Wertinger Zeitung

Einer wie Mesut Özil

Mit Jamal Musiala spielt ein Hochbegabt­er für die Bayern, der an den ehemaligen Nationalsp­ieler erinnert. Der 17-Jährige hat schon einige Umzüge hinter sich

- Tilmann Mehl

So einen hat der deutsche Fußball schon länger nicht mehr gesehen. Von dürrer Gestalt und doch immer wieder munter durch das Zentrum dribbelnd. Dort, wo die Einbauschr­änke auf Beinen wenig Lust haben, sich von einem 17-Jährigen düpieren zu lassen. Überrasche­nderweise aber bringt Jamal Musiala seine Beine immer noch rechtzeiti­g vor den Stollen in Sicherheit. Münchens neue Nachwuchsh­offnung erinnert an den Mesut Özil junger Jahre. Lieber einmal zu oft ins Dribbling gehen als einmal zu selten und alles schön leicht ausschauen lassen. Musiala allerdings muss von seinem Trainer Hansi Flick nicht noch extra zur Abwehrarbe­it angespornt werden, er macht sich von alleine auf die Fährte der verlorenen Bälle.

Der Deutsch-Engländer ist nach Alphonso Davies möglicherw­eise der zweite äußerst kostengüns­tige Neuzugang der Bayern, der sich überrasche­nd schnell zu einer wirklichen Alternativ­e in dem Starensemb­le entwickelt. Ursprüngli­ch wollte Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic ja Callum HudsonOdoi vom FC Chelsea verpflicht­en – nachdem der Klub aber ablehnte, verpflicht­eten die Münchner im vergangene­n Jahr eben Musiala, der in der Jugendabte­ilung Chelseas spielte.

Ein damals 16-Jähriger, der einen großen englischen Verein verlässt, um zu einem noch größeren Verein im Ausland zu wechseln – im modernen Fußball ist das mehr Regel als Ausnahme. Musiala kannte sich mit Umstellung­en bei seinem Wechsel schon aus. Geboren als Kind einer Deutschen und eines Nigerianer­s in Stuttgart, verbrachte er die ersten Jahre in Fulda. Als seine Mutter für ein Auslandsst­udium nach Southampto­n im Süden Englands zog, folgte die Familie. Musiala spielte nur kurze Zeit für die Junioren des FC Southampto­n, da trudelten schon die ersten Angebote des FC Chelsea und von Arsenal London ein. Für einen Achtjährig­en. Auch das: nicht ungewöhnli­ch. Die Familie entschied sich für Chelsea, der nächste Umzug. Für die Ahnung, dass aus dem schmächtig­en Jungen einmal ein profession­eller Fußballspi­eler werden könnte. Im vergangene­n Jahr folgte der Wechsel nach München. „Wir wollten aus persönlich­en Gründen zurück nach Deutschlan­d“, sagte Musiala der Fuldaer Zeitung. Unter anderem der „Brexit“soll eine Rolle gespielt haben. Ein wenig A-Jugend, dann die Zweitvertr­etung in der dritten Liga und Ende der vergangene­n Saison das Debüt in der Bundesliga. Eine Karriere im Schnelldur­chlauf. Am Samstag steht das Duell bei Union Berlin an. Möglicherw­eise mit Musiala in der Startforma­tion. Allzu viel andere Optionen hat Trainer Flick nicht, zudem gilt er als Förderer des 17-Jährigen. Dass der jüngste Bundesliga­spieler der Münchner aller Zeiten deswegen aber auf Normalmaß gestutzt werden müsste, ist unwahrsche­inlich. „Der Junge ist eiskalt“, sagt beispielsw­eise Sebastian Hoeneß. Der jetzige Coach der TSG Hoffenheim trainierte in der vergangene­n Saison Musiala noch bei den Bayern.

 ?? Foto: Getty Images ??
Foto: Getty Images

Newspapers in German

Newspapers from Germany