Arbeitsverweigerung grenzte, ließ sich der Effzeh von den um ihr sportliches Überleben kämpfenden Bremern abschlachten. Nach nicht einmal einer halben Stunde stand es 3:0 für Werder, am Ende stand ein 6:1, das leicht um einige Bremer Tore höher hätte ausfallen können.
Die Nicht-Leistung der Kölner schmeckt auch deshalb so bitter wie eine Kugel 90-prozentiges Schokoladeneis, weil Bremens direkter Konkurrent Düsseldorf zeitgleich gegen Union Berlin um den Klassenerhalt spielte und das Torverhältnis bei einem Fortuna-Remis noch entscheidend gewesen wäre. Weil die Rheinländer gegen die Hauptstädter (für die es auch um nichts mehr ging, liebe Kölner) aber eine Niederlage kassierten, liegt der entscheidende Fehler aufseiten der Düsseldorfer.
Hätte der Spielplan bei den beiden Abstiegskandidaten Rücksicht auf Chancengleichheit genommen, hätte es für Fortuna am letzten Spieltag nur einen Gegner geben dürfen: die nicht minder hochnotpeinlich desinteressiert auftretende Borussia aus Dortmund. Die ergab sich beim 0:4 gegen die TSG Hoffenheim ebenfalls völlig wehrlos ihrem Schicksal. Schließlich war dem BVB Platz zwei bereits im Vorfeld sicher.
Torhüter Roman Bürki fasste das Problem der Dortmunder in diesem Spiel und auch einen der Knackpunkte in der ganzen Saison nach Spielende trefflich zusammen: „Vielleicht haben wir manchmal die falsche Mentalität und die falsche Einstellung.“Schon nach einer Halbzeit, fügte Bürki an, habe man gesehen, „dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die will und auch muss. Und eine, die nicht viel Lust hatte.“
Etwas weniger harsch mit der eigenen Leistung ging der offenbar an einem starken Bananensplit-Defizit leidende Kölner Coach Gisdol ins Gericht und sagte nach Abpfiff: „Wir haben unser Klassenziel letzte Woche erreicht, deshalb wird es heute von mir keine große Schelte geben.“Darauf einen großen Teller Spaghetti-Eis.