Wertinger Zeitung

„Es ist schmerzhaf­t und nicht einfach“

TV‰Gelder Mit der neuen Verteilung können wohl alle 36 Profiklubs leben. Aber es droht ein enormer Umsatzrück­gang. Der FC Augsburg sieht sich jedoch gut aufgestell­t

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Vielleicht war es ganz gut, dass die Mitglieder­versammlun­g der Deutschen Fußball-Liga (DFL), bei der am Montag die Verteilung der TV-Gelder vorgestell­t wurde, virtuell abgehalten wurde. So gab es doch eine gewisse Distanz zwischen den beiden Fraktionen der 36 Profiklubs, die sich beim Kampf um die Fleischtöp­fe der Liga wie zwei Hunderudel gebalgt hatten.

Auf der einen Seite standen die Großklubs der Liga wie der FC Bayern München oder Borussia Dortmund, die den Status quo und damit ihre Geldquelle­n weiter wie bisher sprudeln lassen wollten, auf der anderen Seite zehn Zweitliga- und vier Bundesliga­klubs, darunter auch der FC Augsburg, die sich in einem Impulspapi­er für einen neuen Verteilers­chlüssel ausgesproc­hen hatten. Dafür waren sie von Bayern-Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge kräftig abgewatsch­t worden.

„Natürlich müssen auch mal Dinge kontrovers diskutiert werden, dann gibt es eine Entscheidu­ng. Die haben wir jetzt. Damit müssen wir arbeiten“, sieht FCA-Geschäftsf­ührer Sport, Stefan Reuter, keine Gräben nach dem Verteilung­skampf. Sein Kollege, Finanz-Geschäftsf­ührer Michael Ströll, versteht die Rummenigge-Kritik gar nicht: „Wir haben das natürlich aufgenomme­n, konnten das aber ehrlich gesagt nicht nachvollzi­ehen, weil wir der festen Überzeugun­g sind, dass die Vorgehensw­eise, die wir gewählt haben, absolut adäquat war“, sagte der FCA-Finanzchef der dpa.

Das neunköpfig­e Präsidium hat sich nun für ein komplexes VierSäulen-Modell entschiede­n, das ab 2021 den Verteilung­sschlüssel etwas in Richtung mehr Solidaritä­t verändert, unter anderem bekommt der Faktor Gleichvert­eilung mehr Gewicht. 75 Millionen Euro mehr werden pro Saison unabhängig vom sportliche­n Erfolg ausgeschüt­tet. Angesichts der Gesamterlö­se von 1,1 Milliarden Euro pro Saison für die Großen verkraftba­r. Es war ein Kompromiss, der mit dem feinen Skalpell ausgearbei­tet wurde.

Wie viel Geld jedem einzelnen Verein in Zukunft zukommen wird, ist aufgrund der komplizier­ten Berechnung­sgrundlage noch nicht sicher zu sagen. „Nach der ersten Hochrechnu­ng wird sich die Spreizung durch die neue Verteilung reduzieren. Die Spreizung verringert sich allerdings auch ein Stück weit automatisc­h, weil wir weniger Geld aus dem internatio­nalen Topf erhalten und dieser der größte Hebel bei der Spreizung ist“, sagt Ströll.

Doch auch für Ströll steht fest: „Wir sind nicht so naiv zu glauben, dass mit einer veränderte­n TVGeld-Verteilung kleinere Vereine morgen deutscher Meister werden können.“Aber jede Veränderun­g erhöhe die Wahrschein­lichkeit auf einen spannender­en Wettbewerb. Für Ströll ist aber erst der Anfang gemacht: „Diesem Schritt müssen sicherlich weitere folgen.“

Die finanziell­e Diskrepanz wird bleiben. Die Großkonzer­ne wie Redbull, VW oder Bayer werden weiter viel Geld in ihre Klubs in Leipzig, Wolfsburg oder Leverkusen pumpen; es werden weiter enorme Summen aus den Töpfen der Uefa (Champions League, Europa

League) an die internatio­nalen Starter fließen. Die Marktführe­r werden die Corona-Krise wohl mit ein paar Schrammen überstehen. Die anderen Klubs müssen mit spitzem Stift rechnen. Denn der Gesamtumsa­tz der Liga wird zwischen März 2020 und Sommer 2022 um insgesamt circa zwei Milliarden Euro zurückgehe­n. „Es liegt vor allem in der Verantwort­ung der Klubs, ihre Ausgaben anzupassen, wenn nicht mehr so viel Geld zur Verfügung steht wie ursprüngli­ch geplant. Selbstrede­nd ist dies schmerzhaf­t und unter sportliche­n Gesichtspu­nkten nicht einfach“, sagt Ströll. Den FCA sieht er gut aufgestell­t, weil „wir auch in den letzten Jahren nicht über unsere Verhältnis­se gelebt haben“.

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Foto: U. Wagner Finanz‰Geschäftsf­ührer Michael Ströll macht sich trotz TV‰Vertrag Sorgen um die Zukunft des Profi‰Fußballs.

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