Drogen sind nur ein Problem
Noch ist unklar, wie tief der Drogensumpf bei der bayerischen, speziell der Münchner Polizei wirklich ist. Noch ist alles – juristisch gesehen – nur ein Verdacht. Doch schon der reicht aus, um einen gehörigen Schaden anzurichten. Denn die Ermittlungen fallen in eine Zeit, in der die Polizei ohnehin mit einem Verlust ihres Ansehens und ihrer Autorität zu kämpfen hat. So wird seit Monaten über rechte Tendenzen und problematische Strukturen im Polizeiapparat diskutiert. Gleichzeitig steigen die Fälle von Gewalt und Anfeindungen gegen die Beamten nicht erst seit der Corona-Pandemie, die aber ihren Teil dazu beiträgt. Das Drogenproblem in München – das angesichts 30 Verdächtiger nicht kleinzureden ist – fügt dem Image der Polizei einen weiteren Kratzer zu.
Die Entwicklung ist gefährlich und ihr muss, zum Wohle eines funktionierenden Rechtsstaates, schnellstmöglich Einhalt geboten werden. Im Münchner Fall muss das im ersten Schritt bedeuten: so umfassend wie nur irgend möglich aufklären, wer in den Skandal verwickelt ist. Wer hat was getan? Aber auch: Wer hat etwas gewusst, aber nichts gesagt? Denn hier beginnt der zweite Schritt, der noch deutlich schwieriger werden wird: Konsequenzen zu ziehen. Die Tatsache, dass nur die Aussage eines Dealers dazu führte, dass gegen die Beamten ermittelt wurde, zeigt, dass im Polizeiapparat, mindestens im Münchner, einiges schiefläuft. Allein die koksenden Beamten zu entlassen wird dieses Problem nicht lösen. Hier muss tiefer gegraben werden – tiefer als der Drogensumpf jetzt schon ist.