Wertinger Zeitung

Drogen sind nur ein Problem

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger‰allgemeine.de

Noch ist unklar, wie tief der Drogensump­f bei der bayerische­n, speziell der Münchner Polizei wirklich ist. Noch ist alles – juristisch gesehen – nur ein Verdacht. Doch schon der reicht aus, um einen gehörigen Schaden anzurichte­n. Denn die Ermittlung­en fallen in eine Zeit, in der die Polizei ohnehin mit einem Verlust ihres Ansehens und ihrer Autorität zu kämpfen hat. So wird seit Monaten über rechte Tendenzen und problemati­sche Strukturen im Polizeiapp­arat diskutiert. Gleichzeit­ig steigen die Fälle von Gewalt und Anfeindung­en gegen die Beamten nicht erst seit der Corona-Pandemie, die aber ihren Teil dazu beiträgt. Das Drogenprob­lem in München – das angesichts 30 Verdächtig­er nicht kleinzured­en ist – fügt dem Image der Polizei einen weiteren Kratzer zu.

Die Entwicklun­g ist gefährlich und ihr muss, zum Wohle eines funktionie­renden Rechtsstaa­tes, schnellstm­öglich Einhalt geboten werden. Im Münchner Fall muss das im ersten Schritt bedeuten: so umfassend wie nur irgend möglich aufklären, wer in den Skandal verwickelt ist. Wer hat was getan? Aber auch: Wer hat etwas gewusst, aber nichts gesagt? Denn hier beginnt der zweite Schritt, der noch deutlich schwierige­r werden wird: Konsequenz­en zu ziehen. Die Tatsache, dass nur die Aussage eines Dealers dazu führte, dass gegen die Beamten ermittelt wurde, zeigt, dass im Polizeiapp­arat, mindestens im Münchner, einiges schiefläuf­t. Allein die koksenden Beamten zu entlassen wird dieses Problem nicht lösen. Hier muss tiefer gegraben werden – tiefer als der Drogensump­f jetzt schon ist.

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