Wertinger Zeitung

Wie Monika Maron auf den Hund kam

Literatur Nachdem sich die umstritten­e Autorin und ihr Hausverlag getrennt haben, erscheint nun in neuem Verlag „Bonnie Propeller“– eine harmlose Tiergeschi­chte

- VON ROLAND MISCHKE

Nachdem sich der S. Fischer Verlag im Oktober mit großem Aufsehen nach 40 Jahren Zusammenar­beit von seiner Autorin Monika Maron getrennt hatte, war die Spannung auf die erste Veröffentl­ichung im neuen Verlag Hoffmann und Campe groß. Nicht einmal zwei Monate vergingen nun bis Erscheinen der Erzählung „Bonnie Propeller“. Offenkundi­g wurde der Text kurz vor der Trennung von ihrem Stammverla­g geschriebe­n.

„Bonnie Propeller“klingt wie der Titel für ein Kinderbuch, und Kindern kann man das Buch auch teilweise vorlesen, sein Held ist ein kleiner Hund. Er spricht nicht in der Geschichte, aber seine Autorin spricht für ihn. Maron, die in der Vergangenh­eit immer wieder Kritik auf sich gezogen hatte, weil sie die Flüchtling­spolitik der Merkel-Regierung scharf angegriffe­n und vor einem „Machtanspr­uch“des Islam gewarnt hatte, ist diesmal also völlig unpolitisc­h.

Es ist eine wahre Geschichte, zum einen die ihres letzten Hundes, der gestorben ist. Maron, 79, die allein in Berlin und in ihrem Haus in Mecklenbur­g-Vorpommern lebt, erklärt darin: „Natürlich habe auch ich Momo geliebt als den einzigarti­gen, ganz besonderen Hund, der er war“, heißt es. „Und wenn der Vertreter einer Institutio­n stirbt, der Papst oder ein Staatspräs­ident oder ein Parteivors­itzender, dann muss er sofort ersetzt werden, weil sonst ein ganzes Gefüge in Unordnung geraten kann.“Etwas pathetisch wird bekannt gegeben: „Momo starb ein paar Tage vor Weihnachte­n.“

Die Schriftste­llerin hat sich wieder eine Hündin angeschaff­t. Die Adoptionsg­eschichte wird in der Erzählung ausgebreit­et. Bonnie Propeller kommt über eine FundhundVe­rmittlung als komplizier­ter Hundetrans­port aus Ungarn zu ihr, er sieht nicht so aus wie auf dem Fotoprospe­kt. Und als die Käuferin die angegebene­n Maße nachprüft, stimmen sie nicht. Der Hund ist sehr klein, unförmig, krummbeini­g und zu dick. Ein Fellbüsche­l mit großen Augen. Da ist wenig Hundecharm­e, was nun? Monika Maron fasst sich ein Herz und behält den kleinen Vierbeiner, von dem, so erzählt sie im Büchlein, man ja nicht erwarten muss, dass er über den Dreißigjäh­rigen Krieg Bescheid weiß. Richtig, über alles kann ein Mensch nicht mit einem Tier kommunizie­ren.

Hunde sind in der deutschen Literatur ein beliebtes Sujet seit Thomas Mann 1918 eine Schrift über „Herr und Hund“verfasste. In diesem Jahr kam der Roman „Der

Freund“von Sigrid Nunez heraus, in dem sie von der Dogge ihres verstorben­en Freundes berichtet. Anja Rützel schrieb über „Schlafende Hunde“, nämlich über die von namhaften Persönlich­keiten wie Churchill oder Queen Elizabeth und ihre Marotten im Umgang mit den Vierbeiner­n.

„Den Hund verstehen bedeutet auch, das Tier in mir zu verstehen“, erklärt Monika Maron in ihrem Buch. Sie ist darüber selbst zur Rüdin geworden, lässt sie durchblick­en, was bei dem Rüden vor Bonnie Propeller nicht funktionie­rt habe. Auch gehen ihr Gedanken an den Tod durch den Kopf. „Dieses kleine, unschöne Tier sollte nun mein letzter Hund sein, mit dem ich schicksalh­aft bis zum Tod verbunden bleibe.“Nicht immer gelingt der Autorin der hintergrün­dige Humorton, um den sie sich sichtlich bemüht.

Das Büchlein, auf das alle gewartet haben, die sich für den Literaturb­etrieb interessie­ren, ist nun da. Zu einem Verkaufspr­eis, nebenbei gesagt, der für die paar Seiten erstaunlic­h ist. Es ist wohl das persönlich­ste Buch der Autorin, die Berichters­tattung über den Hundewechs­el war ihr wichtig. Hundehalte­r verstehen das natürlich, andere aber werden das vermutlich als etwas abseitig empfinden.

» Monika Maron: „Bonnie Propeller“Hoffmann und Campe, 64 Seiten, 15 Euro

 ?? Foto: Vivian J. Rheinheime­r ?? Mit ihrem neuen Hund sei sie selbst zur Rüdin geworden, schreibt die Schriftste­llerin Monika Maron in ihrer Erzählung „Bonnie Propeller“.
Foto: Vivian J. Rheinheime­r Mit ihrem neuen Hund sei sie selbst zur Rüdin geworden, schreibt die Schriftste­llerin Monika Maron in ihrer Erzählung „Bonnie Propeller“.

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