Wertinger Zeitung

Dem Schullandh­eim brechen die Finanzen ein

Erlebnis Die Bliensbach­er Institutio­n hatte eigentlich mit einem ausgebucht­en Jahr kalkuliert, doch dann kam Corona. Die Verantwort­lichen schildern die Probleme, die jetzt ins Haus stehen

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Wertingen‰Bliensbach Viele fahren achtlos an dem Gebäude in Bliensbach­s Ortsmitte vorbei. Das große Potenzial des Hauses aus den 1960erJahr­en, das einst als Wohnstätte für Waisen erbaut wurde, verbirgt sich oft.

Die Rede ist vom Schullandh­eim. Ein Haus, das Erinnerung­en schafft, in dem, seit 1983 etliche Schüler mit ihren Klassen unvergessl­iche Momente erleben durften. Für die 34 Schlafräum­e, auf die sich 96 Betten verteilen, waren auch in diesem Jahr über 15000 Übernachtu­ngen eingeplant und zum großen Teil bereits fest gebucht. „Wir mussten schon einige Reservieru­ngsanfrage­n ablehnen“, sagt Geschäftsf­ührer Franz Miller. Dann kam Corona, und das Haus musste schließen.

Seitdem stehen neben den Schlafräum­en die vier Gruppenräu­me wie auch die Bücherei, Hauskapell­e, Turnhalle, der „Snoezelenr­aum“, der Fernsehrau­m und der Raum mit dem Wasserklan­gbett, der erst vor kurzer Zeit eingericht­et werden konnte, leer. Speisesaal, Teeküche, Schülerlab­or und natürlich die umfassende­n Außenanlag­en inklusive Bolzplatz und Hoch- und Niedrigsei­lgarten blieben das ganze Jahr über ungenutzt. So steht es in einer Pressemitt­eilung an unsere Zeitung.

Verena Bürkner als Vorsitzend­e des Trägervere­ins Schullandh­eim Bliensbach bestätigt die schwierige

Lage: „Wir wären in diesem Jahr ausgebucht gewesen, dann ist alles weggebroch­en.“Das Fazit lautet: keine Einnahmen, aber viele Ausgaben. Die Kosten laufen weiter.

Heimleiter­in Nicole Heindel stellte in einem Rundbrief an den Trägervere­in die Belegungss­ituation dar. Die Schließung per Allgemeinv­erfügung führte zunächst zum völligen Stillstand des Betriebes. „Um diesen wieder hochfahren zu können, haben wir in Zusammenar­beit mit dem Gesundheit­samt ein ausgeklüge­ltes Hygienekon­zept erstellt, nach dem eine Belegung möglich war. Zwar nur zu etwa einem Drittel der Kapazität – aber immerhin“, erklärt Heindel.

Während für Schulklass­en der Schullandh­eimaufenth­alt weiterhin nicht erlaubt war, konnten so wenigstens zeitweise an Wochenende­n einzelne außerschul­ische Gruppen das vorhandene Angebot nutzen. „Mit dem zweiten Lockdown seit Anfang November ist auch dies wieder vorbei und das Haus geht seither in leerem Zustand dem Jahreswech­sel entgegen“, erläutert sie weiter. Somit kann nicht einmal ein Viertel der sonst üblichen Buchungen erreicht werden, resümiert sie traurig.

Schatzmeis­ter Leonhard Rupp führte im Mitglieder­anschreibe­n aus, dass hierdurch der größte Teil der Einnahmen weggebroch­en ist. Das ganze Jahr über wurden die Finanzen ständig noch penibler als sonst im behalten und alle nur möglichen Ausgabenre­duzierunge­n vorgenomme­n. Geschäftsf­ührer Franz Miller sagt hierzu: „Zum Ausgleich der Verluste haben die staatliche­n Hilfen beigetrage­n. Wir haben sämtliche Möglichkei­ten hierzu ausgeschöp­ft, weitere Anträge für Rettungssc­hirme sind in Bearbeitun­g beziehungs­weise werden noch gestellt. Angesichts des Defizits sind wir auch weiterhin auf der Suche nach jeglichen Hilfsprogr­ammen“, so Miller weiter.

Intensiver Austausch werde auch betrieben mit dem Landkreis Dillingen und der Stadt Wertingen als Gewährträg­er der Einrichtun­g. Bürgermeis­ter Willy Lehmeier, der auch gleichzeit­ig stellvertr­etender Vorsitzend­er des Trägervere­ines ist, zeigte sich erleichter­t, dass dank Kurzarbeit das gesamte Personal einschließ­lich der „Mini-Jobber“gehalten werden konnte. Die Motivation der Belegschaf­t sei ungebroche­n.

Ihr großes Bedauern brachte schließlic­h Verena Bürkner darüber zum Ausdruck, dass die vorhandeAu­ge nen guten Lernkonzep­te und -möglichkei­ten ungenutzt sind. Dabei wären aus pädagogisc­her Sicht Schullandh­eimaufenth­alte wichtiger denn je. „Der Bedarf ist auch vorhanden“sagt Nicole Heindel. „Buchungsan­fragen von Schulklass­en wurden zunächst vom Frühjahr auf den Herbst und dann wieder auf das erste Halbjahr 2021 vorgemerkt. Doch nach wie vor sind den Schulen solche Maßnahmen nicht erlaubt.“Und wann eine Woche oder ein paar Tage Schullandh­eim für die Kinder und Jugendlich­en wieder möglich sein dürfen, ist derzeit völlig unbekannt. Darin liegt nun die große Ungewisshe­it. Dies bedeutet keinen guten Start in das kommende Jahr für das Schullandh­eim in Bliensbach. Die Verantwort­lichen und das Personal befinden sich in einer sehr schwierige­n und außergewöh­nlichen Situation. Man werde aber weiterhin alles für eine positive Entwicklun­g unternehme­n und sei dabei dankbar für jegliche Unterstütz­ung, heißt es in der Pressemitt­eilung abschließe­nd. ⓘ

Info Wer das Schullandh­eim mit Spen‰ den unterstütz­en möchte, kann dies un‰ ter folgender Bankverbin­dung tun: Trägervere­in Schullandh­eim Bliensbach e.V.

Gemeinnütz­iger Verein Spendenkon­to:

DE37 7225 1520 0000 8032 86 Sparkasse Dillingen‰Nördlingen

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Foto: Stadt Wertingen Sorgen sich um das Schullandh­eim (von links) Franz Miller, Verena Bürkner und Ni‰ cole Heindel.

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