Doping: Ministerin will Kronzeugen
Wer „auspackt“, soll straffrei bleiben
Berlin Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) fordert mildere Strafen oder Straffreiheit für Doping-Sünder, wenn diese mit ihrer Aussage die Ermittlungsbehörden unterstützen. „Wir brauchen dringend eine Kronzeugenregelung zur Bekämpfung des Dopings im Sport“, sagte sie im Interview mit unserer Zeitung. Sportler, Händler oder Ärzte, die in Machenschaften mit verbotenen leistungssteigernden Substanzen verstrickt sind, sollen demnach straffrei ausgehen oder eine mildere Strafe erhalten, wenn sie „auspacken“und damit eine Aufklärung ermöglichen.
Nur eine Kronzeugenregelung ermögliche einen wirksamen Kampf etwa gegen Doping-Kartelle. „Ansonsten können wir in diese Strukturen nicht eindringen. Die Ermittler brauchen die Informationen von Insidern, die mit drinstecken, aber nicht länger Teil des kriminellen Doping-Systems sein wollen“, sagte Lambrecht. „Die Kronzeugenregelung hat sich auch bei Ermittlungen im Betäubungsmittel-Bereich bewährt, deshalb halte ich sie auch im Bereich des Dopings im Sport für wichtig“, ergänzte sie.
An diesem Mittwoch will die Bundesregierung eine Bilanz der Wirksamkeit des Anti-Doping-Gesetzes ziehen, das vor fünf Jahren beschlossen worden war. Lambrecht fordert nun eine Erweiterung des Gesetzes um die Kronzeugenregelung. „Die bisherigen Erfahrungen mit dem Anti-Doping-Gesetz zeigen, wie wichtig eine Kronzeugenregelung wäre, um die Auswüchse des Dopings gerade im Profisport effektiv bekämpfen zu können“, sagte sie. „Dafür werde ich im Kabinett eintreten“, kündigte die SPD-Politikerin an.