Sternsinger im Landkreis mal anders
Tradition Dieser Tage sollten eigentlich die Sternsinger durch die Orte ziehen. Doch das geht nicht. In den Pfarreien im Landkreis Dillingen haben sich die Verantwortlichen etwas einfallen lassen. Wie wäre es etwa mit drei „weisen“Würsten?
Weil sie heuer nicht von Haus zu Haus ziehen können, haben sich die Sternsinger im Kreis etwas einfallen lassen.
Landkreis Für Johannes Lohner wäre es heuer das elfte Mal gewesen. Jedes Mal um diese Zeit zog der 19-Jährige in den vergangenen zehn Jahren mit anderen Jugendlichen und Kindern durch die Straßen Gundelfingens, um pünktlich zum Festtag der Heiligen Drei Könige den Segen in die Haushalte zu bringen und Spenden für Kinder in Not zu sammeln. Doch heuer ist das wegen Corona anders.
In vielen Pfarreien kommen Caspar, Melchior und Balthasar nicht persönlich in die Haushalte, stattdessen gibt es Päckchen mit Weihrauch, Kreide und Segensaufkleber zum Abholen in den Kirchen und Pfarrämtern. In Gundelfingen etwa halten die Einschränkungen die Sternsinger nicht davon ab, trotzdem um die Häuser zu ziehen. In kleinen, coronakonformen Gruppen gehen sie dieser Tage von Haus zu Haus. Im Gepäck haben sie Flyer und Segenssprüche, die sie in die Briefkästen werfen und so zu Spenden aufrufen. Und das ist nicht alles. In einem aufwendig produzierten Video, dreieinhalb Minuten lang und ohne Schnitte, stellen sie die Aktion ebenfalls vor. Zu finden gibt es das Video auf Facebook und Instagram. Trotzdem ist es nicht das Gleiche wie sonst: „Als die Absage kam, ist das schon sehr traurig gewesen“, sagt Lohner, der die Aktion in Gundelfingen organisiert. Verständnis habe er natürlich für die Einschränkungen: „Die Gefahr, das Virus zu den Menschen nach Hause zu tragen, ist einfach zu groß.“Ihm persönlich fehle der Kontakt zu den anderen Sternsingern. In den vergangenen Jahren habe man sich nach getaner Arbeit zum Essen getroffen, den Abend miteinander verbracht. Wer alt genug war, kriegte auch ein Bier. All das gibt es heuer nicht. Lohner hofft, dass zumindest die Spenden nicht weniger werden. 2020 seien in der Pfarreiengemeinschaft immerhin stolze 17700 Euro zusammengekommen.
In Donaualtheim haben sich Ministranten und der Pfarrgemeinderat gleich eine ganz besondere Aktion überlegt: Auf Bestellung bekommt man dort drei Weißwürste und eine Portion Senf von der Landmetzgerei Leo Schultz. Die Ministranten und Mitglieder des Pfarrgemeinderats verteilen die Päckchen dann. Der Erlös geht an die Sternsingeraktion, erklärt Oberministrantin Anna-Maria Lederle. „Das sind dann quasi die drei Weisen aus dem Morgenland“, erklärt sie mit einem Lachen. Für die 15-Jährige wäre es das siebte Jahr mit den Sternsingern gewesen. Ihr geht es auch um den Zusammenhalt der Ministranten: Diesen fehle viel, schon allein, weil im Frühjahr nicht einmal Gottesdienste stattfinden konnten. „Es fällt schon so viel aus, da ist das mit den Sternsingern hart“, sagt sie. Die Aktion könne man nicht ersetzen. „Es macht Spaß und man tut was Gutes.“
Damit der Gesang nicht zu kurz kommt, haben die Dillinger Sternsinger eigens ein Video produziert, in dem sie gemeinsam mit Bewohnern der Regens-Wagner-Einrichtungen ein Sternsingerlied singen – im Sinne der Inklusion auch in Gebärdensprache. Der pastorale Mitarbeiter für Jugendarbeit, Johann Schmitz, sagt: „Es ist kein ganzer Ersatz, aber es ist eine Erinnerung und ein Trostpflaster.“Bis zuletzt habe man gehofft, sich Hygienekonzepte überlegt, aber es brachte nichts. Auch er fürchtet, dass die Spenden heuer geringer ausfallen als sonst.
Für den Lauinger Pfarrhelfer René Stiefenhofer ist die Absage auch ein persönlicher Verlust. Denn die Sternsingeraktion unterstützt heuer besonders Kinder in der
wo heute noch Armut und Perspektivlosigkeit vorherrschen. „Meine Frau stammt aus der Ukraine. Ich kenne also die Problematik“, sagt Stiefenhofer. Es wäre sehr schade, wenn 2021 nur wegen Corona weniger gespendet werden würde. Auch in Lauingen war man schon in der Vorbereitung, als die Absage kam. Das sei zwar schade. „Aber die Eltern waren wegen Corona dieses Jahr auch sehr verhalten.“Viele hätten ihre Kinder ohnehin nicht auf die Straße schicken wollen. Damit trotzdem ein paar mehr Spenden zusammenkommen, hat man in Lauingen wie andernorts auch Spendenkässchen zum Selberfalten an die Kinder verteilt.
In der Pfarreiengemeinschaft Wittislingen wiederum erinnern Kinder und Jugendliche mit einem Stern mit dem Segensspruch „Gott segne euch im neuen Jahr. Das wünschen Caspar, Melchior und Balthasar“an die Tradition um die Heiligen Drei Könige. Die Sterne sollen die Kinder wiederum gut sichtbar am Haus der Eltern aufhängen, erklärt Gemeindereferentin Marie Zengerle. Für die Ministranten gibt es zudem eine Online-Gruppenstunde, bei der die Tradition und die Bedeutung der drei Weisen erklärt werden. Im vergangenen Jahr sind in der PG Wittislingen knapp 11 000 Euro zusammengekommen. Damit auch heuer viel Geld gesammelt wird, geht die Spendenaktion bis Ende Januar.
Natürlich sind die Sternsinger auch in den Gottesdiensten wieder fester Bestandteil. In der PfarreienUkraine, gemeinschaft Wertingen, in Wittislingen, Gundelfingen und vielen anderen Gemeinden singen Caspar, Melchior, Balthasar und ihre Begleiter am und um den 6. Januar in den Messen. Bei der Gelegenheit kann man dann gleich die Dreikönigspäckchen mitnehmen. Der Segen kommt so also trotzdem. Und die Spenden?