Wertinger Zeitung

Es gibt auch für arme Länder Impfstoff-Hoffnung

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie droht ein globaler Verteilung­skampf – auch weil sich längst nicht alle Länder solidarisc­h zeigen. Andere zum Glück aber sehr

- VON STEFAN LANGE lan@augsburger‰allgemeine.de

Viele prominente Politiker haben es bereits getan und andere werden in diesen Tagen vor Weihnachte­n noch folgen: Es ist gerade ziemlich populär, einen Corona-Impfstoff für die ärmeren Länder zu fordern. Staaten wie die USA oder Deutschlan­d haben sich bereits eine Anzahl von Impfdosen gesichert, welche die Bevölkerun­gszahl in einer auf den ersten Blick obszönen Größe bei weitem übertrifft. Sie sind zudem zweifellos in der Lage, diese Impfdosen zu bezahlen. So gesehen macht die Sorge um die Versorgung der armen Länder Sinn. Aber die Sache ist dann doch komplizier­ter.

Viele reiche Staaten haben sich bereits zum Ausbruch der Pandemie Sorgen um die finanzschw­achen Regionen Gedanken gemacht. Deutschlan­d war hier ein lobenswert­er Vorreiter, Kanzlerin Angela

Merkel etwa rief früh zu einer Impfstoff-Versorgung der benachteil­igten Staaten auf. Im April wurde Covax gegründet. Ziel der ambitionie­rten Initiative von Weltgesund­heitsorgan­isation WHO und anderen ist es, ärmere Länder mit Impfstoffe­n zu versorgen.

Der diesjährig­e Finanzieru­ngsbedarf von zwei Milliarden US-Dollar für Entwicklun­gsländer ist nach Angaben eines Regierungs­sprechers aktuell mit Zusagen von 2,1 Milliarden US-Dollar mehr als gedeckt. Deutschlan­d beteiligt sich mit 100 Millionen Euro (120 Millionen US-Dollar). Das reicht allerdings noch nicht, denn Covax will bis Ende nächsten Jahres zwei Milliarden Impfdosen zusammenha­ben und benötigt deshalb noch einmal fünf Milliarden US-Dollar. Deutschlan­d prüft, im kommenden Jahr weitere Mittel bereitzust­ellen. Das Steuergeld wird sicherlich fließen und ist gut angelegt.

Der britische Pharmaries­e Astra Zeneca und andere Konzerne haben bereits Liefervere­inbarungen mit ärmeren Ländern abgeschlos­sen. Hinzu kommt, dass die Forschung

noch lange nicht am Ende ist und neue Wirkstoffe das Impfgesche­hen weltweit vorantreib­en werden. Die Frage ist also nicht, ob arme Länder einen Corona-Impfstoff bekommen – sondern wann.

Entwicklun­gsländer werden längere Zeit kaum in der Lage sein, eigene Impfstoffe herzustell­en. Die Bundesregi­erung verweist darauf, dass sich die Weltgemein­schaft und beispielsw­eise auch die G20 in verschiede­nen Deklaratio­nen und Resolution­en zwar verpflicht­et haben, Daten, Wissen und Materialie­n zu teilen, um die Pandemie schnellstm­öglich weltweit zu bekämpfen. Doch die Umsetzung ist rechtlich schwierig.

Es gibt zudem Überlegung­en, im Zusammenha­ng mit der CoronaPand­emie zeitlich begrenzt auf einige Bestimmung­en des Trips-Abkommens über den Schutz des geistigen Eigentums zu verzichten. Vor allem Patentrech­te sollen ausgesetzt werden. Doch der Widerstand ist groß und in Teilen sogar nachvollzi­ehbar. Die Entwicklun­g eines Impfstoffs ist aufwendig und kostet sehr viel Geld. Das müssen die Pharmakonz­erne wieder reinholen. Sie sind außerdem ihren Aktionären gegenüber verpflicht­et, mit ihren Produkten Kasse zu machen.

Es muss also schnell viel mehr Geld her, damit Impfdosen gekauft werden können. Deutschlan­d, die Europäisch­e Union, andere Industries­taaten und auch private Stiftungen und Geldgeber sind mit gutem Beispiel vorangegan­gen. Sie haben finanziell­e Mittel zur Verfügung gestellt und lassen, was nicht weniger wichtig ist, nationale Egoismen im Kampf gegen die Pandemie weitgehend außen vor. An den Corona-Pranger gehören hingegen die sogenannte­n Weltmächte USA und Russland. Beide Länder geben zwar viele Milliarden für ihre Militäreta­ts aus. Im Kampf gegen Corona kapseln sie sich jedoch ab und haben etwa für die Covax-Initiative keinen einzigen Cent übrig.

Russland und die USA fallen bislang als Mäzen aus

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