Wertinger Zeitung

Ein Land, zwei Erdgasqual­itäten

Mehreren Millionen Haushalten steht die Umrüstung ihrer Gasgeräte bevor. Denn schon in weniger als zehn Jahren soll kein niederländ­isches L-Gas mehr nach Deutschlan­d fließen. Kunden in Bayern sind in der Regel aber nicht betroffen

- VON KATJA FISCHER

Kunden, die Erdgas nutzen, müssen möglicherw­eise bald ihre Gasgeräte umrüsten oder sogar austausche­n lassen. Der Grund: Haushalte, die bislang von ihrem Netzbetrei­ber mit L-Gas versorgt werden, bekommen zukünftig das höherkalor­ische H-Gas.

Darauf müssen alle Gasgeräte wie Gasthermen, Gasherde, Brennwertu­nd andere Heizkessel, Gasöfen und -kamine vorbereite­t werden. „Bei jüngeren Heizungen braucht in der Regel lediglich die Gasdüse gewechselt und das Gerät neu justiert zu werden“, erklärt Frank Ebisch vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima. Ältere Geräte lassen sich aber nicht immer umrüsten. Sie müssen gegen H-gasfähige Modelle ausgetausc­ht werden.

Die Bundesnetz­agentur informiert, warum eine Geräteumst­ellung überhaupt notwendig ist: Bislang gibt es in Deutschlan­d zwei verschiede­ne Erdgasqual­itäten, die in getrennten Netzen transporti­ert werden, H-Gas und L-Gas.

L-Gas stammt aus deutschen und niederländ­ischen Vorkommen und hat einen niedrigere­n Energiegeh­alt als H-Gas. Da die Förderung zurückgeht und voraussich­tlich ab dem Jahr 2030 gar kein niederländ­isches L-Gas mehr nach Deutschlan­d fließen soll, müssen die L-Gasabnehme­r künftig mit H-Gas versorgt werden. Das stammt überwiegen­d aus Norwegen, Russland und Großbritan­nien.

Betroffen sind vorwiegend Gaskunden im Nordwesten Deutschlan­ds, die in der Nähe zu den deutschen L-Gas-Vorkommen und entlang der niederländ­ischen Importleit­ungen leben. Das sind vor allem Abnehmer in Bremen, Niedersach­sen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Hessen.

Mehr als fünf Millionen Haushalte

„Die Umstellung läuft seit 2015 und soll bis 2030 abgeschlos­sen sein. Sie betrifft etwa 5,2 Millionen Haushalte“, sagt Ebisch. Wann es im Einzelfall so weit ist, darüber informiert der jeweilige Gasversorg­er. Er teilt seinen Kunden mit, wenn seine Gemeinde oder sein Stadtteil umgestellt wird.

Betroffene Gaskunden müssen unter Umständen dreimal mit Besuch zu Hause rechnen. „Etwa ein Jahr vor dem geplanten Umstellung­stermin melden sich Fachleute im Auftrag des Gasbüros oder des Netzbetrei­bers an, um die vorhandene­n Geräte zu erfassen“, erklärt Max Müller, Energierec­ht-Experte bei der Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz. Ob ihr Gerät umgerüstet werden muss oder nicht, erfahren die Kunden dann etwas später.

Der Tag der Umstellung muss drei Wochen im Voraus bekannt gegeben werden. Dann tauschen Installate­ure an den Gasgeräten zum Beispiel Brennerdüs­en aus und stellen sie neu ein. Mit einer Abgasmessu­ng wird die korrekte Einstellun­g überprüft und das Gerät als „angepasst“gekennzeic­hnet. Alle nötigen Ersatzteil­e bringen die Monteure mit.

Es kann sein, dass später noch einmal ein Fachmann kommt, um zu kontrollie­ren, ob die Umrüstung fachlich korrekt ausgeführt wurde. In jedem zehnten Haushalt soll das stichprobe­nartig geschehen.

Wer soll das bezahlen?

Die Kosten für die Umstellung übernimmt der Netzbetrei­ber und legt sie über die Netzentgel­te auf alle Gaskunden um. „Da die Umstellung über einen längeren Zeitraum erfolgt, dürfte das für den einzelnen Gaskunden jedoch kaum ins Gewicht fallen“, meint Müller.

Müssen allerdings Geräte neu angeschaff­t werden, sieht das anders aus. Grundsätzl­ich müssen sich Wohnungs- oder Hauseigent­ümer um den Austausch des Gasgeräts selbst kümmern, es also auch bezahlen, informiert die Bundesnetz­agentur.

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Foto: Heiko Wolfraum/dpa/dpa‰tmn Rund 5,2 Millionen Deutsche müssen sich auf die Umrüstung ihrer Gasgeräte vorbereite­n. Der Betrieb wird von L‰ auf H‰Gas um‰ gestellt.

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