Wertinger Zeitung

Adelsried stimmt gegen das Naturfreib­ad

Entscheidu­ng Mehr Verkehr und die Ungewisshe­it, welche laufenden Kosten für die Gemeinde entstehen: Die Mehrheit im Rat hat das Projekt eines Freizeitba­des im Holzwinkel abgelehnt

- VON MICHAELA KRÄMER

Adelsried Es könnte das Aus für das Naturfreib­ad im Holzwinkel sein. Am Mittwochab­end hat der Gemeindera­t Adelsried gegen die Weiterentw­icklung des Projektes gestimmt. Bürgermeis­ter Sebastian Bernhard hatte eingangs die gefassten Beschlüsse aus der vergangene­n Legislatur­periode verlesen. Damals hatte der Rat dem Bau eines Naturfreib­ads noch einstimmig zugestimmt. Was war nun geschehen?

Damals handelte es sich lediglich um einen Umsetzungs­beschluss, der erst nach Leistungsp­hase 4 einer endgültige­n Entscheidu­ng zur Durchführu­ng und Umsetzung des Naturfreib­ads bedurfte. Dieser Beschluss wurde jetzt in der Sitzung gefasst. Er fiel nicht positiv aus. Zwar beteuerte der Rat, nicht grundsätzl­ich gegen das Naturfreib­ad zu sein, aber die Befürchtun­g lag nahe, dass Ärger wegen der Folgekoste­n entstehen könnte.

Hansjürgen Krist (Grüne) begrüßte grundsätzl­ich das Projekt, hatte aber erhebliche Zweifel an dem vorliegend­en Gutachten. „Was mich daran stört ist, dass es bis dato keinerlei betriebswi­rtschaftli­che Betrachtun­g gibt, die auf verlässlic­hen Füßen steht.“Er fasste zusammen: Der Standort Adelsried wurde deshalb favorisier­t, weil er eine gute Verbindung zum Radweg vorweisen kann. Die Machbarkei­tsstudie, für die bereits Geld ausgegeben wurde, ist laut Krist „grottensch­lecht ausgefalle­n“. Das geplante Bad sei in schönen Bildern vorgestell­t worden, allerdings fehle ihm der Gesamtblic­k und die fundamenta­le Grundlage. Gemeint waren Personal, Besucherza­hlen, biologisch­e Reinigung des Wassers und so weiter.

In der Planung sei die Rede von Investitio­nskosten von vier bis fünf Millionen Euro. Es gehe jedoch um die Betriebsko­sten, die in der Studie nicht zur Gänze aufgeführt seien. Adelsried sei mit Einnahmen nicht gesegnet. Mit diesem Naturfreib­ad würden weitere Handlungso­ptionen wie Gewerbeans­iedlung, Wohnbebauu­ng auf der Strecke bleiben. Die Befürchtun­g in Adelsried: Es könnten die Betriebsko­sten sein, die die Gemeinde teuer zu stehen kommen, nicht die Investitio­nskosten. Ganz zu schweigen vom zusätzlich­en Verkehr, der dann nach Entlastung durch die Umgehungss­traße wieder auf die Gemeinde zukommen würde. Unter diesen Voraussetz­ungen könne er nicht zustimmen, erklärte Krist.

Heiko Mohr (CSU) stimmte den Ausführung­en voll umfänglich zu. „Die Gemeinde wird nach der Pandemie keinen Cent für solche Aktivitäte­n erübrigen können.“Eine Zustimmung für dieses Projekt wäre „kommunaler Selbstmord für die Gemeinde Adelsried“. Ähnlich argumentie­rte Rainer Schrenk (CSU): Er wies darauf hin, dass die Gemeinde für die nächsten 20 Jahre den Löwenantei­l der Kosten zu übernehmen hätte.

Zweiter Bürgermeis­ter Ludwig Lenzgeiger (CSU) räumte ein, dass der Landkreis Augsburg angesichts der Corona-Pandemie ohnehin schon ein großes Defizit haben könne. „Auf unsere Gemeinde kommen für Kindergart­en und Schule erhebliche Kosten zu.“

Dass erst über ein Naturfreib­ad entschiede­n würde, wenn alle Zahlen vorliegen, daran erinnerte Josef Zott (CSU). „Wir können uns diese Sonderwüns­che nicht leisten. Das kann ich gegenüber unserer zukünftige­n Generation nicht verantwort­en. Und Corona stellt für mich ohnehin so einiges auf den Kopf.“Martina Feyrsinger (Grüne) war sehr skeptisch, „ob es auch nach 20 Jahren noch viele freiwillig­e Helfer im Naturfreib­ad geben wird. Ein Freibad wäre schön, jedoch nicht zu diesem Preis.“

Bei so vielen Gegenstimm­en war es für die Befürworte­r nicht leicht, noch Argumente für dieses Naturfreib­ad zu finden. Dritter Bürgermeis­ter Stefan Kramer (FWG) äußerte sich entsetzt: „Es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt für dieses Projekt, aber wir sollten uns diese Chance nicht entgehen lassen, auch wenn die Finanzieru­ng in den kommenden Jahren schwierig werden wird.“

Damals gab es eine große Schar von Befürworte­rn. „Wir hätten es geschafft, die Kosten für den Unterhalt über privates Engagement herunterzu­fahren. Vor einem Jahr hätte das Gremium noch die Notbremse ziehen können.“Die Gemeinde Adelsried als verlässlic­her Partner sei bei ILE, einem Förderinst­rument für ländliche Entwicklun­g, „unten durch“, ergänzte er. Auch Anton Rittel machte deutlich, dass bisher immer Zustimmung geherrscht habe.

Dass jetzt alle dagegen sind, könne er nicht verstehen.

Für den Bürgermeis­ter ist nach diesen Ausführung­en alles gesagt worden, was es zu diesem Thema zu sagen gibt. In der Abstimmung entschied der Gemeindera­t, die Umsetzung des Vorhabens Naturfreib­ad Holzwinkel unter Berücksich­tigung der Verfahrens­bestandtei­le mit zehn Nein- zu fünf Ja-Stimmen abzulehnen.

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Foto: Marcus Merk (Archiv) Das Naturfreib­ad in Fischach (im Bild) ist ein attraktive­s Angebot für die ganzen Stauden. Ähnliche Pläne gibt es für den Holzwinkel, doch die Gemeinde Adelsried hat sich nun gegen das Projekt ausgesproc­hen.

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