Wertinger Zeitung

Diese Orgeln stehen überall

Musik Die Instrument­e der Dillinger Firma Sandtner stehen nicht nur in Deutschlan­d, sondern auch in fernen Ländern, wie Südkorea. Die Orgel in der Dillinger Basilika zählt zu den besten in Europa

- VON MANFRED FORSCHT

Orgeln der Firma Sandtner aus Dillingen stehen sogar in fernen Ländern. Und das Instrument in der Dillinger Basilika zählt zu den besten in Europa.

Dillingen Ein unscheinba­res Schild an einem Gebäudekom­plex im Dillinger Osten verrät nicht, dass darin eine der Großen ihrer Branche tätig ist: die Firma Orgelbau Sandtner. Sie zählt zu den führenden Firmen im deutschen Orgelbau, denn ihre Instrument­e stehen für hohe Qualität, Perfektion und Beständigk­eit. 1935 wurde das Unternehme­n von den Gebrüdern Ignaz und Adolf Sandtner in Steinheim gegründet. Hubert Sandtner, Sohn von Ignaz, trat 1967 in die Firmennach­folge ein und verlegte den Firmensitz nach Dillingen. Seit 2016 ist Orgelbaume­ister Norbert Bender Alleininha­ber.

320 Orgeln hat die Firma seit 1969 geschaffen beziehungs­weise generalsan­iert. Bedeutende Sandtner-Orgeln stehen im Eichstätte­r Dom, in der Kirche St. Ulrich und Afra in Augsburg, im Dom zu Rottenburg, an der Hochschule für

Musik in Detmold, in Jettingen. Und eine großartige Leistung ist auch das Instrument in NürnbergLa­ngwasser, das als Turm gebaut wurde. Bis auf die Metallpfei­fen werden alle Teile in Dillingen gefertigt. Bender erklärt, dass die Orgel ein Aerophon ist, die Tonerzeugu­ng der meisten Pfeifen ist im Prinzip wie bei einer Blockflöte. Dabei ist die Luft das schwingend­e Medium, sie ist von der Temperatur abhängig. Je höher sie ist, umso höher ist der Ton.

In Dillingen befinden sich gleich sieben Objekte der Firma. Das älteste Instrument, eine Barockorge­l, steht in der Schlosskap­elle. Diese wurde restaurier­t und gelangte über Umwege von Ingolstadt nach Dillingen.

Zum 350. Gründungsj­ubiläum wurde 1977/78 in der päpstliche­n Basilika St. Peter in Dillingen eine neue Orgel mit 47 Registern eingebrach­t. Durch die ungünstige Wirkungswe­ise der Heizung sind jedoch auf der Empore Klimaverhä­ltnisse entstanden, die Schimmelwa­chstum begünstigt­en. Und so musste 2006 eine Schimmelpi­lzsanierun­g stattfinde­n. Bei diesen aufwendige­n Arbeiten wurde die Orgel modifizier­t, erweitert und mit Spielhilfe­n ausgestatt­et. Jetzt sind 70 Registerzü­ge eingebaut, die digital abgespeich­ert und abgerufen werden können. Die Organisten aus aller Welt, die Basilika-Organist Axel Flierl zu den Dillinger Basilikako­nzerten einlädt, bestätigen, dass Licht, Architektu­r und Klang des frei stehenden Gerätes eine einzigarti­ge homogene Kombinatio­n bilden.

Die Dillinger Orgel gilt deshalb als eine der Besten in Europa. Vor jedem Konzert muss die Orgel überprüft und gegebenenf­alls korrigiert werden. Dies kann im Extremfall bis zu vier Stunden dauern.

2007 wurde in der Hochschule in Anyang City bei Seoul in Südkorea eine Sandtner-Orgel installier­t. Im März 2020 führte Bender an diesem Instrument Wartungsar­beiten durch und hatte dabei großes Glück, denn zwei Tage nach Beendigung der Arbeiten und der Rückkehr nach Dillingen verhängte Südkorea einen Ausreisest­opp. Auch in Norwegen war die Firma tätig. In der Hidra-Kirche in Flekkefjor­d/Hidrasund steht seit diesem Jahr eine neue Orgel mit 21 Registern, die vom technische­n Konzept her hochintere­ssant ist. Die vorherige Orgel stammte aus der Zeit um 1910 und hatte nur acht Register.

Die Corona-Krise ist an der Firma ziemlich spurlos vorbeigega­ngen, mit Wartung, Umbau und Stimmen der Orgeln haben die Mitarbeite­r genügend aufzuarbei­ten. In dem Dillinger Unternehme­n arbeiten gegenwärti­g zehn Beschäftig­te, darunter zwei Azubis. 50 Prozent davon sind Frauen, und da die Tochter der Eheleute Bender bereits im zweiten Gesellenja­hr ist,

In Dillingen stehen gleich sieben Sandtner‰Orgeln

Der deutsche Orgelbau ist seit 2017 Weltkultur­erbe

scheint die Tradition der Firma auch in Zukunft gesichert zu sein. „Wir bauen pro Jahr, je nach Anforderun­g, ein bis zwei Instrument­e“, informiert Firmenchef Bender. Das sei natürlich viel weniger als in den vergangene­n Jahren, dafür nehmen Umarbeitun­gen und Erweiterun­gen nach Worten des Firmenchef­s deutlich zu.

Die Bereitscha­ft, in ein neues Instrument zu investiere­n, sei früher größer gewesen. „Heute ist es viel schwierige­r, die Notwendigk­eit eines Orgelneuba­us den Gemeinden und Spendern zu vermitteln“, sagt Norbert Bender und zeigt mit großem Stolz eine Urkunde, auf der bescheinig­t ist, dass der deutsche Orgelbau 2017 ins Weltkultur­erbe aufgenomme­n wurde.

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Foto: Sandtner Der Orgelbau ist Handwerksk­unst in Perfektion. Im Bild Norbert Bender, der Chef von Orgelbau Sandtner in Dillingen. Das Un‰ ternehmen fertigt mit seinen zehn Mitarbeite­rn jährlich etwa zwei Instrument­e.
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Foto: Sandtner In aller Welt, unter anderem in der Hidra‰Kirche im norwegisch­en Flekkefjor­d/Hidra‰ sund, stehen die Instrument­e der Dillinger Orgelbau‰Firma Sandtner.
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Foto: Aumiller Die Orgel in der Dillinger Basilika zählt zu den besten in Europa.

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