Der neue Clasico
Fußball Bayern gegen Leipzig: Erster gegen Zweiter, Meister gegen Herausforderer. Die Sachsen haben das Zeug dazu, den BVB als Dauer-Rivalen der Münchner abzulösen
München Es soll ja noch Leute geben, die Borussia Dortmund als härtesten Verfolger des FC Bayern sehen. Zumindest die jüngsten Ergebnisse des BVB sprechen aber nicht unbedingt dafür: Zuletzt verlor die Mannschaft von Lucien Favre nicht nur wieder mal das direkte Duell mit den Bayern, sondern blamierte sich auch mit einer Pleite gegen den 1. FC Köln. Damit bleibt RB Leipzig aktuell die Rolle als ärgster Verfolger der Bayern: Zwei Punkte trennen die Sachsen auf Rang zwei von den Münchnern – bei einem Sieg im direkten Aufeinandertreffen (Samstag, 18.30 Uhr, könnte die Mannschaft von Julian Nagelsmann sogar vorbeiziehen.
Bayern gegen Leipzig – es ist eine Konstellation, die das Zeug dazu hat, die Spiele zwischen dem FCB und dem BVB als deutsches Gipfeltreffen, als Clasico, abzulösen. Uli Hoeneß hatte das vor vier Jahren mit markigen Worten angedeutet. Auf der Jahreshauptversammlung im November 2016 hatte er sich darüber gefreut, mit RB nun neben
Borussia Dortmund „einen zweiten Feind“zu haben, „den wir endlich wieder attackieren können“. Später nahm Hoeneß seine Wortwahl zurück und betonte, dass es Feinde im Fußball nicht gebe, nur Rivalen. Das werden die Leipziger den Bayern in den kommenden Jahren jedenfalls sein: ein dauerhafter Rivale.
Dabei verstehen sich der FC Bayern und Red Bull als Geldgeber der Sachsen eigentlich bestens, solange es nicht um Fußball geht: In einem Jahr soll etwa die neue Sportarena im Münchner Olympiapark eröffnet werden und als Heimstätte für die Basketballer des FC Bayern und die Eishockeymannschaft des EHC Red Bull München dienen.
Beim Fußball hört die Freundschaft aber schnell auf, auch wenn die beiden Trainer Hansi Flick und Julian Nagelsmann sich bestens verstehen, seit sie zusammen bei der TSG Hoffenheim arbeiteten. Nagelsmann rühmte Flick nun als „ einen außergewöhnlichen Menschen“, der viel mit seinen Spielern spreche und dem nicht zuletzt der Erfolg recht gebe: „Mehr Titel zu holen ging nicht.“
Nach Möglichkeit will sich Leipzig in absehbarer Zeit auch einen der Titel sichern – am nächsten dran war das Red-Bull-Team im Sommer 2019. Das Pokalfinale gegen den FC Bayern ging aber glatt mit 0:3 verloren. In der vergangenen Hinrunde holte sich RB nur den inoffiziellen Titel des Herbstmeisters, brach aber in der Rückrunde ein. Insgesamt gelang den Leipzigern zwar in bislang zehn Pflichtspielen nur ein Sieg gegen die Bayern (2:1 im März 2018). Wie Nagelsmann aber unlängst vorrechnete, wurde der Abstand zuletzt kleiner: Einem 0:3 folgten ein 0:2, ein 0:1 und ein 0:0 – gelingt nun endlich die Trendwende?
Bayern-Coach Flick ist wenig überraschend kein Freund dieses Zahlenspiels und stachelt stattdessen seine Spieler an: „Wir müssen mehr in das Spiel investieren als Leipzig.“Dass seine Spieler dazu bereit sind, stehe für ihn außer Frage: „Es geht einfach auch darum, dass Champions immer da sind, wenn sie große Spiele vor der Brust haben.“Ein Sieg gegen Leipzig würde den Vorsprung auf fünf Punkte anwachsen lassen – „das wäre ein Big Point“, so Flick. Personell sieht es bei den Bayern gut aus: Lediglich die verletzten Tolisson und Kimmich fehlen, während bei Leipzig Leistungsträger wie Kapitän Marcel Sabitzer, Abwehrchef Dayot Upamecano, Nordi Mukiele und Stürmer Alexander Sörloth leicht angeschlagen sind. Beim FCB ist Alphonso Davies zwar wieder im Training, für den Kader aber noch keine Option.
Für Unmut sorgte hingegen unter der Woche ein Entgegenkommen des DFB an den FC Bayern: Auf Antrag der Münchner hatte der Verband das Pokalspiel gegen Kiel vom 23. Dezember in den Januar verschoben. Leverkusen pochte nun auf das gleiche Recht und beantragte, sein Spiel gegen Frankfurt ebenfalls zu verschieben. Weil der Spielausschuss abgelehnt hatte, zog der Werksklub vor das DFB-Bundesgericht – und bekam recht. Nun darf auch Leverkusen erst Mitte Januar antreten – mit dem Unterschied, dass der Antrag des FCB innerhalb von drei Stunden genehmigt wurde, während Leverkusen bis vors oberste Sportgericht ziehen musste.