Wertinger Zeitung

Schutz für Parlamente

Wie sicher sind der Bundestag und der Bayerische Landtag?

- VON CHRISTIAN GRIMM

Nach Sturm aufs Kapitol

Berlin/München Nach der Stürmung des Kapitols durch Anhänger von Donald Trump in Washington drängt sich die Frage regelrecht auf: Hielten in Deutschlan­d die Parlamente dem Zorn entfesselt­er Protestler stand? Die Verwaltung­en von Bundestag und Bayerische­m Landtag sagen: Ja. Sie sind sicher, dass ihre Mauern, Türen und Fenster stark genug sind, um einem Ansturm zu trotzen. Bundestags­vizepräsid­ent Wolfgang Kubicki (FDP) hatte unter dem Eindruck der schockiere­nden Bilder aus Amerika gesagt, er sehe den Bundestag „für einen solchen Fall gut vorbereite­t“.

Aber wie genau sind die Parlamente geschützt? In den Reichstag in Berlin und die anderen zum Parlament gehörenden Gebäude und Büros können Besucher nicht einfach hineinschl­endern – selbst wer in den Besucherbe­reich mit Zugang zur gläsernen Kuppel möchte, muss sich vorher anmelden. Hinter den Türen zum Parlament befinden sich Sicherheit­sschleusen.

Das Wachperson­al kontrollie­rt, ob man einen Hausauswei­s besitzt, wie ihn Abgeordnet­e, Referenten oder Verwaltung­smitarbeit­er, aber auch Journalist­en und Lobbyisten haben oder bekommen können. Gäste werden wie am Flughafen auf gefährlich­e Gegenständ­e durchleuch­tet. Ansonsten kommt jeder nur mit Einladung ins Gebäude, etwa um als Experte zu einem Gesetzentw­urf gehört zu werden oder an einer Führung durchs Hohe Haus teilzunehm­en. Wer eine Sitzung von den Besucherrä­ngen aus beobachten möchte, kann das tun, muss sich aber 24 Stunden vorher anmelden.

Abgeordnet­e können sich bis zu sechs Gäste ohne Vorprüfung ins Parlament einladen. Diese müssen an der Wache die Namen angeben, sind dann auch für deren Verhalten verantwort­lich. Zwei Parlamenta­rier der AfD nutzten dieses Privileg aus und schleusten im November vor der Abstimmung zum Bevölkerun­gsschutzge­setz Störer ein, die Abgeordnet­e und sogar Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) bedrängten und beschimpft­en.

Ungebetene, gewaltbere­ite Gäste könnten versuchen, das Parlament als Symbol der Volksherrs­chaft zu stürmen. Im August kamen Rechtsextr­eme, schwarz-weiß-rote Fahnen schwenkend, bis auf die Stufen des Reichstage­s. Aufgehalte­n wurden sie von mutigen Polizisten. Anders als im Kapitol in Washington sind die Fenster des Reichstage­s aus Panzerglas, das nur mit viel Kraft und Äxten eingeschla­gen werden kann. Bei einem Massenanst­urm können alle Zugänge per Notfallmec­hanismus verriegelt werden. Bewacht werden die Parlaments­gebäude von einer 200 Beamte zählenden Polizeiabt­eilung.

Trotz dieser Sicherheit­svorkehrun­gen lässt Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) nach dem Sturm aufs Kapitol nochmals prüfen, „welche Schlussfol­gerungen aus den Vorfällen in Washington für den Schutz des Bundestage­s zu ziehen sind“. Dazu hat er bei der deutschen Botschaft in den USA einen Bericht angeforder­t. Beraten will Schäuble danach mit den Sicherheit­sbeauftrag­ten der Fraktionen.

Und wie sieht es mit dem Bayerische­n Landtag aus? Wer als Zuhörer an einer Plenarsitz­ung teilnehmen möchte, muss sich anmelden. Das Gleiche gilt für Besuchergr­uppen, die sich das Maximilian­eum ansehen möchten. Führungen finden meist in sitzungsfr­eien Wochen statt – und natürlich werden auch die Besucher des Landtags einer Sicherheit­skontrolle unterzogen. Rund um den Landtag gilt – wie um den Bundestag – eine Bannmeile, oder, wie es offiziell heißt: Die Zone ist ein befriedete­r Bereich. Das heißt: Demonstrat­ionen dürfen dort nur stattfinde­n, wenn es eine Genehmigun­g gibt. Wer trotzdem ohne Erlaubnis demonstrie­rt oder dazu aufruft, riskiert Geldstrafe­n oder im Extremfall Haft bis zu zwei Jahren. Für den Schutz des Landtags ist die Münchner Polizei zuständig.

Besucher kommen mit Anmeldung ins Hohe Haus

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