Die stromern, die Briten
Neuvorstellung Land Rover macht den Discovery Sport und den Range Rover Evoque mit einem Plug-in-Hybridsystem fit für die Zukunft. Die typischen Nachteile dieser Antriebsart können jedoch auch die beiden Bestseller nicht leugnen
Der Defender machte Land Rover zur Kultmarke. Aber erst mit Evoque und Discovery wurden die Engländer so richtig massentauglich. Der Schönling und das Arbeitstier bringen es auf stattliche Verkaufszahlen. Vom Evoque liefen 900000 Exemplare vom Band, vom Disco Sport eine halbe Million. Jetzt macht Land Rover die beiden SUVs fit für die Zukunft. Mit einem intelligenten Hybrid-Antrieb, der 309 PS leistet und mit nur zwei Litern Benzin auskommen soll.
Etwas sperrig heißt das Modell in beiden Fällen P300e PHEV. Ein so genanntes Plug-in Hybrid Electric Vehicel (das bedeutet die Abkürzung PHEV ausgeschrieben) ist ein aufladbares Hybridsystem, in diesem Fall sogar eines mit drei Komponenten. Da ist zum einen der 1,5 Liter große Benziner, der vom bestehenden Vierzylinder abgeleitet wurde und jetzt eine Brennkammer weniger hat.
Er verfügt trotzdem über 147 kW (200 PS) und bringt seine Power über die Vorderachse an die Räder. Dazu gesellt sich die 80 kW (109 PS) starke E-Maschine, die wiederum auf der Hinterachse sitzt. So einfach geht Allrad. Als Dritter im Bunde stößt noch der von einem Riemen angetriebene Startergenerator dazu, der für ein schnelles Anfahren sorgt und die Bremsenergie in Strom umwandelt.
Der Fahrer merkt nichts von dem komplexen System
Hört sich kompliziert an und ist es auch, technisch gesehen: Weil hier nicht einfach Kraft über die Kardanwelle an die Räder geschickt wird, sondern die verschiedenen Motoren je nach Anforderung untereinander kombiniert werden müssen. Am besten so, dass der Fahrer es nicht merkt. Das ist den Ingenieuren jedenfalls gelungen. Natürlich fällt die gedämpfte Lärmkulisse auf, wenn nur die E-Maschine läuft. Das tut sie im Idealfall 55 Kilometer lang und bis zu Tempo 135, dann schaltet sich der Verbrenner zu.
auf drei Zylinder kastrierte Triebwerk werkelt bei Vollgas naturgemäß gerne im höheren Drehzahlbereich. Kann nervig sein. Dafür hat man dem Motor die typischen starken Vibrationen mit einer eigenen Ausgleichswelle abgewöhnt. Jetzt zu sagen, dass der Turbo-Benziner wie ein Kätzchen schnurrt, wäre auch übertrieben, aber letztendlich ist die Laufruhe überzeugend. So wie die Fahrwerte. In nur 6,4 und 6,6 Sekunden spurten Evoque und Discovery Sport von 0
Tempo 100. Sieht gut aus – auf dem Papier! Beim Fahrtest kommt die Beschleunigung zumindest gefühlsmäßig nicht ganz so überzeugend rüber. Dabei wäre mit 540 Newtonmeter ausreichend Drehmoment vorhanden. Da die beiden Maschinen jedoch ihre Leistungsspitzen bei unterschiedlichen Drehzahlen erreichen, fühlt sich das nicht ganz so homogen an, wie man sich das wünscht.
Und natürlich spürt man, dass die beiden SUVs – konstruktionsbeDas dingt – auch jede Menge an Gewicht herumschleppen. Normal wiegt so ein Evoque mit dem 162-PS-Dieselmotor an Bord knapp 1,79 Tonnen. Der Discovery Sport bringt es auf 1,84 Tonnen. Durch die HybridTechnik werden die zwei Wuchtbrummen noch mal um 320 Kilogramm (Disco) und 370 Kilogramm (Evoque) schwerer.
Das merkt man beim Verbrauch. Die angegebenen zwei Liter beziehen sich auf den Idealfall, also mit vollem 15-kWh-Akku. Im Testbeauf trieb landeten wir flugs bei knapp sieben Litern, auch weil wir ausprobieren wollen, was tatsächlich geht. Wer dosierter mit der Kraft umgeht, könnte aber tatsächlich mit vier Litern auskommen.
Die aufwendige Hybrid-Technik hat auch ihren (stattlichen) Preis. Im Gegensatz zur Grundmotorisierung mit dem 163-PS-Diesel (rund 38000 Euro) kommt ein HybridEvoque auf circa 55000 Euro, beim Disco Sport sind es statt 37 000 rund 55500 Euro. Mindestens.