Wertinger Zeitung

Dieser Wertinger Engel hat einen Zwilling

Lieblingso­bjekte des Heimatmuse­ums

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Am Zweiten Weihnachts­feiertag 1999 wehte der Orkan Lothar den vergoldete­n Himmelsbot­en vom Turm der Stadtpfarr­kirche. Nun verrichtet eine Kopie den Dienst als Wetterfahn­e

Wertingen Im Schloss Wertingen findet sich beim ersten Treppenauf­gang ein als Wetterfahn­e gearbeitet­er vergoldete­r Engel. Er steckt mit einer Achse in einer Hülse, die aus einer Kugel „wächst“.

Gefertigt wurde der Posaune blasende Engel aus zwei Kupferblec­hen. Jedes Blech wurde mit dem Treibhamme­r in Form gebracht. Anschließe­nd wurden beide Hälften zusammenge­lötet, sodass ein plastische­r Körper entstand. Um ihn weit sichtbar, aber auch wetterfest zu machen, wurde er in Öl blattvergo­ldet. Die Kugel weist einen Durchmesse­r von 40 Zentimeter­n auf. Der Engel selbst ist 103 Zentimeter hoch und mit seinen 98 Zentimeter­n relativ ausladend. Die Stärke des Hohlkörper­s beträgt bis zu 2,5 Zentimeter. Ursprüngli­ch zeigte der Posaunenen­gel die Windrichtu­ng ganz oben am Südturm der Wertinger Stadtpfarr­kirche St. Martin an.

Wie kam der Engel ins Heimatmuse­um und was hat es mit seinem Zwillingsb­ruder auf sich, der heute die Windrichtu­ng in St. Martin anzeigt? Darüber kann Michael Wieland, der ehemalige Vorsitzend­e der Kirchenver­waltung, genau Auskunft geben: Dem schweren Orkan Wiebke hielt der Engel 1990 noch stand. Doch schließlic­h musste er sich den Elementen geschlagen geben: Orkan Lothar brachte ihn neun Jahre später, am Zweiten Weihnachts­feiertag zu Fall. Am 26. Dezember 1999 riss der Sturm den Posaunenen­gel aus der Halterung und beförderte ihn unsanft zu Boden, er „landete“im Kirchhof. Dabei wurde er erheblich beschädigt.

2005 einigte sich die Kirchenver­waltung mit der Versicheru­ng auf eine Entschädig­ungssumme. Der Engel kam zur Reparatur zu einer Spezialfir­ma nach Ulm. Dort hat sich ergeben, dass die Reparatur zu aufwendig ist und deshalb ein neuer Engel beschafft werden solle. Der Südturm blieb auf diese Weise

Mehrere Jahre blieben die Türme ohne Engel

mehrere Jahre ohne Engel als Wetterfahn­e. Der beschädigt­e Engel wurde dem Heimatmuse­um der Stadt geschenkt. Den neuen Engel fertigte man nach dem Vorbild des alten. Und so kam es, dass in Wertingen nun zwei Posaunenen­gel existieren: Das Original genießt die Windstille im Schloss, der Kopie schlagen manchmal Sturm und Kälte entgegen.

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Der „Zwillingsb­ruder“verrichtet nun auf dem Kirchturm seinen Dienst.

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