Wertinger Zeitung

So werden Skitouren zum sicheren Vergnügen

Bergsport Skitoureng­ehen zählt im Corona-Winter zu den erlaubten Möglichkei­ten im Schnee zu sporteln. Was Anfänger in den Rucksack packen sollten und was für Profis in dieser Saison anders ist

- VON HEIDI SIEFERT

Während Winterspor­tgebiete in Deutschlan­d im Zuge der Pandemie-Bekämpfung vorerst geschlosse­n bleiben und aktiven Grenzgänge­rn bei der Rückkehr Quarantäne droht, zählen Skitouren zu den erlaubten Möglichkei­ten, im Schnee zu sporteln. Schon in den vergangene­n Jahren findet Tourengehe­n immer mehr begeistert­e Anhänger, die Naturerleb­nis und Bewegung ohne Pistentrub­el für sich entdeckt haben. Was braucht man dafür? Und was gilt es alles zu beachten, um sicher im alpinen Gelände unterwegs zu sein?

● Sie haben an Skitouren Spaß und wissen, worauf Sie sich einlassen Nicht nur auf platt gebügelten Pisten sicher auf den Ski zu stehen ist eine Grundvorau­ssetzung, um im Gelände Spaß zu haben, denn nach dem Aufstieg folgt die Abfahrt auf Hängen, die in der Regel nicht präpariert sind und auch deutlich mehr Kondition und Können verlangen. Und auch mit dem staubenden Pulverschn­ee vom Werbebild werden Tourenskif­ahrer nur selten belohnt. Bergauf geht es mit einer guten Grundkondi­tion und Fitness. Je nach Tourenläng­e ist vor allem Ausdauer gefragt.

● Auf die richtige Ausrüstung kommt es an

Der entscheide­nde Unterschie­d zum Alpinski ist die Bindung. Diese ermöglicht die Ferse beim Aufstieg frei zu bewegen, während der Stiefel nur mit der Fußspitze mit dem Ski verbunden ist. Gängige Systeme sind Pin- oder Rahmen- oder Hybridkons­truktionen. Ski sind in der Regel etwas breiter. Der Belag wird für den Aufstieg mit einem Skifell – aus Naturhaar, Synthetik oder – beklebt. Auf hartem, eisigem Untergrund benutzt man Harscheise­n. Tourenskis­chuhe sind leichter und flexibler als Alpinskist­iefel. Sie sollen beim Aufstieg komfortabe­l sein, bei der Abfahrt aber eine gute Kraftübert­ragung auf den Ski ermögliche­n. Für Neulinge empfiehlt es sich, die Ausrüstung für die ersten Touren zu leihen und ein Gefühl dafür zu bekommen, mit welchen Ski, Schuhen und Bindungsty­pen man sich am wohlsten fühlt. Snowboarde­r nutzen Splitboard­s (www.splitboard­s.eu), die für den Aufstieg geteilt und wie Ski genutzt werden. Für die Abfahrt werden sie mit wenigen Handgriffe­n zum Board.

● Das muss auch noch mit auf Skitour

Ski und Zubehör sind das eine. Zwingend notwendig ist eine komplette Lawinensch­utzausrüst­ung. Egal, welches Ziel Tourengehe­r ansteuern. Dazu gehört das salopp Piepser genannte Lawinenver­schütteten­suchgerät (LVS) sowie eine ebenso leichte wie stabile Lawinendie zusammenge­klappt mit der Lawinenson­de im Rucksack Platz findet. Speziell für Touren im Gelände und Freeriden sind Rucksäcke mit Airbagfunk­tion, an denen man im Fall eines Lawinenabg­angs große Luftkissen aktivieren kann, die es ermögliche­n sollen, auf den Schneemass­en zu schwimmen, statt verschütte­t zu werden.

● Gut vorbereite­t ins Schneeverg­nügen

So verlockend es ist. An einem schönen Neuschneet­ag einfach losgehen ist lebensgefä­hrlich. Auch erfahrene Profis checken vor jeder Tour im Vorfeld die Risiken. Dafür braucht es Wissen und Erfahrung. Ideal für Neulinge sind Kurse, die Alpenverei­n, Bergschule­n und Outdooranb­ieter veranstalt­en und in denen man alles Wichtige von der Tourenplan­ung bis zum richtigen Verhalten im Notfall lernt. Auch später lohnt es sich, seine Kenntnisse aufzufrisc­hen. Abgesagt wurden im CoronaWint­er die weltweiten AvalancheN­ights, bei denen Spezialist­en in attraktive­n Skitoureng­ebieten kostenMisc­hgewebe lose Auffrischu­ngs-Abendkurse anbieten. Alle anderen Kurse finden entspreche­nd der jeweils aktuellen Lage vor Ort statt. Teilweise vorübergeh­end als Online-Vortragsre­ihe, wie unter www.lawinenkur­se.de. Dabei liefern sie nicht nur das Rüstzeug für Planung, Technik und Verhalten im Gelände. Gleichzeit­ig entdecken die Teilnehmer dabei schöne Touren.

● So verträgt sich die Tour mit der Natur

Schnell vor der Arbeit bei einer Tour auspowern oder abends noch mit Stirnlampe zur Feierabend­Runde. Früh morgens und abends die Ski anschnalle­n wird immer beliebter. Doch was für den sportliche­n Büromensch­en ein Kraftquell ist, ist ein echtes Problem für die Wildtiere. Die nehmen nämlich genau eine Stunde nach Sonnenaufg­ang und eine Stunde vor Sonnenunte­rgang Nahrung zu sich. Später suchen sie Nachtruhe. Nicht nur die Schonzeite­n gilt es zu beachten. Schongebie­te, die im regionalen Kartenmate­rial vermerkt sind, sind immer tabu; nicht nur, weil sich die Tiere dorthin zurückzieh­en. In den Spuren der Tourengehe­r kämen sonst auch Fressfeind­e aus dem Tal mühelos bis in die normalerwe­ise unzugängli­chen Gipfelregi­onen.

● Das müssen Tourengehe­r in diesem Corona‰Winter beachten

Skitouren sind auch im CoronaWint­er erlaubt. Allerdings nicht immer und überall. So gilt aktuell in den bayerische­n Alpenregio­nen ein Verbot, mit Tourenski auf Pisten zu gehen, auch wenn diese wegen der nicht geöffneten Lifte frei werden. Als ausgewiese­ne Sportanlag­en sind sie derzeit tabu. Der Alpenverei­n weist darauf hin: Das gesamte Gebirge außerhalb der Täler ist ungesischa­ufel, chert. Das gilt nicht nur für das alpine Tourengelä­nde, sondern auch für die Skigebiete. Pisten sind nicht präpariert, Pistenpatr­ouillen finden nicht statt.

● Hier gibt es Informatio­nen zum Einlesen

» Zum Einlesen daheim gibt es Peter Geyers „Skibergste­igen – Freeriding“aus der Alpinlehrp­lan-Reihe des Deutschen Alpenverei­ns (blv) oder „Wissen und Praxis Skitouren: Ausrüstung – Technik – Sicherheit“(Bergverlag Rother).

» Weitere Informatio­nen zur Lawinenkun­de findet man im Klassiker „3x3 Lawinen“des Schweizer Lawinenfor­schers Werner Munter (Tappeiner-Verlag), dem Standardwe­rk „Lawine“von Rudi Mair und Patrick Nairz (Tyrolia) oder „Outdoorpra­xis Lawinenkun­de“(Bruckmann).

» Für die konkrete Tourenplan­ung helfen neben regionalen Skitourenf­ührern Apps wie etwa die des Deutschen Alpenverei­ns (www.alpenverei­naktiv.com). Wichtig ist dabei, dass Daten auch offline zugänglich sind, da unterwegs nicht immer Netzempfan­g herrscht.

» Direkt vor einer Skitour gilt es Lawinenlag­e und Wetterprog­nosen zu prüfen. In ausgewiese­nen Skitoureng­ebieten gibt es häufig auch Checkpoint­s, an denen man die Sicherheit­sausrüstun­g überprüfen und Wissenswer­tes zu den Besonderhe­iten vor Ort erfahren kann, denn zum verantwort­ungsvollen Tourengehe­n gehört es auch, sensible Bereiche in der Natur zu schonen.

» Aktuelle Daten zur Lawinenlag­e: www.lawinenwar­ndienst-bayern.de und www.slf.ch. Hilfreich ist auch der Bergberich­t des Alpenverei­ns, der über Wetter und Schneeverh­ältnisse informiert.

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Archiv‰Foto: Ralf Lienert Skitoureng­eher am Sorgschrof­en im Allgäu.

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