Wertinger Zeitung

Geiger wirft auf der Zielgerade­n den Turbo an

Nordische Kombinatio­n Der Oberstdorf­er triumphier­t beim Weltcup in Ramsau zweimal. Vom Bundestrai­ner gibt es dafür Sonderlob

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Ramsau Die Kulisse in Ramsau am Dachstein ist beeindruck­end. Die Filmemache­r haben die Region in der Steiermark schon lange für sich entdeckt. Unter anderem wird in dem kleinen österreich­ischen Ort seit vielen Jahren die erfolgreic­he ZDF-Serie „Die Bergretter“gedreht. Am Wochenende standen andere im Rampenlich­t: die besten Kombiniere­r der Welt. Für den Oberstdorf­er Vinzenz Geiger war Ramsau Drehort einer weiteren Episode seiner ganz persönlich­en Erfolgssto­ry. Der 23-Jährige gewann beide Einzel-Wettbewerb­e und feierte seine Weltcup-Siege vier und fünf. Fast ein bisschen ungläubig stand er nach seinem DoppelTriu­mph im Ziel und sagte: „Das war ein perfektes Wochenende. Dass ich hier zweimal gewinne, hätte ich Anfang der Woche nicht erwartet.“Aber der Reihe nach.

Schon am Samstag hatte der Allgäuer den Norweger Jan Magnus Riiber, Dominator der Szene und Weltcup-Gesamtsieg­er der vergangene­n beiden Jahre, in die Schranken gewiesen. Und irgendwie hatte es Bundestrai­ner Hermann Weinbuch nach dem Springen am Vormittag schon geahnt. Geiger war von der Normalscha­nze 92 Meter weit gekommen, nur zweieinhal­b

Meter kürzer als Riiber. Weinbuch sprach von einer „sehr guten Ausgangspo­sition“und sagte: „Vinzenz hat hier in Ramsau seine bislang besten Sprünge gezeigt. Mal sehen, vielleicht können wir den Riiber sogar noch angreifen.“Und er sollte recht behalten.

25 Sekunden hinter dem Norweger ging Geiger auf die zehn Kilometer lange Strecke. In der Loipe zeigte er eine taktische Meisterlei­stung. Der 23-Jährige machte mit einer Verfolgerg­ruppe Meter um Meter gut, schloss nach knapp zwei Drittel der Distanz zu Riiber auf und warf auf der Zielgerade­n den Turbo an. Der erfolgsver­wöhnte Riiber musste sich mit Platz zwei zufriedeng­eben, Dritter wurde der Österreich­er Lukas Greiderer.

„Das war mein bester Sprung in dieser Saison und auch im Lauf ging alles perfekt auf. Ich habe geschaut, dass ich mein Tempo laufen kann und am Ende dann einfach intuitiv entschiede­n“, analysiert­e Geiger nach dem Rennen. Hinter ihm und Fabian Rießle (5./Breitnau) komplettie­rten Terence Weber (8./Geyer), Eric Frenzel (10./Geyer) und der Oberstdorf­er Johannes Rydzek (12.) ein starkes Mannschaft­sergebnis vor traumhafte­r Winterspor­tKulisse. Youngster Julian Schmid, ebenfalls vom SC Oberstdorf, kam als 22. ins Ziel.

Die Anlage in Ramsau scheint Geiger zu liegen. Schon im vergangene­n Jahr feierte er dort einen Weltcup-Sieg, einen Tag später kam er als Dritter erneut aufs Podest. 2018 wurde er an gleicher Stelle Zweiter und Fünfter. Dieses Mal untermauer­te er das besondere Verhältnis zur Dachstein-Region nur knapp 24 Stunden nach seinem ersten Erfolg in diesem Weltcup-Winter mit dem nächsten Triumph.

Der Wettkampf war eine Blaupause des Einzels tags zuvor. Erneut führte Riiber nach dem Sprung von der Normalscha­nze (98,0 Meter). Geiger kam vormittags auf 93,5 Meter und ging als Siebter auf die zehn Kilometer lange Langlaufst­recke. Und wieder hieß es „Alle gegen Riiber“. Der Vorsprung des Norwegers war allerdings schon nach knapp drei Kilometern dahin. Riiber und Geiger gelang es, sich auf der letzten der vier Runden etwas von der Konkurrenz abzusetzen. Auf der Zielgerade­n spielte der Oberstdorf­er wie am Vortag seine Sprintstär­ke aus. Mit einer Skispitze Vorsprung, knapp 0,2 Sekunden, setzte sich Geiger durch.

Rang drei belegte Rießle. Das starke deutsche Teamergebn­is komplettie­rten Frenzel auf Rang sechs und Manuel Faißt (Baiersbron­n) als Siebter. Die beiden Oberstdorf­er Julian Schmid und Johannes Rydzek kamen auf die Ränge 21 und 23. Bundestrai­ner Weinbuch war zufrieden: „Wir haben an der Schanze gezeigt, dass wir wieder einen Schritt weiter gekommen sind. Im Laufen waren wir gewohnt stark. Darüber bin ich sehr froh. Was mich am meisten freut: Wir haben den Riiber wieder geknackt.“Sonderlob gab es für den Doppel-Champion aus Oberstdorf. Weinbuch sagte über Geiger: „Er ist einfach phänomenal. Er hat so viele Möglichkei­ten, kann lange hohes Tempo gehen und dann beim Sprint noch einmal zusetzen. Das macht ihn unberechen­bar und zum erfolgreic­hen Zocker.“

„Dass ich hier zweimal ge‰ winne, hätte ich Anfang der Woche nicht erwartet.“

Doppel‰Sieger Vinzenz Geiger

 ?? Foto: Georg Hochmuth/dpa ?? Strahlende­r Sieger: Der Oberstdorf­er Vinzenz Geiger gewann in Ramsau beide Ein‰ zel‰Wettbewerb­e der Nordischen Kombiniere­r.
Foto: Georg Hochmuth/dpa Strahlende­r Sieger: Der Oberstdorf­er Vinzenz Geiger gewann in Ramsau beide Ein‰ zel‰Wettbewerb­e der Nordischen Kombiniere­r.

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