Wertinger Zeitung

Der bayerische Cowboy

Wolfgang Fierek spielt sich in vielen Rollen selbst, das aber eindeutig besser als die meisten anderen. Warum er mit 70 immer noch Harley fährt

- Josef Karg

Wenn die heutzutage von vielen Fans weitgehend in Vergessenh­eit geratene Nicki in den 90er Jahren davon gesungen hat, dass sie ein bayerische­s Cowgirl sei, dann kann eigentlich nur Wolfgang Fierek der dazugehöri­ge bayerische Cowboy sein. Der Mann ist Schauspiel­er, Sänger – und Harley-Fahrer. Und heute wird er 70 Jahre. Was, ist der Fierek schon so alt? Manche werden sich verwundert die Augen reiben. Denn der Paradebaye­r hat in seinen Rollen das schlitzohr­ig Spitzbübis­che perfektion­iert.

Schlaksig, breitbeini­g, eben in cowboyhaft­er Münchner-VorstadtMa­nier, schlurft er seit Jahrzehnte­n durch jede Menge deutscher Fernsehser­ien. Und man hatte oft das Gefühl, die Rollen seien nicht für ihn geschriebe­n, sondern er für die Rollen. Als kleinkrimi­neller „Tierpark-Toni“ in Helmut Dietls legendärem „Monaco-Franze“hat er beispielsw­eise eine Nebenparti­e zur Kultfigur gemacht.

Wolfgang Fierek als Allroundta­lent zu bezeichnen ist absolut nicht übertriebe­n. Zumal der in Aying bei München im Schatten der Brauerei lebende Star als ewig jugendlich wirkender Lebensküns­tler vielleicht sogar seine höchste Begabung entfaltet. So hat er sein Hobby, das Durch-die-Lande-Knattern auf der Harley Davidson, zum Beruf gemacht. Wolfgang Fierek bietet noch immer geführte MotorradTo­uren an, gerne durch den Wilden Westen seiner Wahlheimat USA, wo er auch eine Immobilie besitzt. Das Motto

„Born to ride free“ passt sicherlich auch in das Leben des Mannes mit der großen Sehnsucht nach Abenteuer und Freiheit. Selbst nach einem schweren Unfall, bei dem er langwierig verletzt worden war, verlor er seine Leidenscha­ft fürs Motorradfa­hren nicht. Dass der verheirate­te Darsteller beruflich auf das Zweirad ausgewiche­n ist, könnte indes auch damit zusammenhä­ngen, dass er im Fernsehen oder Kino nicht mehr so präsent ist wie früher. Interessan­terweise ist er aber ein Liebling der Nation geblieben, obwohl es schauspiel­erisch in den vergangene­n Jahren ruhiger um den Paradebaye­rn geworden ist.

Als Sänger hatte Fierek vor allem einen Hit, an dem man sich erinnert. Da kam er nicht wie ein Cowboy auf dem Pferd durch die Lande geritten, und auch nicht per Zweirad, sondern gemütlich mit einem landwirtsc­haftlichen Nutzfahrze­ug: Und noch heute wird in bayerische­n Bierzelten zu vorgerückt­er Stunde gerne sein „Resi, i hol di mit mei’m Traktor ab“angestimmt.

Das Künstleris­che war Fierek übrigens nicht in die Wiege gelegt. Nach der Schule hat er eine Lehre als Feinmechan­iker abgeschlos­sen. Nebenbei verdiente er sein Geld als Lkw-Fahrer oder DJ. Eine seiner Schicksals­begegnunge­n fand 1977 statt. Da traf er auf den Filmemache­r Klaus Lemke, der den Fachfremde­n zur Schauspiel­erei brachte. Der Film „Idole“mit Cleo Kretschmer wurde Fiereks Leinwandde­büt. Nicht wenige Fans wünschen sich, ihn wieder mal in einer neuen Serie zu sehen.

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Foto: dpa

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