Ski und Rodeln – zurzeit alles andere als gut
Corona Was die Schließung der Liftanlagen für die lokalen Skivereine bedeutet und wie sie die Wintersaison planen
Selbst wenn es ausreichend schneit und dann die Sonne über herrlicher Winterlandschaft strahlt: Skier und Snowboards dürfen für eine genussvolle Abfahrt so schnell noch nicht angeschnallt werden. Vom geselligen Miteinander auf der Hütte oder an der Ski-Bar ganz zu schweigen. Wegen der Corona-Pandemie bleiben die Liftanlagen in Bayern zumindest bis zum 20. Dezember geschlossen. So will es die Regierung im Freistaat. Und Wintersportler, die nach Österreich ausweichen, müssten anschließend in Quarantäne. Auch keine Alternative also. Wir fragten Skiclubs aus dem Landkreis Dillingen, was sie von den Einschränkungen halten und wie sie damit umgehen.
Philip Braun ist Ski-Abteilungsleiter beim TSV Bissingen, Vater eines kleinen Kindes, hat ältere Menschen in seinem persönlichen Umfeld und meint deshalb: „Im Großen und Ganzen verstehe ich, dass die Einschränkungen notwendig sind, und begrüße sie.“Trotz aller Vorfreude
auf die Wintersaison möchte er in seiner Rolle als Abteilungsleiter allen Mitglieder ein sicheres Angebot zur Verfügung stellen. Das würde in diesem Jahr zunächst nicht funktionieren. „Wir haben bereits nahezu alle Fahrten, welche wir wie jedes Jahr geplant hatten, abgesagt“, sagt Braun: „Der Schutz der Gesundheit steht vor dem Vergnügen.“
Auch das Verletzungsrisiko ist für Philip Braun ein Thema: „In Zeiten, in denen jeder Pflegekraft wegen Corona mehr abverlangt wird, ist man sicher in den Krankenhäusern froh, dass nicht auch noch verletzte Sportler hinzukommen. Somit können sich die Pflegekräfte auf die Bekämpfung der Pandemie konzentrieren.“Dass die Fortbildung der Übungsleiter nicht stattfinden könne, sei zu verschmerzen. Diese werde eben nächstes Jahr nachgeholt. Verständnis äußert Braun für die Sorgen der Liftbetreiber und Hoteliers in den Feriengebieten: „Da steht mehr auf dem Spiel als nur das Vergnügen Wintersport. Hier geht es um Existenzen. Ich hoffe, dass der Staat in die Bresche springt und den angeschlagenen Unternehmen finanziell unter die Arme greift. Schließlich wollen wir nach Corona wieder wie gewohnt Ausflüge veranstalten und die winterlichen Freuden der Alpen genießen“, so der Spartenleiter.
Der erst 23 Jahre alte Ski-Abteilungsleiter des SV Altenberg, Sebastian
Mayer, befürchtet eine langfristige Schließung der Skigebiete: „Je länger das dauert, desto schwieriger wird es, alles wieder zum Laufen zu bringen.“Er hofft, im neuen Jahr wieder Angebote für seine Mitglieder machen zu können. Momentan stehe in seiner Abteilung alles still, aber für Mitte Januar ist der jährliche Skikurs geplant. Doch selbst wenn die Lifte dann laufen, könnte es Probleme geben: „Ohne Busreise müsste jeder Skikursteilnehmer selber zum Skigebiet anreisen“, so Sebastian Mayer. Grundsätzlich ist er der Ansicht: „Wenn sich alle an die Abstandsregeln halten, bleibt das Risiko auf der Piste überschaubar.“
Für den Vorsitzenden des Skiclub Dillingen, Franz Weishaupt, kommt der Lift-Lockdown nicht überraschend, die Skifahrer konnten sich innerlich drauf vorbereiten. Seit August plant der SCD – mit rund 1000 Mitgliedern der größte Landkreis-Skiverein – die neue Saison. Im in Kürze erscheinenden Programmheft kann mithilfe eines Barcodes die aktuelle Situation der Veranstaltungen abgefragt werden.
„Wir bieten den Mitgliedern zumindest eine Perspektive. Allerdings werden die für den Dezember geplanten Skikurse abgesagt“, sagt Weishaupt. Im Skiclub wurden bis vor zwei Wochen noch Skigymnastik und Spinning angeboten. Das falle jetzt flach, da die Hallen für Sport gesperrt sind. „Sollte allerdings grünes Licht von der Regierung
kommen, gehen wir wieder an den Start“, so der Vorsitzende.
Kurt Ritter ist staatlich geprüfter Skilehrer und Leiter der Skischule Fun-Sports mit Sitz in Lauingen und Wertingen. Außerdem Direktor des Dillinger Sailer-Gymnasiums – und hat auch deshalb die Jugend im Blick: „Es ist schade für Kinder, die besonders unter der Pandemie leiden.“Und keinen Wintersport an der frischen Luft treiben dürfen. Die Motivation bei seiner Skischule war groß, zumal mit dem Skilehrerverband ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet worden ist. In der Hoffnung auf einen späteren Beginn der Wintersaison zeigte er Verständnis für die aktuellen Verbote: „Wir müssen Kontakte reduzieren, ansonsten ist die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen. Ziel ist, dass die Corona-Zahlen sinken.“Derweil gelte es, die Zeit des Lockdowns zu überbrücken. „Wir bieten über digitale Medien Tipps für Touren und Langlaufstrecken an“, erklärt Kurt Ritter: „Aber diese durchzuführen, ist ja im Moment nicht erlaubt.“