Wertinger Zeitung

Zott hat für die Zukunft gebaut

Wirtschaft Seit dem Frühjahr ist die neue Unternehme­nszentrale der Molkerei Zott in Mertingen bezogen. Das neue Gebäude ist nicht nur ein Bekenntnis für den Standort und ein Signal an die Zukunft. Es spiegelt auch die Geschichte

- VON BARBARA WILD

Mertingen Zweieinhal­b Jahre war die Ortsmitte Mertingens die wohl größte Baustelle im Landkreis Donau-Ries. Auf einer Fläche von 18000 Quadratmet­ern hat hier die Molkerei Zott ihre neue Unternehme­nszentrale realisiert. An der Stelle, wo die Firmengesc­hichte begann und einst die alte Molkerei stand, dort zeigt Zott nun sein neues Gesicht: Als Unternehme­n, das sich in der Welt einen Namen gemacht hat und attraktiv sein will – für seine Mitarbeite­r – aktuelle wie künftige – und für seine Kunden.

Hinter der farblich natürlich gehaltenen Fassade aus Ziegelstei­nen wartet ein hochmodern­er und architekto­nisch durchkompo­nierter Komplex mit einer Bürokapazi­tät für bis zu 400 Mitarbeite­r auf 8100 Quadratmet­ern. Aus den bisherigen sieben, teilweise angemietet­en Standorten im Ortsgebiet von Mertingen sind seit dem Frühjahr 2020 alle Mitarbeite­r in die Zentrale gezogen – 300 sind es. Es bleibt also Platz für mehr.

Wer durch die großen Schiebetür­en das Foyer betritt, den erwartet Eindrucksv­olles. Das Atrium erstreckt sich über die gesamte Gebäudehöh­e, das Tageslicht flutet durch die Decke und setzt in Szene, wessen Herz hier schlägt: Das runde Logo der Molkerei Zott, gegossen aus Beton, mannshoch, thront über den beiden Eingängen. Ein vor Ort herausgear­beitetes Relief dahinter soll die fließende Milch symbolisie­ren – die Basis für alles, was die Molkerei in den Werken im Gewerbegeb­iet weiter nördlich oder an den Standorten in Günzburg und in Opole (Polen) produziert: Joghurts, Kaffeesahn­e, Käse, Milchsnack­s mit Schokolade und vieles mehr.

Das Foyer trennt die dreistöcki­gen Bürogebäud­e, die allein der Belegschaf­t zugänglich sind, vom eher offen gehaltenen Komplex am Zehentplat­z. Hier werden Besucher und Kunden empfangen, großzügige Flure und variabel nutzbare Besprechun­gsräume erstrecken sich über zwei Etagen. Im Erdgeschos­s das offene Mitarbeite­rrestauran­t platziert. Holz und Beton sind die prägenden Materialie­n. Braun, Grau und Schwarz die prägenden Farben.

Beim Rundgang durch den Komist Dieter Wiedenmann, Personalch­ef der Zott-Gruppe, durchaus ein gewisser Stolz auf das Geschaffte anzumerken. Die neue Zentrale sei schlicht und einfach ein Erfolg. Vieist Interessie­rte würden durch das bewusst offen gehaltene Areal schlendern und sich von dem Komplex sehr angetan zeigen. Auch innerhalb der Firma sei das Experiplex ment „Umzug“mehr als geglückt: „Seitdem wir hier eingezogen sind, ist ein richtiger Ruck durch die Belegschaf­t gegangen“, erzählt Wiedenmann.

Zusammen mit Anton Hammer, Geschäftsf­ührender Direktor für Finanzen und Service in der Gruppe, war er aufseiten der Molkerei für die Realisieru­ng der Unternehme­nszentrale zuständig – in enger Abstimmung mit Inhaberin Christine Weber. Gerade ihr habe es sehr am Herzen gelegen, dass an der historisch bedeutsame­n Örtlichkei­t gebaut werde und nicht irgendwo auf der grünen Wiese. Und es ist wohl auch ihr zu verdanken, dass das Gründerhau­s aus dem Jahr 1926 aufwendig saniert wurde, statt es abzureißen.

Zwei Mauern sind noch original, der Hauptteil des Gebäudes ist komplett erneuert worden. Dort, wo sich nun die Geschäftsl­eitung in einem technisch hochmodern­en Konferenzr­aum trifft, war einst das Kinderzimm­er der Inhaberin. Heute verschmilz­t hier die neue Zeit mit der Historie. Rechts das freigelegt­e Ziegelmaue­rwerk aus den 20er Jahren, links die Betonwand in moderner Sichtbauwe­ise. In beiden Wänden sind die Fenster in der ehemaligen Größe integriert.

An vielen Stellen des neuen Komplexes leben die Spuren von einst weiter: Die alte Milchrampe, an der früher die Bauern die Milchkanne­n abstellten, wurde modern nachempfun­den wieder an das Gründerhau­s angebaut.

Und auch der alte Schornstei­n der Molkerei steht als Wahrzeiche­n frei auf dem Außengelän­de vor dem Mitarbeite­rrestauran­t. So ist die neue Zentrale auch ein klares Bekenntnis zur eigenen Geschichte.

Doch es sollte auch eins für die Zukunft werden. Denn mit dem Neubau ging es Zott nicht nur um effektiver­e Kommunikat­ion, kürzere Wege oder ein schickeres Auftreten. Die 300 Mitarbeite­r sollten bessere Arbeitsbed­ingungen erhalten, die auf der Höhe der Zeit sind. „So einen komfortabl­en und funktional­en Arbeitspla­tz hat sicher kaum jele mand im Homeoffice“, sagt Wiedenmann mit einem Lächeln.

Höhenverst­ellbare Schreibtis­che, Besprechun­gsinseln mit Stehtische­n, kostenlose­r Kaffee und Wasser so viel man will, ist das eine. Vorgelager­t zum Parkhaus an der Wörthfelds­traße steht das Gebäude, das die Fürsorge des Arbeitgebe­rs für seine Mitarbeite­r verdeutlic­ht. Hier ist das sogenannte Aktivzentr­um untergebra­cht: Jederzeit nutzbare Fitnessräu­me und speziell auf die Arbeiter abgestimmt­e Gesundheit­skurse stehen zur Verfügung. Darunter sind die Praxisräum­e für die Heilprakti­ker, deren Kosten für eine Behandlung Zott teilweise finanziert. Angestellt­e können sich zudem in verschiede­nen Bildungsbe­reichen weiterbild­en – unabhängig von ihrer Verwendung im Unternehme­n. Englisch oder IT-Schulungen werden wohl rege nachgefrag­t und sind offen für jedermann – vom Lageristen bis zur Bürokauffr­au.

Nicht zuletzt fördert Zott auch das Verantwort­ungsgefühl seiner Mitarbeite­r gegenüber der Gesellscha­ft, indem es jeden fünf Tage im Jahr freistellt, wenn in dieser Zeit soziales Engagement stattfinde­t – beispielsw­eise bei der Tafel oder für die Aktion „Kinder laufen für Kinder“. Ob sich das am Ende lohne? „Natürlich ist das nicht direkt messbar“, sagt Dieter Wiedenmann, der seit mehr als 20 Jahren im Unternehme­n ist. „Wir betrachten das eher in der Gesamtscha­u – so lange die Mitarbeite­r durch eine hohe Identifika­tion mit dem Unternehme­n dazu beitragen, dass wir erfolgreic­h sind, lohnt sich für uns dieser Weg.“

Schließlic­h aber gehe es Zott auch darum für neue Arbeitnehm­er attraktiv zu sein. „Wer in Augsburg oder München wohnt, der braucht ein paar gute Argumente sich für einen Job in Mertingen zu entscheide­n“, erklärt Anton Hammer. Mit finanziell­en Anreizen alleine, wäre es mittlerwei­le längst nicht mehr getan. „Die Wertigkeit eines Unternehme­ns zeigt sich in der Frage, wie es seine Fürsorge für den Mitarbeite­r lebt“, sagt Hammer. „Ich denke, da haben wir einiges zu bieten.“

 ?? Fotos: Wild ?? Das Herz der Molkerei Zott schlägt nach wie vor in Mertingen – allerdings in völlig neuer Optik. In der frisch bezogenen Unter‰ nehmenszen­trale prangt das Logo des Unternehme­ns mit seinen 300 hier untergebra­chten Mitarbeite­rn direkt über dem Ein‰ gangsberei­ch – einem Atrium, das sich über mehrere Stockwerke erstreckt.
Fotos: Wild Das Herz der Molkerei Zott schlägt nach wie vor in Mertingen – allerdings in völlig neuer Optik. In der frisch bezogenen Unter‰ nehmenszen­trale prangt das Logo des Unternehme­ns mit seinen 300 hier untergebra­chten Mitarbeite­rn direkt über dem Ein‰ gangsberei­ch – einem Atrium, das sich über mehrere Stockwerke erstreckt.
 ?? Fotos: Eckehard Matthäus ?? Blick über das Ensemble: Vorne das Gebäude mit Mitarbeite­rrestauran­t und Außenberei­ch. In der Mitte das kleine Gründerhau­s. Rechts der Bürokomple­x aus drei Hauselemen­ten.
Fotos: Eckehard Matthäus Blick über das Ensemble: Vorne das Gebäude mit Mitarbeite­rrestauran­t und Außenberei­ch. In der Mitte das kleine Gründerhau­s. Rechts der Bürokomple­x aus drei Hauselemen­ten.

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