Zott hat für die Zukunft gebaut
Wirtschaft Seit dem Frühjahr ist die neue Unternehmenszentrale der Molkerei Zott in Mertingen bezogen. Das neue Gebäude ist nicht nur ein Bekenntnis für den Standort und ein Signal an die Zukunft. Es spiegelt auch die Geschichte
Mertingen Zweieinhalb Jahre war die Ortsmitte Mertingens die wohl größte Baustelle im Landkreis Donau-Ries. Auf einer Fläche von 18000 Quadratmetern hat hier die Molkerei Zott ihre neue Unternehmenszentrale realisiert. An der Stelle, wo die Firmengeschichte begann und einst die alte Molkerei stand, dort zeigt Zott nun sein neues Gesicht: Als Unternehmen, das sich in der Welt einen Namen gemacht hat und attraktiv sein will – für seine Mitarbeiter – aktuelle wie künftige – und für seine Kunden.
Hinter der farblich natürlich gehaltenen Fassade aus Ziegelsteinen wartet ein hochmoderner und architektonisch durchkomponierter Komplex mit einer Bürokapazität für bis zu 400 Mitarbeiter auf 8100 Quadratmetern. Aus den bisherigen sieben, teilweise angemieteten Standorten im Ortsgebiet von Mertingen sind seit dem Frühjahr 2020 alle Mitarbeiter in die Zentrale gezogen – 300 sind es. Es bleibt also Platz für mehr.
Wer durch die großen Schiebetüren das Foyer betritt, den erwartet Eindrucksvolles. Das Atrium erstreckt sich über die gesamte Gebäudehöhe, das Tageslicht flutet durch die Decke und setzt in Szene, wessen Herz hier schlägt: Das runde Logo der Molkerei Zott, gegossen aus Beton, mannshoch, thront über den beiden Eingängen. Ein vor Ort herausgearbeitetes Relief dahinter soll die fließende Milch symbolisieren – die Basis für alles, was die Molkerei in den Werken im Gewerbegebiet weiter nördlich oder an den Standorten in Günzburg und in Opole (Polen) produziert: Joghurts, Kaffeesahne, Käse, Milchsnacks mit Schokolade und vieles mehr.
Das Foyer trennt die dreistöckigen Bürogebäude, die allein der Belegschaft zugänglich sind, vom eher offen gehaltenen Komplex am Zehentplatz. Hier werden Besucher und Kunden empfangen, großzügige Flure und variabel nutzbare Besprechungsräume erstrecken sich über zwei Etagen. Im Erdgeschoss das offene Mitarbeiterrestaurant platziert. Holz und Beton sind die prägenden Materialien. Braun, Grau und Schwarz die prägenden Farben.
Beim Rundgang durch den Komist Dieter Wiedenmann, Personalchef der Zott-Gruppe, durchaus ein gewisser Stolz auf das Geschaffte anzumerken. Die neue Zentrale sei schlicht und einfach ein Erfolg. Vieist Interessierte würden durch das bewusst offen gehaltene Areal schlendern und sich von dem Komplex sehr angetan zeigen. Auch innerhalb der Firma sei das Experiplex ment „Umzug“mehr als geglückt: „Seitdem wir hier eingezogen sind, ist ein richtiger Ruck durch die Belegschaft gegangen“, erzählt Wiedenmann.
Zusammen mit Anton Hammer, Geschäftsführender Direktor für Finanzen und Service in der Gruppe, war er aufseiten der Molkerei für die Realisierung der Unternehmenszentrale zuständig – in enger Abstimmung mit Inhaberin Christine Weber. Gerade ihr habe es sehr am Herzen gelegen, dass an der historisch bedeutsamen Örtlichkeit gebaut werde und nicht irgendwo auf der grünen Wiese. Und es ist wohl auch ihr zu verdanken, dass das Gründerhaus aus dem Jahr 1926 aufwendig saniert wurde, statt es abzureißen.
Zwei Mauern sind noch original, der Hauptteil des Gebäudes ist komplett erneuert worden. Dort, wo sich nun die Geschäftsleitung in einem technisch hochmodernen Konferenzraum trifft, war einst das Kinderzimmer der Inhaberin. Heute verschmilzt hier die neue Zeit mit der Historie. Rechts das freigelegte Ziegelmauerwerk aus den 20er Jahren, links die Betonwand in moderner Sichtbauweise. In beiden Wänden sind die Fenster in der ehemaligen Größe integriert.
An vielen Stellen des neuen Komplexes leben die Spuren von einst weiter: Die alte Milchrampe, an der früher die Bauern die Milchkannen abstellten, wurde modern nachempfunden wieder an das Gründerhaus angebaut.
Und auch der alte Schornstein der Molkerei steht als Wahrzeichen frei auf dem Außengelände vor dem Mitarbeiterrestaurant. So ist die neue Zentrale auch ein klares Bekenntnis zur eigenen Geschichte.
Doch es sollte auch eins für die Zukunft werden. Denn mit dem Neubau ging es Zott nicht nur um effektivere Kommunikation, kürzere Wege oder ein schickeres Auftreten. Die 300 Mitarbeiter sollten bessere Arbeitsbedingungen erhalten, die auf der Höhe der Zeit sind. „So einen komfortablen und funktionalen Arbeitsplatz hat sicher kaum jele mand im Homeoffice“, sagt Wiedenmann mit einem Lächeln.
Höhenverstellbare Schreibtische, Besprechungsinseln mit Stehtischen, kostenloser Kaffee und Wasser so viel man will, ist das eine. Vorgelagert zum Parkhaus an der Wörthfeldstraße steht das Gebäude, das die Fürsorge des Arbeitgebers für seine Mitarbeiter verdeutlicht. Hier ist das sogenannte Aktivzentrum untergebracht: Jederzeit nutzbare Fitnessräume und speziell auf die Arbeiter abgestimmte Gesundheitskurse stehen zur Verfügung. Darunter sind die Praxisräume für die Heilpraktiker, deren Kosten für eine Behandlung Zott teilweise finanziert. Angestellte können sich zudem in verschiedenen Bildungsbereichen weiterbilden – unabhängig von ihrer Verwendung im Unternehmen. Englisch oder IT-Schulungen werden wohl rege nachgefragt und sind offen für jedermann – vom Lageristen bis zur Bürokauffrau.
Nicht zuletzt fördert Zott auch das Verantwortungsgefühl seiner Mitarbeiter gegenüber der Gesellschaft, indem es jeden fünf Tage im Jahr freistellt, wenn in dieser Zeit soziales Engagement stattfindet – beispielsweise bei der Tafel oder für die Aktion „Kinder laufen für Kinder“. Ob sich das am Ende lohne? „Natürlich ist das nicht direkt messbar“, sagt Dieter Wiedenmann, der seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen ist. „Wir betrachten das eher in der Gesamtschau – so lange die Mitarbeiter durch eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen dazu beitragen, dass wir erfolgreich sind, lohnt sich für uns dieser Weg.“
Schließlich aber gehe es Zott auch darum für neue Arbeitnehmer attraktiv zu sein. „Wer in Augsburg oder München wohnt, der braucht ein paar gute Argumente sich für einen Job in Mertingen zu entscheiden“, erklärt Anton Hammer. Mit finanziellen Anreizen alleine, wäre es mittlerweile längst nicht mehr getan. „Die Wertigkeit eines Unternehmens zeigt sich in der Frage, wie es seine Fürsorge für den Mitarbeiter lebt“, sagt Hammer. „Ich denke, da haben wir einiges zu bieten.“