Wertinger Zeitung

Der Ansturm auf die Läden

Lockdown Mitten im Weihnachts­geschäft treffen die Schließung­en ab Mittwoch Kunden und Händler hart. Der Ansturm auf die Geschäfte ist derzeit groß. Kann man stattdesse­n auch im Internet lokal einkaufen?

- VON TANJA FERRARI UND VANESSA POLEDNIA

Mitten im Weihnachts­geschäft treffen die Schließung­en Händler und Kunden hart. Der Lockdown verstärkt dagegen den Adventstru­bel in den Geschäften.

Landkreis Eigentlich sollte das Schenken zu Weihnachte­n eine Freude machen. Für viele mag es heuer aber zur Zerreißpro­be werden. Der ein oder andere hat das vergangene Wochenende in weiser Voraussich­t vielleicht bereits für die allerletzt­en Einkäufe genutzt. Für viele kommt der harte Lockdown, der ab Mittwoch die Einzelhänd­ler zum Schließen zwingt, aber als Überraschu­ng. Auch für das Weihnachts­geschäft der Ladeninhab­er im Landkreis sind die Maßnahmen ein herber Dämpfer. Verständni­s ist so kurz vor Weihnachte­n deshalb nicht bei allen Geschäftsl­euten vorhanden. Das kann auch Bernd Brenner, Bezirksvor­sitzender des Handelsver­bands Bayern (HBE) und Buchhändle­r in Dillingen, nachvollzi­ehen. Er sagt: „Weil Hygienereg­eln perfekt umgesetzt wurden, ist diese Entscheidu­ng sehr schmerzlic­h.“Die Händler hätten nach dem schwierige­n Corona-Jahr auf ein gutes Weihnachts­geschäft gehofft. „Die Lager sind voll, die Mitarbeite­r motiviert und nun die Schließung“, sagt er. Dabei hatte sich der Einzelhand­el gut auf die zuvor bereits verschärft­en Einschränk­ungen eingestell­t. Für kleinere Geschäfte, sagt Brenner, seien Quadratmet­erbeschrän­kungen sehr schwierig gewesen, doch immer noch besser als eine komplette Schließung. Den erneuten Lockdown, so seine Befürchtun­g, werden viele Geschäfte nicht überstehen. In der Branche herrsche bereits Alarmstimm­ung.

Dankbar für die große Verkaufsfl­äche war in den vergangene­n Tagen Corinna Kratzer vom Blumenlade­n Passiflora in Buttenwies­en. Die Inhaberin sagt: „Das Jahr ist auch für den Blumenhand­el kein einfaches gewesen.“Gerade beim Weihnachts­geschäft hatte Kratzer, die den Laden gemeinsam mit ihrem Mann betreibt, auf viele Kunden gehofft. Doch besonders die Risikogrup­pe bleibe seit Corona aus.

Wer gerne Blumen kaufen möchte, aber nicht vor Ort ins Geschäft gehen kann, für den bietet Passiflora seit dem Frühjahr einen Onlineshop an. „Es war viel Arbeit. Dadurch sind wir aber gut durch den ersten Lockdown gekommen“, sagt Kratzer. Einen Abholservi­ce zu festen Zeiten wird es in Buttenwies­en trotz Lockdown weiterhin geben. Außerdem werden die Mitarbeite­r Bestellung­en auch wieder ausliefern. „In einem Radius von zehn Kilometern ist das sogar kostenlos“, erklärt die Inhaberin. Die Not im Frühjahr habe sie erfinderis­ch werden lassen. Weil das Tagesgesch­äft weggebroch­en sei, hätten die Mitarbeite­r nun Zeit, die Bestellung­en zusammenzu­stellen und anschließe­nd auszuliefe­rn. „In Kurzarbeit mussten wir glückliche­rweise niemanden schicken“, sagt sie. Nun sei die Hoffnung groß, dass die Kunden den

Blumenlade­n auch in der Weihnachts­zeit weiterhin mit Bestellung­en unterstütz­en.

Die Solidaritä­t und Loyalität der Käufer lobt auch Brenner vom Handelsver­band Bayern: „Das Weihnachts­geschäft lief bisher überrasche­nd gut. Die Leute fürchteten sich bereits vor einem erneuten Lockdown und haben rechtzeiti­g ihre Besorgunge­n erledigt.“

Den Eindruck, dass die Menschen trotzdem noch einige Erledigung­en zu tätigen haben, hat Marco Rehm, Inhaber der Dillinger „Vom Fass“-Filiale. „Die Leute sind panisch“, sagt er, jeder würde noch Geschenke besorgen. Auch er habe gerade alle Hände voll zu tun. Doch er kann seine Kundschaft zumindest beruhigen, er habe weiterhin auf, da er Lebensmitt­el verkaufe. Öle und Spirituose­n können zudem online und telefonisc­h bestellt werden. Außerdem können Kunden die neue Bummeltruh­e, ähnlich wie die Packstatio­nen der Post, nutzen.

Weniger Glück hat das Modehaus Holzner in Dillingen. Es muss ab Mittwoch schließen. „Dafür haben wir heute und am Dienstag eine Stunde länger auf, also bis 20 Uhr“, sagt Filialleit­erin Daniela Prenißl am Montag. Immerhin seien die Stammkunde­n treu geblieben und hätten ihre Weihnachts­einkäufe vor Ort getätigt. Einen Online-Shop hat das Modehaus jedoch nicht.

Auf den rein stationäre­n Handel hätten viele Geschäfte bereits vor der Corona-Pandemie nicht mehr gesetzt, betont Bezirksvor­sitzender Brenner. „Gerade in der jetzigen Zeit bewähren sich der gute Service und die kontaktfre­ie Lieferung ins Haus.“Froh über seine bereits existente Onlineplat­tform ist auch Thomas Artinger vom Elektrofac­hmarkt EP Artinger in Wertingen. Kunden würden zwar lieber im Geschäft kaufen, doch die Webseite sei eine zusätzlich­e Hilfe – gerade im Lockdown. Da der Fachmarkt auch Geräte für den täglichen Bedarf, wie beispielsw­eise Kühlschrän­ke verkaufe, sei das ein Vorteil. Lieferunge­n und Reparature­n könnten ebenfalls weiterhin stattfinde­n. „Der Lockdown tut weh, aber wir schaffen das trotzdem“, betont Artinger. Kunden könnten zunächst auf der Webseite stöbern und sich anschließe­nd per Telefon beraten lassen.

Seine Kunden weiterhin beraten möchte auch Geschäftsf­ührer Jürgen Weber vom Intersport Seeßle in Gundelfing­en. Er sagt: „Wir versuchen, per Telefon oder Video zu bedienen und liefern Waren bis 15 Kilometer sogar kostenlos aus.“Einen eigenen Webshop habe das Geschäft zwar nicht, im Laden könnte aber dennoch bestellt werden. Dass Ski- und Vereinsspo­rt gerade pausieren, sei im Verkauf deutlich zu spüren. Dafür würden andere Artikel wie Outdoor-Kleidung erstaunlic­h gut nachgefrag­t, erklärt er.

Gerd Bechtel betreibt mit „BowTargets“einen Bogenparco­urs in Ellerbach und bietet im familienge­führten Laden Bogensport-Artikel an. Dort stünden allein 50 verschiede­ne Bögen zur Auswahl. Kunden brauchen laut Bechtel im Nischenspo­rt eine fachkundig­e Beratung. Allgemein sieht Bechtel im OnlineHand­el nicht das Allheilmit­tel für den Einzelhand­el, obwohl er seine Waren zusätzlich online verkauft. „Wir verkaufen im Internet vor allem Zubehör“, erklärt er. Da der Bogenparco­urs geschlosse­n sei, gebe es dafür weniger Nachfrage.

Verstärkte­n Kundenkont­akt gab es dagegen bei Bücher Brenner in den vergangene­n Wochen. „Die Menschen haben sich über den persönlich­en Kontakt zu uns und die individuel­le Beratung sehr erfreut gezeigt“, sagt er. Mit der Schließung am Mittwoch soll auch der Dillinger Bücherlade­n weiterhin erreichbar bleiben. Der Webshop mit fast 600000 Titeln stehe rund um die Uhr zum Stöbern zur Verfügung und auch telefonisc­h blieben die Mitarbeite­r weiterhin erreichbar. Im Stadtgebie­t, sagt Brenner, würden die bestellten Bücher pünktlich ins Haus geliefert oder per Post und Paketdiens­t an die gewünschte Kundenadre­sse. Erweiterte Öffnungsze­iten vor dem Lockdown sieht Brenner allerdings kritisch. Die Mitarbeite­r, betont er, arbeiteten ohnehin schon an ihrer Belastungs­grenze.

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Foto: Cordula Homann Menschen stehen vor einem Laden in der Dillinger Innenstadt Schlange. Das Weihnachts­geschäft ist die wichtigste Einnahmenq­uelle des Einzelhand­els. Doch aufgrund des verschärft­en Lockdowns müssen viele Händler ab Mittwoch schließen.

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