Geiger wirft auf der Zielgeraden den Turbo an
Nordische Kombination Der Oberstdorfer triumphiert beim Weltcup in Ramsau zweimal. Vom Bundestrainer gibt es dafür Sonderlob
Ramsau Die Kulisse in Ramsau am Dachstein ist beeindruckend. Die Filmemacher haben die Region in der Steiermark schon lange für sich entdeckt. Unter anderem wird in dem kleinen österreichischen Ort seit vielen Jahren die erfolgreiche ZDF-Serie „Die Bergretter“gedreht. Am Wochenende standen andere im Rampenlicht: die besten Kombinierer der Welt. Für den Oberstdorfer Vinzenz Geiger war Ramsau Drehort einer weiteren Episode seiner ganz persönlichen Erfolgsstory. Der 23-Jährige gewann beide Einzel-Wettbewerbe und feierte seine Weltcup-Siege vier und fünf. Fast ein bisschen ungläubig stand er nach seinem DoppelTriumph im Ziel und sagte: „Das war ein perfektes Wochenende. Dass ich hier zweimal gewinne, hätte ich Anfang der Woche nicht erwartet.“Aber der Reihe nach.
Schon am Samstag hatte der Allgäuer den Norweger Jan Magnus Riiber, Dominator der Szene und Weltcup-Gesamtsieger der vergangenen beiden Jahre, in die Schranken gewiesen. Und irgendwie hatte es Bundestrainer Hermann Weinbuch nach dem Springen am Vormittag schon geahnt. Geiger war von der Normalschanze 92 Meter weit gekommen, nur zweieinhalb
Meter kürzer als Riiber. Weinbuch sprach von einer „sehr guten Ausgangsposition“und sagte: „Vinzenz hat hier in Ramsau seine bislang besten Sprünge gezeigt. Mal sehen, vielleicht können wir den Riiber sogar noch angreifen.“Und er sollte recht behalten.
25 Sekunden hinter dem Norweger ging Geiger auf die zehn Kilometer lange Strecke. In der Loipe zeigte er eine taktische Meisterleistung. Der 23-Jährige machte mit einer Verfolgergruppe Meter um Meter gut, schloss nach knapp zwei Drittel der Distanz zu Riiber auf und warf auf der Zielgeraden den Turbo an. Der erfolgsverwöhnte Riiber musste sich mit Platz zwei zufriedengeben, Dritter wurde der Österreicher Lukas Greiderer.
„Das war mein bester Sprung in dieser Saison und auch im Lauf ging alles perfekt auf. Ich habe geschaut, dass ich mein Tempo laufen kann und am Ende dann einfach intuitiv entschieden“, analysierte Geiger nach dem Rennen. Hinter ihm und Fabian Rießle (5./Breitnau) komplettierten Terence Weber (8./Geyer), Eric Frenzel (10./Geyer) und der Oberstdorfer Johannes Rydzek (12.) ein starkes Mannschaftsergebnis vor traumhafter WintersportKulisse. Youngster Julian Schmid, ebenfalls vom SC Oberstdorf, kam als 22. ins Ziel.
Die Anlage in Ramsau scheint Geiger zu liegen. Schon im vergangenen Jahr feierte er dort einen Weltcup-Sieg, einen Tag später kam er als Dritter erneut aufs Podest. 2018 wurde er an gleicher Stelle Zweiter und Fünfter. Dieses Mal untermauerte er das besondere Verhältnis zur Dachstein-Region nur knapp 24 Stunden nach seinem ersten Erfolg in diesem Weltcup-Winter mit dem nächsten Triumph.
Der Wettkampf war eine Blaupause des Einzels tags zuvor. Erneut führte Riiber nach dem Sprung von der Normalschanze (98,0 Meter). Geiger kam vormittags auf 93,5 Meter und ging als Siebter auf die zehn Kilometer lange Langlaufstrecke. Und wieder hieß es „Alle gegen Riiber“. Der Vorsprung des Norwegers war allerdings schon nach knapp drei Kilometern dahin. Riiber und Geiger gelang es, sich auf der letzten der vier Runden etwas von der Konkurrenz abzusetzen. Auf der Zielgeraden spielte der Oberstdorfer wie am Vortag seine Sprintstärke aus. Mit einer Skispitze Vorsprung, knapp 0,2 Sekunden, setzte sich Geiger durch.
Rang drei belegte Rießle. Das starke deutsche Teamergebnis komplettierten Frenzel auf Rang sechs und Manuel Faißt (Baiersbronn) als Siebter. Die beiden Oberstdorfer Julian Schmid und Johannes Rydzek kamen auf die Ränge 21 und 23. Bundestrainer Weinbuch war zufrieden: „Wir haben an der Schanze gezeigt, dass wir wieder einen Schritt weiter gekommen sind. Im Laufen waren wir gewohnt stark. Darüber bin ich sehr froh. Was mich am meisten freut: Wir haben den Riiber wieder geknackt.“Sonderlob gab es für den Doppel-Champion aus Oberstdorf. Weinbuch sagte über Geiger: „Er ist einfach phänomenal. Er hat so viele Möglichkeiten, kann lange hohes Tempo gehen und dann beim Sprint noch einmal zusetzen. Das macht ihn unberechenbar und zum erfolgreichen Zocker.“
„Dass ich hier zweimal ge winne, hätte ich Anfang der Woche nicht erwartet.“
DoppelSieger Vinzenz Geiger