Die positiven Folgen von Paris
Dem rumänischen Vierten Offiziellen ist zumindest zu unterstellen, dass er sich nicht bewusst rassistisch geäußert hat. Das Problem dabei ist nur: So kommt er eben daher, der gewöhnliche Alltagsrassismus. Es ist ein Leichtes, rassistisches Verhalten zu identifizieren, wenn Affenlaute imitiert werden. Ebenso leicht ist es, sich dagegen zu positionieren, schließlich ist dieses widerliche Verhalten ja weit weg von eigenen Handlungsmustern. Aber einen Schwarzen Menschen als Schwarzen Menschen kenntlich zu machen, das muss doch wohl drin sein.
Ist es aber nicht. Eine Identifizierung über die Hautfarbe ist nichts anderes als Rassismus. Rassismus, den ein Großteil der mitteleuropäischen Bevölkerung so nicht kennt, noch nie am eigenen Leib erfahren hat. Weil sie unter dem privilegiertem Umstand lebt, meistens zur Mehrheitsgesellschaft zu gehören. Nicht ein Leben lang immer und immer wieder „hellhäutig“oder „der Weiße“bezeichnet zu werden. Diskriminierung wird nicht von der Mehrheit definiert.
Hätte es aber gleich eines so drastischen Mittels gebraucht, wie es die Spieler von Paris St. Germain und Istanbul Basaksehir gewählt haben? Aber selbstverständlich. Zumal der Abbruch eines Fußballspiels
– auch noch ohne Fans im Stadion – nur bedingt als drastisch zu bezeichnen ist. Immerhin aber ist es ein weit sichtbares Zeichen. Superstars wie Neymar oder Kylian Mbappé haben eine enorme Reichweite in ihrem Handeln. Oft wird den Profis vorgeworfen, ihre Strahlkraft hauptsächlich für finanzielle Zwecke zu nutzen. Diesmal aber kommen sie in eindrucksvoller Manier ihrer sozialen Verantwortung nach.
Es wäre naiv, zu glauben, dass sich einige unverbesserliche Rassisten nun von ihrer ekelhaften Gesinnung verabschieden. Mit Sicherheit aber werden etliche Anhänger in Zukunft versuchen, sensibler mit Sprache umzugehen. Schreiten möglicherweise ein, wenn sich Alltagsrassimus scheinbar unwidersprochen breit macht. Dann hätte der Vorfall von Paris positive Folgen.