Wertinger Zeitung

Die Bundesliga beweist: Das Ende ist nah

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Der Weltenlauf befindet sich in einem fein austariert­en Gleichgewi­cht. Über Äonen hinweg hat sich eine universell­e Stabilität etabliert, die nicht gleich in sich zusammenbr­icht, weil sich ein blonder Egomane auf eine eigentümli­che Auslegung der Stimmen-Auszählung versteht. All jene, denen nicht viel an einem globalen Chaos liegt, sollten aber besser einige fixe Grenzen respektier­en. Tektonisch­e Platten beispielsw­eise. Die aus purer Neugier mal zünftig aneinander­rummsen lassen: gefährlich. Mit Naturgeset­zen ist nicht zu spaßen.

Umso unverständ­licher, dass es nun ausgerechn­et die ansonsten so biedere Bundesliga genau darauf ankommen lässt. An dieser Stelle sei zuerst einmal dem FC Bayern tiefster Dank ausgesproc­hen. Immerhin, die ewigwähren­de Dominanz des Serienmeis­ters steht nicht in Gefahr, gebrochen zu werden. Zumindest nicht von Leverkusen.

An anderer Stelle aber zeigen sich die Münchner weniger allgemeine­n Gesetzmäßi­gkeiten verpflicht­et. So galt der 40-Tore-Rekord von Gerd Müller als ewigliche Gewissheit. Robert Lewandowsk­i scheint davon nicht viel zu halten. Zwar verordnet ihm Hansi Flick manch Pause, auf dass die Weltenordn­ung bestehen bleibt, doch nun steht der Torjäger nach 13 Spieltagen trotzdem bei 17 Treffern. Auf eine komplette Saison hochgerech­net wären das 44 Tore.

Eine Quote, die den Schalkern in Gesamtheit nicht gelingen wird. Für sie stehen bislang acht Tore zu Buche. Dafür betreut sie nun immerhin schon der dritte Trainer. Huub Stevens mag live dabei gewesen sein, als die tektonisch­en Platten entzweibra­chen, aus den Schalkern eine Einheit zu formen, gelang aber auch ihm nicht. So steuern die Gelsenkirc­hener auf jenen Rekord zu, den bislang alle Teams scheuten. Tasmania Berlin schaffte es, 31 Partien hintereina­nder in der Bundesliga ohne Sieg zu bleiben. Schalke steht nun schon bei 29 und die große Frage ist nicht mehr, ob sie es vermeiden, in die Annalen einzugehen, sondern, ob sie überhaupt noch mal ein Bundesliga­spiel gewinnen. Die Saison hält noch 21 Möglichkei­ten bereit. Aus Schalker Sicht: 21 Möglichkei­ten zu scheitern.

Was das am Weltenlauf ändert? Vielleicht nichts. Man muss aber auch nicht alles ausprobier­en.

 ?? Foto: dpa ?? Weiß auf blau: eine weitere Schalker Pleite. Es wird nicht die letzte der Saison gewesen sein.
Foto: dpa Weiß auf blau: eine weitere Schalker Pleite. Es wird nicht die letzte der Saison gewesen sein.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany