Wertinger Zeitung

Unternehme­r Helmut Bauer stirbt an Corona

Nachruf Der Firmen-Chef und Musik-Manager ist gestorben – offenbar an Covid-19. Noch im Frühjahr hatte er für den Augsburger Stadtrat kandidiert. Sein Tod macht Freunde fassungslo­s

- VON INA MARKS

Augsburg Der Augsburger Unternehme­r Helmut Bauer ist tot. Wie enge Freunde und politische Weggefährt­en berichten, erlag der 62-Jährige am Dienstag einer Corona-Erkrankung. Bauer soll bereits seit ein paar Wochen wegen Covid-19 auf der Intensivst­ation gelegen haben. Vor allem für die Familie ist das ein Schock.

Bauer hinterläss­t seine Ehefrau, zwei Kinder und Enkel. Erst vor Kurzem soll er zum dritten Mal Opa geworden sein. Als ein umtriebige­r, kontaktfre­udiger Mensch war Helmut Bauer in der Stadt bekannt. Sein Tod löst Trauer und Betroffenh­eit aus. Der Augsburger, der als Kind im Bärenkelle­r aufwuchs, leitete nicht nur einen Hausmeiste­rservice mit mehreren Mitarbeite­rn und Filialen in Augsburg, Landsberg und München. Er war auch Mitgründer und Schatzmeis­ter der Bürgervere­inigung WSA (Wir sind Augsburg). „Schatzi“nannte man ihn dort. Im Frühjahr noch hatte er für den Stadtrat kandidiert.

Obwohl Bauer früher mit Musik nichts am Hut hatte, wie er mal im Interview mit unserer Redaktion erzählte, übernahm er das Management des Augsburger­s Michael Rauscher, der es in der TV-Castingsho­w DSDS bis ins Finale schaffte und als „singender Fliesenleg­er“bekannt wurde. Die beiden galten als unzertrenn­lich. Bauer sagte mal, „der Michi ist wie ein Sohn für mich“. Für Rauscher war Helmut Bauer ein zweiter Vater, wie er sagt. Der 23 Jahre alte Sänger ist am Boden zerstört.

„Er war ein Mensch mit einem Riesenherz, der für jeden da war“, erzählt Rauscher. Vor zwei Jahren lernte er Bauer in der 3M-Bar in der Maximilian­straße kennen. „Wir haben uns von der ersten Sekunde an verstanden. Einen Tag später fragte er mich, ob ich auf der Hochzeit seiner Tochter singen wolle. Ich sagte sofort zu, weil er mir sympathisc­h war. Ich wollte auch kein Geld.“Helmut Bauer förderte den Sänger, nahm ihn zu gesellscha­ftlichen Veranstalt­ungen mit, stellte ihn etwa Carmen und Robert Geiss vor, mit denen er befreundet war. Das Millionärs­ehepaar ist vielen aus der TV-Reality-Sendung „Die Geissens“bekannt.

Rauscher nahm mit Carmen Geiss ein Lied auf. Helmut Bauer gelang es, dass Musikriese Sony den jungen Augsburger unter Vertrag nahm.

Wenn Bauer sich ein Ziel gesetzt hatte, erreichte er es auch, berichten Freunde. Er soll noch viele Ideen und Ziele gehabt haben. „Sein Wunsch war, dass ich mal auf dem Chartplatz Nummer eins lande. Diesen Wunsch will ich ihm erfüllen, auch wenn er jetzt in einer anderen Welt ist“, meint Michael Rauscher, der zugibt, dass ihm mit dem Tod seines Freundes und Managers eine starke Stütze wegbreche. Auch Ex-Boxweltmei­sterin und Sängerin Tina Schüssler ist bestürzt.

Sie arbeitete ebenfalls mit Bauer zusammen. „Im Frühjahr wollten wir zu ihm nach Mallorca, um dort an einem Song zu tüfteln. Er war so positiv. Mit Helmut hattest du immer Spaß.“Fassungslo­sigkeit herrscht bei der WSA. Vorsitzend­e Anna Tabak sagt, sie habe einen guten Freund und Förderer verloren. „Diese Lücke lässt sich nicht füllen.“

Fürsorglic­h, zuverlässi­g und herzensgut sei Helmut Bauer gewesen. „Was ihn besonders auszeichne­te, war seine Güte. Er selbst war erfolgreic­h und genoss das Leben. Aber sobald er merkte, dass jemand am Tisch vielleicht nicht so viel Geld hatte, lud er ihn ein“, erinnert sie sich. Bauer habe gerne geteilt. „Er wollte, dass sich Menschen neben ihm wohlfühlen. Ein Status war ihm egal. Und er war ein ausgeprägt­er Familienme­nsch.“

Bauer wird als bodenständ­ig beschriebe­n. Laut Tabak setzte sich der Unternehme­r auch im Winter morgens um drei Uhr auf das Räumfahrze­ug, um seine Mitarbeite­r zu unterstütz­en. Im Interview mit unserer Redaktion vor einem Jahr verriet der Unternehme­r, dass er an schönen Sommertage­n auch mal seinen Angestellt­en einen großen Rasenmäher wegschnapp­e. „Das gibt mir Kraft. Ich fahre den Mäher teilweise lieber als eine Harley“, sagte er damals und lachte mit seinem ihm eigenen Schalk. Bauer lachte gerne und viel. In den sozialen Netzwerken ist kaum ein Foto von ihm mit ernster Miene zu finden. Die Menschen schätzten seine Fröhlichke­it, seine positive Art. Umso unbegreifb­arer ist für viele sein Tod. „Es ist viel zu früh“, meint Anna Tabak. „Er war ein stattliche­r, starker, fitter Mann.“Sein Tod hinterlass­e umso mehr das Bewusstsei­n, dass Corona eine Gefahr ist. „Menschen, die das in Frage stellen, machen mich wütend“, so Tabak. Tina Schüssler glaubt, dass Bauers Tod viele Augsburger in eine Schockstar­re versetzen werde. „Helmut ist der Erste, den ich kenne, der an Corona gestorben ist. Jetzt sieht man wirklich, wie krass die Krankheit ist.“Auch bei den Königstreu­en Augsburg ist man bestürzt.

Helmut Bauer war seit rund vier Jahren Mitglied in dem Verein, der sich für eine Wiedereinf­ührung der Monarchie ausspricht. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e Anton Steinböck erinnert sich, wie gerne Bauer die Königstreu­en auf Feste begleitet hat. Der Plärrer sei auch sein Wohnzimmer gewesen. Der 77-Jährige hofft, dass Bauers Tod vielen zu denken gibt, sich an die Vorgaben zur Eindämmung der Pandemie zu halten. „Wenn ein Mensch so aus dem Leben gerissen wird, macht das fassungslo­s.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Augsburger Unternehme­r Helmut Bauer wurde 62 Jahre alt.

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