Wertinger Zeitung

Abgabe zur Rettung der Innenstädt­e

Vorstoß der CDU soll Onlinehand­el belasten

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Berlin Mitten im Weihnachts­geschäft sorgt eine Initiative aus der CDU für Aufregung. Die Idee: eine Abgabe für Pakete, die Onlinehänd­ler an ihre Kunden versenden. Damit soll ein „Innenstadt­fonds“finanziert werden, der dem stationäre­n Einzelhand­el zugutekomm­en soll. Dieser ist von der Corona-Pandemie mit den Ladenschli­eßungen besonders getroffen. Der Koalitions­partner SPD unterstütz­t den Vorschlag. Die FDP und vor allem der Einzelhand­el selbst sind wenig begeistert.

Das Positionsp­apier „Pakt für lebendige Innenstädt­e“aus der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion stammt vom stellvertr­etenden Vorsitzend­en Andreas Jung und dem kommunalpo­litischen Sprecher Christian Haase. Sie setzen sich dafür ein, eine Paketabgab­e für den Onlinehand­el einzuführe­n, die sich in der Höhe nach dem Bestellwer­t richtet. „Die Abgabe wird beim Onlinehänd­ler erhoben und von ihm an das Finanzamt abgeführt. Mit den Einnahmen daraus wird der Onlinehand­el an den Kosten von ihm genutzter kommunaler Infrastruk­turen beteiligt“, heißt es im Forderungs­katalog.

Jung und Haase begründen die angeregte Abgabe mit der „Schieflage gegenüber dem stationäre­n Einzelhand­el“, die dadurch beseitigt werden könne. Die Händler mit den Ladengesch­äften in den Straßen trügen schon heute mit ihren Steuern erheblich zum Gemeindeha­ushalt bei. Das eingenomme­ne Geld wollen die beiden CDU-Politiker „in vollem Umfang zur Stärkung eines vielfältig­en Einzelhand­els in lebendigen Innenstädt­en“einsetzen.

Einspruch kommt umgehend vom Handelsver­band Deutschlan­d. Im Verhältnis zum internatio­nalen Onlinehand­el gehe es vor allen Dingen um einen fairen Wettbewerb. „Dazu braucht es keine neuen Steuern auf Pakete, sondern bessere Kontrollen, um sicherzust­ellen, dass auch bei Lieferunge­n aus Fernost unsere hiesigen Regelungen für Produktsic­herheit und Steuerzahl­ungen eingehalte­n werden“, sagte Hauptgesch­äftsführer Stefan Genth. „Eine Paketsteue­r träfe auch viele heimische Onlinehänd­ler, die korrekte und pünktliche Steuerzahl­er sind“, argumentie­rte er. „Zudem wäre das ein Bärendiens­t gegenüber dem Drittel der stationäre­n Händler, die sich ein Online-Standbein aufgebaut haben.“

Für die FDP wäre eine Paketsteue­r „ein neues Bürokratie­monster“. Wichtiger sei es vielmehr, dem Einzelhand­el „eine klare und verlässlic­he Öffnungspe­rspektive für das nächste Jahr“zu geben, sagte FDP-Fraktionsv­ize Michael Theurer. Während des Shutdowns sollte bundesweit allen Einzelhänd­lern erlaubt werden, dass Kunden Ware abholen dürfen.

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