Schon beim Kaufen ans Reparieren denken
Nur bei sehr alten Geräten ist der Gang zum Elektroschrott angezeigt: Die neuen verbrauchen meist deutlich weniger Strom. Doch der Weg zu echter Nachhaltigkeit ist noch weit
Auf den Weihnachts-Wunschlisten sind häufig Elektrogeräte zu finden. Wer in diesen Tagen noch derartige Geschenke besorgen will, sollte einen Kaufaspekt berücksichtigen, der leider häufig zu kurz kommt: Kann das Produkt im Notfall auch repariert werden?
Verklebte Gehäuse, festverbaute Akkus, überteuerte Ersatzteile oder fehlende Reparaturanleitungen – das sind nur einige der Gründe, warum viele Elektrogeräte schon bei kleinen Defekten, die einfach zu reparieren wären, gleich weggeworfen werden. Bei vielen Geräten ist eine Reparatur gar nicht erst möglich oder sie ist viel zu teuer.
Dabei ist es aus ökologischer Sicht in den allermeisten Fällen besser, defekte Geräte zu reparieren und sie so lange wie möglich zu nutzen. Ausnahmen sind sehr alte Kühl- oder Eisschränke, Waschmaschinen oder Trockner der Energieeffizienzklasse B oder schlechter. Diese sollten durch neue A+++-Modelle ersetzt werden, auch wenn sie noch funktionieren.
Stellt sich die Frage, wie man re
Produkte überhaupt erkennen kann? Zuallererst indem man einen Blick auf das Gehäuse wirft. Elektrogeräte sollten mit herausdrehbaren Schrauben verschlossen sein. Wichtig ist auch, dass Akkus und empfindliche Bauteile leicht austauschbar sind. Ein weiterer Tipp: Beim Händler oder direkt beim Hersteller nachfragen, ob und wie lange Ersatzteile für das Produkt verfügbar sind.
Die Testberichte der Stiftung Warentest und Produkte, die das Umweltzeichen „Blauer Engel“tragen, geben oft Hinweise darauf, wie lange Geräte halten und ob sie gut zu reparieren sind. Allgemein gilt: Langlebigkeit hat seinen Preis – auch wenn nicht zwangsläufig das teurere Modell länger seinen Dienst verrichtet. Aber die Wahrscheinlichkeit ist höher.
Die gute Nachricht für Konsumenten: Erst kürzlich hat das EUParlament einen Bericht verabschiedet, mit dem die Entwicklung von Gesetzen vorangetrieben werden sollen, die für eine längere Lebensdauer von Produkten wie Smartphones und Laptops sorgen. Die Mehrheit der EU-Parlamentarier befürwortet auch ein verbindliches Kennzeichnungssystem, um Verbraucher über die Reparierparaturfreundliche freundlichkeit von Produkten zu informieren.
Als Reaktion auf unsere Wegwerfgesellschaft gibt es in immer mehr Städten und Gemeinden „Repair Cafés“, auch in unserer Region. Im Internet findet man unter www.reparatur-initiativen.de eine Karte mit Standorten. Hier helfen Freiwillige anderen Menschen, defekte Geräte zu reparieren und vor der Mülltonne zu retten. So soll auch verhindert werden, dass die fürs Reparieren nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten verloren gehen.
Ebenfalls lobenswert sind Initiativen seitens der Abfallwirtschaft, die auf Wieder- oder Weiterverwendung von aussortierten Geräten, Möbeln oder anderen Dingen abzielt. So betreibt etwa der Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK) mehrere Gebrauchtwarengeschäfte. Allein im ZAK-Gebiet konnte von 2018 bis 2019 so 150 Tonnen „Sperrmüll“eingespart werden. Dabei handelt es sich nicht um Müll oder Schrott, den andere loswerden wollen, sondern um Produkte, die nicht mehr benötigt werden und die noch in gutem Zustand sind. Wer hier einkauft, handelt nachhaltig.
Ein anderes Beispiel ist das SozialKaufhaus Augsburg, ein gemeinnütziges Projekt der Arbeitshilfe 2000. In zwei Gebrauchtwarenkaufhäusern werden gebrauchte Möbel, Kleidung, Haushaltswaren angeboten, die mit dem Ziel der Wiederverwendung von ihren Besitzern gespendet wurden.
Auch erwähnenswert im Sinne der Nachhaltigkeit ist der virtuelle Marktplatz, den der ZAK auf seiner Homepage (www.zak-kempten.de/re-use.html) anbietet. Dort findet man Adressen und Kontaktdaten von Betrieben, die noch Reparaturen vornehmen – sei es an Fahrrädern, Elektrogeräten, Smartphones, Fotoapparaten, Schuhen oder Kleidung.