Der Traum vom Hausschwein
Schon lange wollten kluge Köpfe die Menschheit mit Schrift, Charme und Schläue „Zurück zur Natur“führen. Die Erfolge hielten sich in Grenzen. Erst die CoronaKrise erschafft jetzt den naturnahen Menschen.
Denn seit Ausbruch der Pandemie hat das Interesse an privater Landwirtschaft und Gärtnerei sprunghaft zugenommen. Der in seine Wohnung eingesperrte Mensch träumt plötzlich von der Möglichkeit, sich durch Gemüseanbau auf Terrasse und Balkon zu biologischer Selbstversorgung hochzuarbeiten. Der Informationselektroniker wird nebenbei zum Kohlrabi-Experten, seine Frau sammelt Spezialwissen über die Wirkung von Folsäure auf das Wachstum von Chinakohl. Endlich verstehen wir, dass man mit ein paar Hühnern und viel Salat allen Krisen trotzen kann. Ständige Nachrichten von den Zuständen in Großschlachtereien befeuern zusätzlich die Sehnsucht nach einem eigenen Schwein, das mit Familienanschluss im Gärtchen lebt und der Pandemie mit freudigem Grunzen pure Lebenslust entgegensetzt.
Plötzlich ergeben sich ganz neue Möglichkeiten auch für junge Leute, die noch immer auf regelmäßigen Unterricht verzichten müssen. Sie übernehmen eine eigene Erziehungsaufgabe, wenn sie sich beim Schweinehüten an die Erkenntnis halten, die uns in Brehms Werk „Illustrirtes Thierleben“übermittelt wird: „Hausschweine, welche von Jugend auf mehr in der Familie des Menschen, als für sich allein gelebt haben, … üben ihre geistigen Kräfte, und sind dann weit verständiger als die Übrigen ihrer Art.“