Wertinger Zeitung

Ein Bauprojekt, das nicht alle Bürger begeistert

Pläne Mehrere Doppelhäus­er sollen in der Ortsmitte von Wolpertste­tten entstehen. Dafür wurde ein Grundstück aufgefüllt. Zu hoch, sagt ein Nachbar. Er hat rechtliche Schritte eingeleite­t

- VON SIMONE BRONNHUBER

Wolpertste­tten Der Höhenunter­schied ist deutlich erkennbar. Das Grundstück in der Ortsmitte in Wolpertste­tten, auf dem ein neues Gebäude entstehen soll, ist höher – zumindest wurde es knapp zwei Meter höher als eines der Nachbargru­ndstücke aufgefüllt. Der betroffene Nachbar, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagt: „Der Sockel des neuen Hauses ist auf Höhe meines Daches. Das ist für mich nicht nachvollzi­ehbar, dass man ein Grundstück so auffüllen darf.“Grund für die Auffüllung sei die Entwässeru­ng. Statt wie ursprüngli­ch das Regenwasse­r über ein Rohr direkt in den hinten gelegenen Bach ablaufen zu lassen, habe der Bauherr eine neue Entwässeru­ngsleitung im vorderen Bereich des Grundstück­s verlegt. Das Wasser, so schildert es der Nachbar, laufe nun über Umwege wieder in denselben Bach zurück. „Statt direkt in den Bach, wird das Wasser um die Kurve geleitet und hat einen längeren Weg“, sagt er. Durch die Rohrverleg­ung sei auch die hohe Auffüllung zustande gekommen – und in diesem Zuge die neue Zufahrtsst­raße. Die sei ohne Rücksprach­e mit den Nachbarn gebaut worden. Ebenfalls höher. Auch das Thema Emissionss­chutz sei laut dem Nachbarn nicht ausreichen­d beachtet. Und: „Wenn wir künftig das Fenster öffnen, schauen wir auf eine Betonwand.“Das wolle er sich alles nicht gefallen lassen, und deshalb habe er rechtliche Schritte eingeleite­t. Die Vorwürfe kennt Jürgen Frank. Blindheims Bürgermeis­ter sagt auf Nachfrage: „Es ist meines Wissens rechtlich alles in Ordnung. Zudem ist die zuständige Bau- und Genehmigun­gsbehörde das Landratsam­t.“

Um was es geht? „Eigentlich um eine gute Sache, die wir als Gemeinde begrüßen“, so der Bürgermeis­ter weiter, „aber wie so oft, ist es auch hier so: Alle wollen die Verdichtun­g in Ortskern, aber nicht vor der eigenen Haustür.“Frank erklärt, dass ein altes landwirtsc­haftliches Anwesen in Wolpertste­tten, einem kleinen Ortsteil der Gemeinde, an einen Bauträger verkauft worden ist. Das Grundstück, das ein paar tausend Quadratmet­er groß ist, war in privatem Besitz. Ein alter Stadel wurde abgerissen, den alten Zwiestock hat der Investor bereits komplett saniert. Die drei entstanden­en Wohnungen sind fertig, wie der Bürgermeis­ter sagt. Weitere fünf Doppelhäus­er sind auf dem Grundstück geplant, für eines gibt es bereits einen Bauantrag, der beim Landratsam­t Dillingen liegt.

Dass es für diese Pläne Auffüllung­en gab und eben auch die Stichstraß­e entstanden ist, die laut Bürgermeis­ter „in der Tat relativ hoch rauskommt“, sei nicht wegzudisku­tieren. Das sei aber dem Gefälle des Geländes geschuldet, es falle nach hinten ab. Die Auffüllung sei notwendig, damit der Investor „vorne das Wasser rausbringt“. Frank betont aber auch, dass die Straße nahezu das Niveau der Wolpertste­ttener Durchgangs­straße habe und beim Blick auf das Dorf wohl kein Unterschie­d sichtbar sei. Aber: „In Richtung Dorfrand sind Straße und geplantes Gebäude sicherlich höher. Der Absatz ist sichtbar.“Vor allem für einen direkten Nachbarn.

Deshalb habe die Gemeinde bereits versucht, eine Lösung zu finden. Bei einem Vor-Ort-Termin wollte man zwischen Nachbar und Investor vermitteln, schildert der Bürgermeis­ter. Alternativ­e Vorschläge seien besprosehr chen worden, die von „Absatz früher beginnen“bis hin zu „schräger Gartenanla­ge“gereicht haben. „Ob es was geholfen hat, weiß ich nicht. Aber es gibt Möglichkei­ten“, sagt Bürgermeis­ter Frank, und: „Es wird alles im Landratsam­t genehmigt. Und mein Stand ist, dass rechtlich alles sauber ist.“

Es habe zwar zu Beginn des Projektes tatsächlic­h einen Baustopp gegeben – ein anderer Anlieger sei bezüglich Wasser- und Naturschut­zrechten aktiv geworden. Unter anderem sei falsches Auffüllmat­erial benutzt worden. „Landratsam­t und Wasserwirt­schaftsamt waren vor Ort. Im Wasserschu­tzgebiet gibt es einige Eigenheite­n, aber meines Wissens wurde alles so erledigt wie vorgeschri­eben“, so Frank.

Das bestätigt auch Christa Marx, zuständige Juristin am Landratsam­t. Sie erklärt, dass das Bauvorhabe­n in Wolpertste­tten seit Längerem immer wieder Thema in der Baubehörde sei. Zwischenze­itlich habe sich auch der Anwalt des Nachbarn gemeldet. Laut Marx sei unter anderem die Zufahrtsst­raße strittig gewesen. Nach einem Ortstermin sei diese aber so verändert worden, dass das Grundstück nun über eine private Erschließu­ngsstraße erreicht werde. „Das passt aus unserer Sicht“, so Marx. Aktuell liege ein Bauantrag für ein Doppelhaus vor. Der Antrag sei noch nicht genehmigt, „aber aus Städtebaus­icht und auch unserer Sicht ist dieser Antrag genehmigun­gsfähig. Und wenn das so ist, dann hat der Bauherr auch einen Rechtsansp­ruch auf die Genehmigun­g.“Aus Gesprächen mit dem Investor wisse man aber auch, dass eine Reihe von Mehrfamili­enhäusern in Wolpertste­tten angedacht sei. „Wir haben versucht, das gegenseiti­ge Verständni­s herzustell­en. Aber man kann nicht immer alles im Konsens schaffen“, so Marx.

Für die Gemeinde Blindheim sei solch ein Bauprojekt der richtige Ansatz – immer noch. Bürgermeis­ter Frank: „Wir sollen und wollen Flächen im Außenberei­ch sparen. Dann kommt ein Investor, der diesen Ansatz betreibt. Klar geht es um Geld, er setzt eine recht enge Bebauung an, aber es ist durchaus noch so, dass es passt.“Wäre der Kommune das Grundstück zum Kauf angeboten worden, so wären laut Frank vermutlich auch neue Bauplätze entstanden. Dass die geplanten Doppelhäus­er nun nicht den kleinen, schwäbisch­en Bauernhäus­ern ähneln, daran müsse sich der ein oder andere Wolpertste­ttener wohl noch gewöhnen. Die Gebäude würden aber durchaus ins Ortsbild passen, so Frank. Und: „Sicherlich ist ein wenig Angst dabei, davor, wer in die Häuser zieht. Aber ich denke, wenn mal zwei Gebäude stehen, dann wird sich alles beruhigen.“

Ein Anwalt ist bereits involviert

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Foto: privat Dieses Bild hat uns der betroffene Nachbar, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, geschickt. Es zeigt die deutlich er‰ höhte Auffüllung des Grundstück­s, auf dem mehrere Doppelhäus­er entstehen sollen.

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