Papierflieger stiften Frieden
Unser Volk hat sich, schon seit vielen Jahren zum Weihnachtsjubel verpflichtet. In jeder Werbeanzeige und in Millionen Gehirnen ist Weihnachten ein Fest der Freude.
Umso rätselhafter ist es, dass sich Psychologen mit ständig zunehmender Weihnachtsangst beschäftigen müssen. Schon heute erfasst diese Angst Millionen Menschen, weil sie daran denken, dass sie in zehn Tagen einen Beitrag zur perfekten Stimmung, zu Freude und Heiterkeit und zu familiärem Gesang leisten müssen.
Die spezielle Weihnachtsangst wird noch verständlicher, wenn man die Festanalysen von Statista kennt. Dieses Online-Portal behauptet, dass im Jahre 2019 25 Prozent der befragten Personen Weihnachten als Jahreshöhepunkt familiärer Streiterei erlebt haben. In stiller Nacht explodierte die Aggressivität zwischen Lebenspartnern. Eltern wurden unterm Tannenbaum in ein schiefes Licht gerückt, sodass sie das Fest der Liebe empört verließen. Geschwister gerieten sich in die Haare. Besondere Leidenschaft entwickelten die weihnachtlichen Streithähne bei der Frage, wie dem weiteren Festverlauf eine friedensstiftende Wirkung gesichert werden kann.
Natürlich haben findige Friedensstrategen inzwischen herausgefunden, wie sich der HeiligAbend-Streit vermeiden lässt. Im Internet schlagen sie vor, gemeinsam fernzusehen, den Abend zu einem Wettbewerb mit Papierfliegern umzugestalten, einen Schneemann zu bauen, Kaffeetassen zu bemalen oder einen Spaziergang zu machen. Offenbar ist heute nur noch mit diesen Mitteln zu erreichen, was der Dichter Max von Schenkendorf für die Feiertage empfohlen hat: „Es ist ja frohe Weihnachtszeit, / Engleins- und Kindleins Lust; / Verbanne Streit und Herzeleid / nur schnell aus deiner Brust.“