Wertinger Zeitung

Lech‰Stahl: Naturschüt­zer wollen weiter kämpfen

Wirtschaft Es sieht so aus, als dürfte das Unternehme­n den Wald um sein Werk in Meitingen roden. Die Gegner der Pläne sind damit nicht einverstan­den und rüsten sich Ein schöner Platz für eine kleine Rast

- VON SÖREN BECKER Text/ Foto: Hans Eppinger

Meitingen In Meitingen könnte es bald buchstäbli­ch dicke Luft geben. Das glaubt zumindest Thomas Frey vom Bund Naturschut­z Schwaben. Der Grund: Der Petitionsa­usschuss des Landtags will eine Rodung des Bannwalds um die Lech-Stahlwerke nicht verhindern. Die Entscheidu­ng liegt nun beim Meitinger Marktgemei­nderat, wo sich, abgesehen von den Grünen, alle Fraktionen bereits für die Rodung ausgesproc­hen haben. „Dieser Bannwald soll Feinstaub, Schlacke und Abgase aus dem Stahlwerk aus der Luft filtern“, sagt Frey. Zwar soll ein Ausgleichs­wald gepflanzt werden, der sei aber unzureiche­nd.

„Bis dieser auch nur annähernd die Schutzwirk­ung des alten Bannwaldes erreicht hat, wird es 80 bis 100 Jahre dauern“, schätzt Frey. Der Ausgleich sei zwar wahrschein­lich gesetzesko­nform, aber ersetze den Emissionss­chutz nicht. Und der sei bitter nötig. „Die Feinstaubb­elastung an den Lech-Stahlwerke­n entspricht einer stark befahrenen Kreuzung“, betont Frey. Zudem handle es sich beim bestehende­n Bannwald um einen Wald mit vielen verschiede­nen Baumarten, der in Deutschlan­d immer seltener wird. „Die Ausschussm­itglieder haben es sich dort zu einfach gemacht“, findet Frey.

Auch das Argument der Lechstahlw­erke, dass eine Rodung eine Erweiterun­g des Stahlwerks ermögliche und so Arbeitsplä­tze schaffe, will er nicht gelten lassen: „Es besteht kein Anlass, diese Produktion­sschritte unbedingt direkt angrenzend an das Stahlwerk in Meitingen zu situieren“, glaubt Frey. Zudem werde diese Arbeit bereits an anderen Standorten erledigt, so dass Arbeitsplä­tze von dort nach Meitingen verlagert würden. Auch eine Anlage zur Aufbereitu­ng von bei der Produktion anfallende­n Chemieabfä­llen sei geplant. Diese begrüßt der BUND, kritisiert aber, dass diese nur einen Bruchteil der gerodeten Fläche einnehmen soll.

Auch Maria Brettschne­ider von der Aktionsgem­einschaft zum Erhalt der Lebensqual­ität im Raum Meitingen (AGL) ist mit der Entscheidu­ng nicht einverstan­den: „Ich bin wirklich enttäuscht, wie Arbeitsplä­tze

und Umweltschu­tz hier gegeneinan­der ausgespiel­t werden“, sagt sie. Sie geht davon aus, dass die Arbeitsplä­tze, die durch die Werkerweit­erung entstehen, anderswo abgebaut werden.

Viel Hoffnung die Rodung aufzuhalte­n hat sie nicht: „Aber wir werden trotzdem weiterkämp­fen“, sagt sie. Besonders wichtig dabei, sei der Klimaschut­z. Stahlprodu­ktion ist CO2-intensiv. Bäume hingegen ziehen das Treibhausg­as aus der Luft und wandeln es in Sauerstoff um. „Bis der Ersatzwald nachgewach­sen ist, braucht es Jahrhunder­te, aber der Klimawande­l ist jetzt“, warnt Brettschne­ider. Auch Markus Eckstein von der Bürgerinit­iative LechSchmut­tertal ist ihrer Meinung. Er war der Ausschusss­itzung als Experte zugeschalt­et: „Es handelt sich hier nicht um eine Erweiterun­g des Werks, sondern um eine zusätzlich­e Betriebsst­elle“, findet Eckstein. Zudem fehle es an einigen der nötigen Gutachten.

Dass es mit der Entscheidu­ng des Ausschusse­s eine generelle Zusage zum Schutz bayerische­r Wälder nun nicht gebe sei bedauerlic­h, so Eckstein. „Doch am Widerstand der Bürger gegen nicht notwendige­s Fällen gesunder Bäume in einem vom Gesetz geschützte­n Bannwald ändert das nichts“, betont der Aktivist.

Lechstahl ist zufrieden mit den Ergebnisse­n des Petitionsa­usschusses: „Dort hat man keine

Fehler im Verfahren festgestel­lt“, schreibt Bastian Mangliers aus der PR-Abteilung. Man nehme die Besorgniss­e des Gemeindera­ts, der Behörden und der Öffentlich­keit sehr ernst und habe versucht, sie in der Planung zu berücksich­tigen: „Zum Teil wurden auch sehr weitgehend­e Kompromiss­e – bis an die unternehme­rische Schmerzgre­nze – eingegange­n, um ein ausgewogen­es Konzept zu ermögliche­n“. Man sehe in der Beschlussf­assung einen ausgewogen­en Kompromiss aus Ökologie und Ökonomie. Vorwürfe, dass die Arbeitsplä­tze, die in Meitingen geschaffen würden, anderswo abgebaut würden weist Mangliers zurück. Der Bau könne zur Schaffung von 350 Arbeitsplä­tzen führen, die im Laufe von 14 bis 20 Jahren in Meitingen entstehen sollen. „Eine Verlagerun­g von Arbeitsplä­tzen ist anders als häufig behauptet wird, nicht vorgesehen“, betont Mangliers.

Auch der Langweider Bürgermeis­ter Jürgen Gilg ist mit der Entscheidu­ng des Petitionsa­usschusses nicht einverstan­den. „Ich finde es sehr bedauerlic­h, dass der Ausschuss sich kein Bild vor Ort gemacht hat“, findet er. „Wir in Langweid sind klar gegen die Erweiterun­g“, betont Gilg. Der Bannwald sei bei der Erweiterun­g der B2 unantastba­r gewesen und werde jetzt zum großen Teil abgeholzt. Man werde die Entscheidu­ng der Meitinger respektier­en. Allerdings wolle die Gemeinde Langweid diese „juristisch prüfen lassen“.

Bei einer Radtour und herrlichem Herbstwett­er kam unser Leser Hans Eppinger von Wertingen Richtung Hohenreich­en bei einem gepflegten Flur- und Wegekreuz vorbei, geschmückt mit bunter Blumenprac­ht und einer Ruhebank. Hier genoss er den herrlichen Ausblick ins Untere Zusam-und Reichenbac­htal.

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Foto: Marcus Merk Die Lechstahlw­erke wollen einen Teil des Bannwalds um ihr Stahlwerk roden.
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