Wertinger Zeitung

Jetzt behandeln auch Ärztinnen

Deutschlan­ds großes Wörterbuch gendert mit

- VON RÜDIGER HEINZE

Wer noch immer meint, der Duden sei ein Bollwerk, eine feste Burg wider Sprachentw­icklung hier, Sprachmode­rnismen dort, der – oder die – sollte es seit Jahren eigentlich besser wissen. Der Duden haut Begriffe raus, er nimmt neue Begriffe auf. Zuletzt etwa den Elektrosco­oter und die Flugscham. Der Duden also wandelt sich.

2021 aber wandelt er sich nicht nur weiter, sondern er sitzt und arbeitet auch nach. Er geht für die Lesenden auf Nummer sicher. Der Duden wird – jedenfalls online – aufgreifen, was gerade in soundsovie­len Universitä­ten, Verwaltung­en und Medienhäus­ern auf der Tagesordnu­ng steht. Der Duden gendert mit. Von nun an wird – jedenfalls online – nicht nur das Aufgabenfe­ld etwa eines Arztes erläutert, sondern – eigens aufgeführt – auch das Arbeitsfel­d einer Ärztin: „Weibliche Person, die nach Medizinstu­dium und klinischer Ausbildung die staatliche Zulassung (Approbatio­n) erhalten hat, Kranke zu behandeln.“

Dabei hat die Ärztin derzeit noch einen winzigen Vorsprung. Die Lehrerin etwa, die „weibliche Form des Lehrers“, muss sich noch ein wenig in Geduld üben, bis sie mit ihrer

Tätigkeit ebenfalls einen Extra-Eintrag erhält. Nach und nach sollen auf jeden Fall die rund 12 000 Personenun­d Berufsbeze­ichnungen so bearbeitet werden, dass weibliche und männliche Form jeweils gleichbere­chtigt dastehen und eigens erläutert werden, erklärt die Leiterin der Duden-Redaktion, Kathrin Kunkel-Razum. Damit Frauen und ihre Profession deutlich sichtbar werden. Die Ärztin kommt, vielleicht auch der Harfenist, was aber verschwind­et? Es verschwind­et das sogenannte generische Maskulinum – ein Begriff, der geschlecht­sneutrale Bedeutung hat. Adieu auch!

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