„I mog die Schanz einfach“
Skispringen Eisenbichlers Liebeserklärung an die Anlage in Oberstdorf. Wie die Chancen der Deutschen stehen und wie Bundestrainer Horngacher den Norweger Granerud stoppen will
Oberstdorf Markus Eisenbichler ist keiner, der um den heißen Brei herumredet, der Oberbayer trägt sein Herz auf der Zunge. Rechtzeitig zur Vierschanzentournee ist der 29-Jährige in Form und auf seine persönliche Rangfolge der vier Orte angesprochen sagt er spontan: „Oberstdorf, i mog die Schanz einfach.“Danach folgen bei ihm Garmisch-Partenkirchen, Bischofshofen und dann Innsbruck. Auf der Schattenbergschanze fühlt sich der Springer nicht nur deswegen wohl, weil die deutschen Adler dort im Sommer wie im Winter trainieren und jeden Winkel kennen. „Ich habe auf der Schanze viele gute Sprünge gemacht und bin dort schon deutscher Meister geworden.“Und selbst wenn er mal kein gutes Jahr hat: „In Oberstdorf springe ich meistens gut.“
Das Vertrauen in die eigene Form ist das größte Pfund, auf das Markus Eisenbichler vor dem Auftaktspringen der Vierschanzentournee setzt. Am kommenden Montag geht dort die Qualifikation über die Bühne, am Dienstag folgt das erste Springen der 69. Auflage. Die dritte Station in Innsbruck sei wegen der wechselnden Windverhältnisse schwierig, sagt der 29-Jährige, der vor zwei Jahren die Vierschanzentournee als Zweiter der Gesamtwertung hinter dem überragenden vierfachen Tagessieger Ryoyo Kobayashi abschloss. Die Saison 2019/20 startete Eisenbichler verhalten und belegte lediglich Rang 15 in der TourneeGesamtwertung. Doch aktuell zählt der 29-Jährige zu den Topfavoriten. Es wäre der erste deutsche Triumph seit Sven Hannawald 2002.
Um seinen zweiten Siegspringer bangt Bundestrainer Stefan Horngacher noch. Nach einem positiven Corona-Test befindet sich Karl Geiger in Quarantäne. Der Deutsche Ski-Verband steht in Kontakt mit dem Gesundheitsamt, das die Freigabe erteilen muss. „Wir hoffen, dass er gesund bleibt und dass er zur Vierschanzentournee wieder dazukommt“, sagt der Österreicher. Man merke aber, dass Geiger „von der Situation nicht wahnsinnig begeistert ist“, fügt Horngacher an. Geiger befindet sich seit vergangenem Mittwoch in Quarantäne und ist damit auch von seiner Frau und der frischgeborenen Tochter Luisa isoliert. Markus Eisenbichler glaubt nicht, dass die Zwangs-Pause der starken Form des Oberstdorfers abträglich ist: „Beim Weltcup in Nischni Tagil war er auch nicht dabei und dann kommt er nach Planica und rockt das Ding.“Mit dem „Ding“meint Eisenbichler den Weltmeistertitel im Skifliegen. Der Oberbayer strotzt vor Zuversicht: „Ich freue mich darauf, weil ich in einer Form bin, die ich noch nie gehabt habe.“Den Rummel um das
Skisprung-Event versucht er auszublenden. Natürlich sei die Tournee etwas Besonderes, aber Eisenbichler sagt sich: „Es sind doch nur vier Wettkämpfe ziemlich dicht aufeinander.“Vor der Weitenjagd werde er mit Familie und Freundin Weihnachten feiern. „Ich bin jetzt echt noch mal froh, wenn ich jetzt heimkomme. In Engelberg war die Festplatte voll, weil man aus dem Modus nicht rauskommt – die ganze Zeit Skispringen, Skispringen, Skispringen.“Er wolle jetzt „einfach mal an etwas anderes denken“.