Ist an Weihnachten Platz in der Herberge?
Heiligabend Wegen Corona ist das Platzangebot in den Christmetten begrenzt. In vielen Pfarreien in der Region werden Gläubige aufgefordert, sich anzumelden. Die Seelsorger wollen niemanden frustrieren
Landkreis Wie wird Weihnachten in diesem Corona-Jahr gefeiert? Diese Frage beschäftigt derzeit viele Menschen. Auch der Chef des katholischen Dekanats Dillingen, Pfarrer Johannes Schaufler, blickt dem Fest mit einiger Anspannung entgegen. Der Grund: Wegen des notwendigen Abstands in Zeiten der Pandemie passen viel weniger Gottesdienstbesucher in die Kirchen. In der Gundelfinger Stadtpfarrkirche beispielsweise sind es nur 70 Plätze (für Familien und Einzelpersonen). Und weil gerade an Weihnachten die Kirchen in der Regel gut besucht sind, könnte es Probleme geben, dass nicht alle an Heiligabend die Christmette besuchen können. „Wir wollen niemanden vor den Kopf stoßen und die
Menschen nicht frustrieren“, sagt Schaufler. Die Kirchen müssten gerade an Weihnachten auch für Menschen offen sein, die unterm Jahr nicht so oft in die Kirche kommen. Deshalb haben Pfarrgemeinden ihr Angebot ausgeweitet. Und in Anlehnung an das Weihnachtsevangelium hofft Gundelfingens Stadtpfarrer Schaufler, dass an Heiligabend auch ausreichend „Platz in der Herberge“ist.
Viele Pfarreiengemeinschaften in der Region setzen auf die vorherige Anmeldung der Gläubigen, andere nicht. „Das regelt jede Pfarrei für sich“, sagt Schaufler. Die Pfarreiengemeinschaft Gundelfingen etwa bittet Gläubige, sich für die Weihnachtsgottesdienste unter Telefon 09073/9978020 oder per Email pg.gundelfingen@bistum-augsburg.de anzumelden. Es gibt, so Schaufler, auch einige Krippenspiele und weihnachtliche Feiern im Freien. Das Gottesdienst-Angebot sei an Heiligabend auf zehn erhöht worden, erläutert der Dekan.
In der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Dillingen werden die Christen gebeten, sich für die Weihnachtsgottesdienste anzumelden. Entweder über das Internet oder durch einen Anruf im Pfarramt, erläutert Pfarrer Manuel Kleiner. Angesichts der Corona-Regeln können laut Kleiner gegenwärtig nur etwa 70 Menschen in die evangeliKatharinenkirche. Deshalb sei er dem katholischen Stadtpfarrer Wolfgang Schneck und der Akademie dankbar, dass die Mitglieder der Kirchengemeinde an Weihnachten die Studienkirche nutzen können. Und Mesner Josef Gerstmeier stelle dort auch noch einen geschmückten Christbaum, ist Kleiner dankbar. So könnten dort etwa 140 Gläubige feiern – doppelt so viele wie in der Katharinenkirche. In der Studienkirche gibt es am Heiligabend um 15 und 17 Uhr Gottesdienste. In der Katharinenkirche wird um 23 Uhr eine Christmette gefeiert. „Die Christmette ist schon ausgebucht“, sagt Kleiner. Für alle, die noch keinen Platz gefunden haben, gibt es am ersten Weihnachtsfeiertag um 16.30 Uhr ein zusätzliches Angebot. „Wir wollen niemanden verprellen“, sagt der evangelische Stadtpfarrer.
In der Pfarreiengemeinschaft Wertingen werden die Weihnachtsgottesdienste dagegen ohne vorherige Anmeldung gefeiert, informiert Gemeindereferent Michael Hahn. Er ist zuversichtlich, dass für alle Interessierten ein Angebot zu finden sein müsste. In die Stadtpfarrkirche St. Martin in Wertingen passen seinen Worten zufolge etwa 70 Gläubige, außerdem wird in den Pfarrkirchen in Gottmannshofen und Binswangen Weihnachten gefeiert. Hahn weist auf „ das große Angebot“hin. In den drei Pfarreien Wertingen, Gottmannshofen und Binswangen gebe es am Heiligabend jeweils um 14 Uhr eine Andacht. Um 17 Uhr wird eine Christvesper im Freien angeboten – in Gottmannshofen auf dem Platz beim Landgasthof Stark, in Binswangen auf dem Dorfplatz beim Schützenheim und in Wertingen am Christbaum vor dem Schloss. Für Kinder gebe es in jeder Pfarrei um 15 Uhr unter dem Motto „Kommet zur Krippe“eine Feier in den Kirchen. Und die Pfarrjugend feiert um 16 Uhr Waldweihnacht. Dazu kommen in jeder Pfarrei Christmetten. Michael Hahn ist sich sicher: „Die Wertinger können mit dem Angebot gut durch den Heiligabend kommen.“
In der Pfarrei St. Martin in Lauingen gibt es, wie Pfarrhelfer René Stiefenhofer mitteilt, für die Gottesdienste an Heiligabend im Martinsmünster in diesem Jahr ein schriftliches Anmeldeverfahren. Anmeldeformulare sind in der Stadtpfarrkirche ausgelegt oder können auf der Homepage der Pfarrei www.pfarreilauingen.de unter „Aktuelles“heruntergeladen werden. „Alle angemeldeten Personen müssen aus eische nem Haushalt stammen“, informiert die katholische Pfarrgemeinde. Die Anmeldung muss bis spätestens 17. Dezember im Pfarrbüro abgegeben werden. Für die Augustinerkirche bestehe die Möglichkeit zur Anmeldung jeweils nach den Adventsgottesdiensten in der Sakristei.
In der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Lauingen werden die Gläubigen gebeten, sich über die Webseite oder das Telefon anzumelden. „Wir haben bereits viele Anmeldungen, wer vor Ort dabei sein will, sollte sich beeilen“, teilt Pfarrerin Alicia Menth mit.
An Heiligabend gibt es um 14.45 und 16 Uhr in der Christuskirche zwei Gottesdienste für Familien mit Kindern, bei denen das Krippenspiel per Videoaufzeichnung eingespielt wird. Um 17.15 Uhr werde dann eine Christvesper gefeiert. Und um 23 Uhr, so die Pfarrerin, gibt es dann – im Gegensatz zu den vergangenen Jahren – eine eigene Christmette in der Christuskirche. „Ein bisschen traurig ist es schon, dass man auch mit Maske nicht mitsingen darf“, sagt Menth. Aber wegen Corona sei es dieses Mal ein ganz anderes Weihnachten.
Die Lauinger Christuskirche fasse gewöhnlich etwa 250 Menschen.
Derzeit könnten bei der Einhaltung des Hygienekonzepts etwa 60 Christen an Gottesdiensten teilnehmen, erläutert die Pfarrerin. Falls jemand keinen Platz bekommen sollte, habe sich die Kirchengemeinde eine Lösung ausgedacht. Die beiden Gottesdienste für Familien mit Kindern und die Christvesper werden, wie Menth informiert, im Internet über das Videoportal Youtube übertragen.
Die evangelischen Kirchen im Landkreis Dillingen (außer Höchstädt) rufen dazu auf, sich zu den Weihnachtsgottesdiensten anzumelden, damit niemand an Weihnachten vor verschlossener Tür stehen muss. Auf der Homepage unter www.e-kirche.de/web/haunsheimbachtal können sich Besucher eine Platzkarte mit zwei, drei oder mehreren Sitzen sichern. Nach der Anmeldung gibt es eine E-Mail, die als Eintrittskarte in den Gottesdienst an Heiligabend oder am Feiertag gilt. Gebuchte Plätze können auch jederzeit storniert werden. Außerdem können Reservierungen auch über das Pfarramt jeweils mittwochs von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 13 bis 16 Uhr telefonisch unter 09072/3597 vorgenommen werden. Die Anmeldung gibt es dann per Post.
„Die Wertinger können mit dem Angebot gut durch den Heiligabend kommen.“
Michael Hahn, Gemeindereferent der Pfarreiengemeinschaft Wertingen