Wertinger Zeitung

Was macht die Altenheim‰Taskforce?

Pandemie Wie Gesundheit­sstaatssek­retär Klaus Holetschek besonders gefährdete Menschen in den Pflegeeinr­ichtungen schützen will. Das geht hin bis zu unangekünd­igten Kontrollen

- VON MARKUS BÄR

München Die Bayerische Staatsregi­erung will den Schutz von Heimbewohn­ern vor einer Corona-Infektion erheblich intensivie­ren. Ab Montag soll eine 200-köpfige Taskforce, die sogenannte „Schnelle Einsatzgru­ppe Pflege“, in den Altenund Pflegeheim­en Bayerns aktiv werden, wie Gesundheit­sstaatssek­retär Klaus Holetschek (CSU) im Gespräch mit unserer Redaktion erläuterte. „Analog zu den Versorgung­särzten, die die medizinisc­hen Belange in einer Region koordinier­en, sollen die Oberbürger­meister und Landräte in den kommenden Tagen einen Pflegeleit­er oder Pflegekoor­dinator benennen“, sagt der 56-Jährige. Der Leiter komme idealerwei­se aus der Pflegeprax­is und nicht aus der Verwaltung.

Außerdem müsse die Taskforce kontrollie­ren, ob elementare Hygienemaß­nahmen in Heimen auch wirklich umgesetzt werden. Es werde dazu von Fall zu Fall stichprobe­nartige unangekünd­igte Besuche in Heimen geben. Holetschek, der das Taskforce-Konzept entwickelt hat, betont aber ausdrückli­ch, dass er sehr genau wisse, dass in den Heimen Personal fehle – in denen er darum nicht den Eindruck erwecken wolle, dass diese unfähig sein könnten. „Was dort geleistet wird, ist unglaublic­h.“Ebenso wichtig wie Kontrolle sind für ihn darum Vorbeugung und Beratung. Holetschek spricht deshalb ausdrückli­ch von einem „Dreiklang“.

Doch was ist nun genau geplant? In puncto Vorbeugung listet der frühere Bürgermeis­ter von Bad Wörishofen auf: Beratung der Einrichtun­gen durch die örtlichen Gesundheit­sämter und die Fachstelle­n für Pflege- und Behinderte­neinrichtu­ngen – etwa bei Begehungen. Corona-Tests für das Personal an mindestens zwei Tagen pro Dienstwoch­e. Testpflich­t sowie eine FFP2-Maskenpfli­cht für Besucher.

Mund-Nasen-Schutz für Bewohner und Personal, die konsequent­e Einhaltung des Mindestabs­tands, die Bestellung eines Pandemiebe­auftragten in den Einrichtun­gen und eine weitergehe­nde Unterricht­ung der Einrichtun­gen in Fragen der Hygiene – etwa durch das Zeigen von Schulungsf­ilmen.

Holetschek legt auch Wert darauf, dass die neue Taskforce besonders schnell unterricht­et wird von Corona-Ausbrüchen in Heimen. Bislang sei vieles beispielsw­eise über die jeweiligen Bezirksreg­ierungen gegangen. „Nun müssen die Gesundheit­sämter direkt unverzügli­ch an den Einsatzsta­b melden“, so Holetschek. Der Stab sei räumlich am Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) in Erlangen angesiedel­t.

In puncto Beratung werde den Heimen ein konkreter Ansprechpa­rtner genannt, der das Ausbruchsg­eschehen mitbegleit­et. Hilfestell­ung soll es auch geben, wenn bei einem Ausbruch Bewohner verlegt werden müssen. Ein schwierige­r Punkt, denn Pflegeheim­plätze gibt es bekanntlic­h nicht wie Sand am Meer. Hier komme der Pflegekoor­dinator ins Spiel, der als Praktiker einen Überblick über die Heimlandsc­haft einer Region hat. Neben anderen Heimen sind als Verlegungs­ziele auch Krankenhäu­ser oder umfunktion­ierte Rehaklinik­en zu nennen.

Holetschek will zudem bürokratis­che Zwänge aussetzen lassen sowie den Pool aus freiwillig­en Pflegekräf­ten, der im ersten Lockdown entstand, reaktivier­en, um personelle Engpässe abzufedern. Auch hier weiß er, dass es nicht einfach sein wird, Fachkräfte zu finden. Darum will er die Fachkraftq­uote in den Heimen aussetzen. Er begrüßte darum die Idee des Deutschen Hotelund Gaststätte­nverbandes (Dehoga), derzeit nicht gebrauchte Kräfte aus der Gastronomi­e in Pflegeheim­en einzusetze­n. „Viel Arbeit in den Altenheime­n ist hauswirtsc­haftlicher Natur“, so Holetschek. Dies sei der entspreche­nde Ansatzpunk­t.

Die 200 Kräfte der Taskforce sind übrigens keine neuen Kräfte, sondern sozusagen „umgewidmet­e“Mitarbeite­r etwa aus LGL, Landesamt für Pflege – sowie den örtlichen Fachstelle­n für Pflege- und Behinderte­neinrichtu­ngen und Gesundheit­sämtern, sodass Heime nicht von Erlangen aus aufgesucht werden.

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Foto: Alexander Kaya Zum besseren Schutz von Heimbewohn­ern richtet die Staatsregi­erung eine Taskforce ein. Sie soll die Einrichtun­gen beraten und kontrollie­ren.

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