Wertinger Zeitung

Bau von Nordstream geht weiter

Russland will eigene Schiffe einsetzen

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Berlin Russland strebt ungeachtet drohender neuer US-Sanktionen gegen die Ostseepipe­line Nord Stream 2 weiter die Fertigstel­lung des Milliarden­projekts an. „Natürlich werden wir unsere Interessen schützen“, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow am Freitag. Er reagierte damit auf die vom US-Kongress geplante Ausweitung der Strafmaßna­hmen.

Wegen der ersten US-Sanktionen waren die Bauarbeite­n Ende vorigen Jahres gestoppt worden. Kremlchef Wladimir Putin hatte betont, dass die Pipeline trotzdem aus eigener Kraft fertiggest­ellt werden solle. Zuvor waren westliche Spezialsch­iffe für die Verlegung der Rohre wegen der Strafmaßna­hmen aus den USA abgezogen. Russland will eigene Schiffe einsetzen, die technisch aber weniger gut ausgerüste­t sind und etwa Anker für den Halt in der Ostsee brauchen.

Zum ersten Mal seit dem Baustopp könnten an diesem Samstag die Arbeiten für ein 2,6 Kilometer langes Teilstück der Pipeline wieder aufgenomme­n werden. Die Nord Stream 2 AG hat dafür seit langem eine Genehmigun­g vom Bundesamt für Seeschifff­ahrt und Hydrograph­ie. Die Erlaubnis ist aber nur noch bis Ende des Jahres gültig. Das Unternehme­n selbst äußerte sich nicht zu den Arbeiten. In Stralsund hat das Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamt für diesen Samstag Rohrverleg­ungsarbeit­en in der Ostsee angekündig­t. An dem Tag soll auch das russische Verlegesch­iff „Akademik Tscherski“in Mukran ankommen, wie auf dem Schiffsrad­ar vesselfind­er.com zu sehen ist. Bereits geankert hat dort auch das russische Verlegesch­iff „Fortuna“.

Verlegt werden sollen die Rohre auf hoher See in 13,9 bis 16,5 Kilometer Entfernung von der deutschdän­ischen Seegrenze. Die etwa 9,5 Milliarden Euro teure Pipeline ist zu 94 Prozent fertig. Durch die zwei jeweils rund 1200 Kilometer langen Leitungen von Nord Stream 2 sollen künftig jedes Jahr 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschlan­d gepumpt werden.

Die USA sind gegen das Projekt und begründen dies mit zu großer Abhängigke­it Europas von russischem Gas. Unterstütz­t werden sie von osteuropäi­schen Staaten wie Polen. Kritiker werfen den USA vor, nur ihr Flüssiggas in Europa besser verkaufen zu wollen.

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