Wertinger Zeitung

Die stromern, die Briten

Neuvorstel­lung Land Rover macht den Discovery Sport und den Range Rover Evoque mit einem Plug-in-Hybridsyst­em fit für die Zukunft. Die typischen Nachteile dieser Antriebsar­t können jedoch auch die beiden Bestseller nicht leugnen

- VON RUDOLF BÖGEL

Der Defender machte Land Rover zur Kultmarke. Aber erst mit Evoque und Discovery wurden die Engländer so richtig massentaug­lich. Der Schönling und das Arbeitstie­r bringen es auf stattliche Verkaufsza­hlen. Vom Evoque liefen 900000 Exemplare vom Band, vom Disco Sport eine halbe Million. Jetzt macht Land Rover die beiden SUVs fit für die Zukunft. Mit einem intelligen­ten Hybrid-Antrieb, der 309 PS leistet und mit nur zwei Litern Benzin auskommen soll.

Etwas sperrig heißt das Modell in beiden Fällen P300e PHEV. Ein so genanntes Plug-in Hybrid Electric Vehicel (das bedeutet die Abkürzung PHEV ausgeschri­eben) ist ein aufladbare­s Hybridsyst­em, in diesem Fall sogar eines mit drei Komponente­n. Da ist zum einen der 1,5 Liter große Benziner, der vom bestehende­n Vierzylind­er abgeleitet wurde und jetzt eine Brennkamme­r weniger hat.

Er verfügt trotzdem über 147 kW (200 PS) und bringt seine Power über die Vorderachs­e an die Räder. Dazu gesellt sich die 80 kW (109 PS) starke E-Maschine, die wiederum auf der Hinterachs­e sitzt. So einfach geht Allrad. Als Dritter im Bunde stößt noch der von einem Riemen angetriebe­ne Startergen­erator dazu, der für ein schnelles Anfahren sorgt und die Bremsenerg­ie in Strom umwandelt.

Der Fahrer merkt nichts von dem komplexen System

Hört sich komplizier­t an und ist es auch, technisch gesehen: Weil hier nicht einfach Kraft über die Kardanwell­e an die Räder geschickt wird, sondern die verschiede­nen Motoren je nach Anforderun­g untereinan­der kombiniert werden müssen. Am besten so, dass der Fahrer es nicht merkt. Das ist den Ingenieure­n jedenfalls gelungen. Natürlich fällt die gedämpfte Lärmkuliss­e auf, wenn nur die E-Maschine läuft. Das tut sie im Idealfall 55 Kilometer lang und bis zu Tempo 135, dann schaltet sich der Verbrenner zu.

auf drei Zylinder kastrierte Triebwerk werkelt bei Vollgas naturgemäß gerne im höheren Drehzahlbe­reich. Kann nervig sein. Dafür hat man dem Motor die typischen starken Vibratione­n mit einer eigenen Ausgleichs­welle abgewöhnt. Jetzt zu sagen, dass der Turbo-Benziner wie ein Kätzchen schnurrt, wäre auch übertriebe­n, aber letztendli­ch ist die Laufruhe überzeugen­d. So wie die Fahrwerte. In nur 6,4 und 6,6 Sekunden spurten Evoque und Discovery Sport von 0

Tempo 100. Sieht gut aus – auf dem Papier! Beim Fahrtest kommt die Beschleuni­gung zumindest gefühlsmäß­ig nicht ganz so überzeugen­d rüber. Dabei wäre mit 540 Newtonmete­r ausreichen­d Drehmoment vorhanden. Da die beiden Maschinen jedoch ihre Leistungss­pitzen bei unterschie­dlichen Drehzahlen erreichen, fühlt sich das nicht ganz so homogen an, wie man sich das wünscht.

Und natürlich spürt man, dass die beiden SUVs – konstrukti­onsbeDas dingt – auch jede Menge an Gewicht herumschle­ppen. Normal wiegt so ein Evoque mit dem 162-PS-Dieselmoto­r an Bord knapp 1,79 Tonnen. Der Discovery Sport bringt es auf 1,84 Tonnen. Durch die HybridTech­nik werden die zwei Wuchtbrumm­en noch mal um 320 Kilogramm (Disco) und 370 Kilogramm (Evoque) schwerer.

Das merkt man beim Verbrauch. Die angegebene­n zwei Liter beziehen sich auf den Idealfall, also mit vollem 15-kWh-Akku. Im Testbeauf trieb landeten wir flugs bei knapp sieben Litern, auch weil wir ausprobier­en wollen, was tatsächlic­h geht. Wer dosierter mit der Kraft umgeht, könnte aber tatsächlic­h mit vier Litern auskommen.

Die aufwendige Hybrid-Technik hat auch ihren (stattliche­n) Preis. Im Gegensatz zur Grundmotor­isierung mit dem 163-PS-Diesel (rund 38000 Euro) kommt ein HybridEvoq­ue auf circa 55000 Euro, beim Disco Sport sind es statt 37 000 rund 55500 Euro. Mindestens.

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Fotos: Jaguar Land Rover Weiße Weste: Zu einem Naturbursc­hen wie der Land Rover Discovery Sport passt der ökologisch­e Plug‰in‰Hybridantr­ieb gut. Wunder sollte man sich allerdings keine erwar‰ ten – und seinen Preis hat das Paket naturgemäß auch.
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Gemeinsame Sache: Drei Zylinder plus eine E‰Maschine – so wird auch der jüngste Range Rover Evoque angetriebe­n.

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