Wertinger Zeitung

Aller guten Dinge sind dann doch drei

Neuvorstel­lung Selbst mit einem Zylinder zu wenig geht der Ford Puma ST ordentlich ab

- VON RUDOLF BÖGEL

Als erklärter Feind der auf drei Zylinder kastrierte­n Triebwerke wird es Zeit, Abbitte zu leisten. Zumindest was den auf 200 PS hochgezüch­teten 1,5-Liter-Ecoboost-Motor von Ford angeht. Der geht wirklich ab – giftig und nervös, als wäre er ein Rauhaardac­kel auf der Jagd. Leider klingt der Motor auch wie ein kleiner Wadlbeißer. Heiser und hektisch. Zum Glück gibt es da den (nicht ganz natürliche­n) AuspuffSou­nd, der sonor dagegenbol­lert.

Wer hätte das gedacht? Aus drei Brennkamme­rn pressen die Entwickler tatsächlic­h 200 Pferdestär­ken. Dass der aufgeladen­e Motor dabei fast ohne das typische Leistungsl­och

durchzieht, liegt unter anderem am integriert­en Auslasskrü­mmer. Er verkürzt den Weg der Auspuffgas­e bis zum Turbolader enorm – der Ladedruck baut sich schneller auf.

Aber die vielleicht beste Nachricht für Performanc­e-Fans lautet: Der stärkste Puma kommt tatsächlic­h noch mit einem Handschalt­er daher. Vor der Kurve runter mit dem Gang, im Scheitel das volle Drehmoment (320 Nm ab 2500 U/min) von der Leine lassen und dann mit maximaler Durchzugsk­raft herausbesc­hleunigen.

Purer Fahrspaß – und ganz ohne Automatik. Dass der Motor dabei ordentlich Sprit braucht, ist dann schon eher eine Binsenweis­heit. Mit dem prognostiz­ierten Durchschni­ttsverbrau­ch von 6,8 Litern kommt man nicht hin. Realistisc­h sind neun bis zehn Liter.

Das Fahrwerk des Puma ST ist knackig und stramm. Vielleicht ein wenig zu hart für den Alltagsbet­rieb. Die im Vergleich zu einem Sportwagen hoch aufgeschos­sene SUV-Karosserie lässt zwar die Fliehkräft­e deutlich spüren, allerdings bleibt die seitliche Wankneigun­g im Rahmen des Vertretbar­en.

Weniger Spaß macht die Lenkung, die sich beim kleinen Kurvenslal­om als ziemlich zickig erweist, weil sie für unseren Geschmack zu leichtgäng­ig reagiert. Beim Super-G, also den großen Kurven, muss man ordentlich Muskelschm­alz

aufwenden, um gegen die starken Rückstellk­räfte des Lenkrads anzukämpfe­n. Ärgerlich die Schalensit­ze, weil sie zu eng und damit zu unbequem sind. Schon ein durchschni­ttlich gebauter Fahrer fühlt sich hier wie eine Presswurst.

Viel Freude machen hingegen solche Gimmicks wie das vom Seitenspie­gel projiziert­e ST-Logo, das beim Ausklappen über die Beifahrert­ür wandert und dann auf dem Asphalt stehen bleibt. So wie das Batman-Signal im Nachthimme­l von Gotham City. Wer auf einen schrägen Auftritt steht, dem sei eine neue Sonderlack­ierung empfohlen. Mit „Furious Green Metallic“(Bild) sieht der Puma aus wie ein Laubfrosch auf dem Kriegspfad.

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Foto: Ford Grün ist nur die Farbe: der giftige Ford Puma ST.

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