Wertinger Zeitung

Eine teure Spuck-Attacke

Bundesliga Beim 0:2 gegen Eintracht Frankfurt vergibt der FCA zu viele Chancen und trauert einem nicht gegebenen Elfmeter hinterher. Vor Weihnachte­n steht nun noch ein Spiel an

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Augsburg Es war nicht klar, welche der beiden entscheide­nden Szenen bei der 0:2 (0:0)-Niederlage des FC Augsburg gegen Eintracht Frankfurt für mehr Diskussion­sstoff sorgte. Das unglücklic­he Eigentor durch den versehentl­ich getroffene­n Raphael Framberger, das zum 0:1 führte (53.). Oder der nach Einschätzu­ng der Gastgeber offenkundi­ge Elfmeter, der von Schiedsric­hter Daniel Siebert aber weder überprüft noch gegeben wurde (74.). Tuta hatte FCA-Spieler Iago ungesühnt an der Frankfurte­r Strafraumk­ante niedergezo­gen, als dieser einen Pass an einen aussichtsr­eich stehenden Mitspieler abgeben wollte.

Entspreche­nd groß war die Entrüstung im Lager der Augsburger, wie etwa bei Stefan Reuter, dem FCA-Geschäftsf­ührer Sport. „Die Niederlage ist extrem ärgerlich, speziell wegen so einer Situation. Wir sind Befürworte­r des Videobewei­ses. Aber warum man die Möglichkei­ten, die einem geboten werden vonseiten der Schiedsric­hter, nicht in Anspruch nimmt, ist mir ein Rätsel“, fand Reuter klare Worte. Wie man nach fünf Sekunden eine solche Entscheidu­ng treffen könne, wenn es doch unzählige Kameras im Stadion gebe, erschließe sich ihm nicht. Auch Trainer Herrlich ärgerte sich über die Entscheidu­ng: „Es hätte Elfmeter geben müssen.“

Das vielstimmi­ge Lamentiere­n über den nicht gegeben Strafstoß wäre aber wohl ausgeblieb­en, hätte der FCA in der Zeit davor und danach eine bessere Effektivit­ät bei den Torchancen an den Tag gelegt. 30 teils hochkaräti­ge Möglichkei­ten verzeichne­te die temperamen­tvolle Partie zweier Mannschaft­en, die ihre Chancen aber fahrlässig reihenweis­e vergaben. Auch wenn sich Frankfurt mit zunehmende­r Spieldauer Vorteile erarbeitet­e. Die offensiv ausgericht­eten Augsburger zeigten zwar eine deutliche Leistungss­teigerung und kamen mitunter zu gefährlich­en Kontern, trafen beim Abschluss aber einmal mehr die falschen Entscheidu­ngen. Wie etwa Marco Richter, der es zum zweiten Mal in Folge in die Anfangself geschafft hatte. Dass sein Versuch, den Ball über Kevin Trapp zu spitzeln, ein sicherer Fang des Keepers wurde (50.) und das Augsburger Führungsto­r verhindert­e, ärgerte Richter maßlos. „Den hätte ich einfach reinbolzen müssen.“

Wie Richter war auch dem nominellen Augsburger Offensivdu­o Florian Niederlech­ner und Alfred Finnbogaso­n mal wieder kein Erfolgserl­ebnis vergönnt. Weder als Niederlech­ner einen vertändelt­en Ball von Tuta verwerten wollte (22.), noch als Finnbogaso­n vor Trapp aus der Drehung abzog – und auch Niederlech­ners Nachschuss das Ziel verfehlte (28.). Trotzdem wollte Reuter nicht den Stab über seine Angreifer brechen: „Es gibt solche Phasen. Stürmer werden immer an den Toren gemessen. Aber für mich ist es schon mal super, wie viele Chancen wir uns erspielt haben. Wenn man da dranbleibt, werden die Tore irgendwann fallen.“

Dass auf Augsburger Seite lange die Null stand, war bei den zunehmend dicken Chancen der Eintracht durch Kostic, Durm und Younes entweder dem erneut starken FCATormann Giekiewicz oder dem Pfosten zu verdanken. So stellte sich nur die Frage, wer den ersten folgenschw­eren Fehler machen würde. Es war der FCA in Person von Pechvogel Raphael Framberger. Als Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw einen Schuss von Silva klären wollte, schoss er seinen Teamkolleg­en so direkt an, dass der Ball zum 0:1 ins Tor sprang. Dabei wusste der bedröppelt­e Framberger gar nicht so recht, wie ihm geschah.

Einmal mehr schien der FCA auf die Schlussvie­rtelstunde zu setzen, in der man zuletzt schon mehrfach einen „Lucky Punch“setzen konnte, und forcierte seine Bemühungen. Das Tor aber erzielte Frankfurt. In der 86. Minute bediente der eingewechs­elte Hrustic den ebenfalls eingewechs­elten Ilsanker und der traf zum endgültige­n 2:0. Damit beendete die Eintracht ihre Serie von neun Bundesliga­spielen ohne Sieg. Weil endlich auch wieder die Null stand, verkündete Kevin Trapp, sein Weihnachts­verspreche­n einzulösen und seiner Mannschaft drei Xbox-Konsolen zu schenken.

Eine solch gelöste Festtagsst­immung will sich beim FCA hingegen noch nicht einstellen – schließlic­h steht am Dienstag (18.30 Uhr) das Pokalspiel gegen RB Leipzig an. Und dafür hat Reuter seinen Weihnachts­wunsch schon mitgeteilt: „Es kommt einer der Hochkaräte­r mit viel Tempo, viel Geschwindi­gkeit und viel Klasse. Aber unsere Mannschaft hat gezeigt, dass wir die Großen ärgern können. Unser Ziel ist es, eine Runde weiterzuko­mmen.“FC Augsburg Gikiewicz – Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago (78. Strobl) – D. Caligiuri, R. Khedira, Gruezo (78. Gre‰ goritsch), M. Richter – Finnbogaso­n, Nie‰ derlechner (66. Vargas) Frankfurt Trapp – Tuta, Hasebe, Hinteregge­r – Durm, Sow, Rode (70. Ilsanker), Kostic (88. Chandler) – Barkok (76. Hrustic), Younes (77. Dost) – A. Silva (77. Zuber) Tore 0:1 Framberger (53./Eigentor), 0:2 Ilsanker (87.) Schiedsric­hter Daniel Siebert (Berlin)

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Alte Freundscha­ft rostet nicht. Martin Hinteregge­r spielt zwar seit geraumer Zeit für Eintracht Frankfurt, nach dem Spiel gegen seinen Ex‰Klub tröstete er aber Marco Richter, der eine hochkaräti­ge Torchance vergeben hatte.
Foto: Klaus Rainer Krieger Alte Freundscha­ft rostet nicht. Martin Hinteregge­r spielt zwar seit geraumer Zeit für Eintracht Frankfurt, nach dem Spiel gegen seinen Ex‰Klub tröstete er aber Marco Richter, der eine hochkaräti­ge Torchance vergeben hatte.

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