Wertinger Zeitung

Heiko Herrlich und der Hunger nach Erfolg

Vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Stuttgart nimmt der Trainer seine Spieler in die Pflicht

- VON ROBERT GÖTZ

FCA

Augsburg Seine erfolgreic­hste Zeit als Spieler hatte Heiko Herrlich, 49, bei Borussia Dortmund. Zwischen 1995 bis 2004 gewann er dort zwei deutsche Meistersch­aften, die Champions League, den Weltpokal. Und dort verinnerli­chte er auch den Siegeswill­en und Ehrgeiz seiner Mannschaft­skollegen Jürgen Kohler, Matthias Sammer oder Stefan Reuter, seinem jetzigen Vorgesetzt­en beim FC Augsburg. Als ihn der Sport-Geschäftsf­ührer im März 2020 als Nachfolger von Martin Schmidt als Trainer einsetzte, hatte er zwei Anforderun­gen an Herrlich: den Klassenerh­alt und die Weiterentw­icklung weg vom potenziell­en Abstiegska­ndidaten hin zu einem Bundesliga-Mitglied, das den Blick nicht nur immer nach unten auf die Absturzkan­te Richtung 2. Liga richten muss. Den Klassenerh­alt schaffte Herrlich nach der Coronapaus­e mit etwas Ruckeln und Zuckeln.

Jetzt, nachdem fast die Hälfte der neuen Spielzeit absolviert ist und der FCA mit 19 Punkten aus 14 Spielen als Zehnter richtungsl­os im Tabellenmi­ttelfeld dümpelt, ist es für Herrlich an der Zeit, sein Team relativ ungeschmin­kt darauf hinzuweise­n, dass er mit Mittelmaß nicht zufrieden ist. Sein Ehrgeiz ist geweckt. Er will mehr. „Jetzt ist die Mannschaft gefordert, zu zeigen, dass sie hungrig ist und den nächsten Schritt gehen möchte“, sagt er vor dem Heimspiel am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfB Stuttgart.

Dass nach dem 1:0-Sieg in Köln durchaus lobende Worte für sein Team gefunden wurden, passt ihm gar nicht in die Spielvorbe­reitung. Er nützt die Pressekonf­erenz am Freitag, um sein Team wachzurütt­eln: „Für uns ist es wichtig, dass es eine Leistungss­teigerung gibt im Vergleich zum Köln-Spiel. Von außen war viel positiv gesehen worden, trotzdem haben wir in der Analyse viele Dinge festgestel­lt, die man besser machen muss, damit es auch gegen Stuttgart reicht.“

Seine Mängellist­e ist lang. Er zählt pomadiges Verhalten nach Ballverlus­ten auf. Er fordert bei Überzahlsi­tuationen auf dem Flügel, konsequent­er den Ball zurückzuer­obern. Auch bei den Standards besteht er, offensiv wie defensiv, auf Durchsetzu­ngsvermöge­n. Herrlich nimmt die Mannschaft in die Pflicht. Denn schon mehrmals hatte sie in dieser Saison in der heimischen WWKArena die Möglichkei­t, sich aus der Grauen-Maus-Zone nach oben abzusetzen. Doch weder gegen Hertha (0:3), Freiburg (1:1), Schalke (2:2) und Frankfurt (0:2) gelang das. Und das geht Herrlich gegen den Strich: „Jetzt hat die Mannschaft die Chance zu zeigen, wir sind hungrig.“

Doch der Aufsteiger aus Stuttgart ist gefährlich. Trainer Pellegrino Matarazzo lässt sein Team spektakulä­r an der langen Leine stürmen. Herrlich lobt: „Stuttgart lebt vom Umschaltsp­iel und dem Vertikalsp­iel. Das ist erfrischen­d und frech und macht Spaß, zuzuschaue­n.“

Wie er den Spaßverder­ber am Sonntag spielen will, verriet er erwartungs­gemäß nicht. Sicher ist aber, dass Innenverte­idiger Jeffrey Gouweleeuw wegen einer GelbSperre fehlt. Auch Alfred Finnbogaso­n wird wohl gegen Stuttgart noch nicht dabei sein. Er absolviert zwar inzwischen wieder Teile des Trainings, aber ob es für einen Platz im Kader reicht, ist fraglich. Überhaupt könnte das Spiel für die Fans eine Geduldspro­be werden. Beide Teams jubeln am liebsten über Tore gegen Ende des Spiels. Der VfB und der FCA erzielten neun Treffer in der letzten Viertelstu­nde. Nur der FC Bayern kann da mithalten. Da ist der FCA wirklich kein Mittelmaß.

Heiko Herrlich

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