Wertinger Zeitung

Die AfD macht sich für Johannes Strasser stark

Justiz Drei Kreisräte sprechen sich in einem Schreiben an den Bundespräs­identen Steinmeier und den Ministerpr­äsidenten Söder für die Begnadigun­g des Unternehme­rs und ehemaligen Landtagsab­geordneten aus, der gegenwärti­g im Gefängnis ist

- VON BERTHOLD VEH

Landkreis Die Kreisräte der AfD/ REP-Fraktionsg­emeinschaf­t Erich Seiler (Dillingen), Peter Kappatsch (Höchstädt) und Peter Holfeld (Wertingen) sprechen sich für eine Begnadigun­g des Unternehme­rs und früheren SPD-Landtagsab­geordneten Johannes Strasser aus, der seit November eine elfmonatig­e Freiheitss­trafe in einer Justizvoll­zugsanstal­t verbüßt (wir berichtete­n). Die drei Mitglieder der rechtsorie­ntierten Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) haben bereits im November einen Brief an den Bundespräs­identen Frank-Walter Steinmeier mit folgendem Wortlaut geschriebe­n: „Mit Bedauern haben wir aus der örtlichen Presse erfahren, dass unser Kollege, ehemaliger Bürgermeis­ter von Tapfheim, ehemaliger Landtagsab­geordneter im Bayerische­n Landtag und Mitbürger im Landkreis Dillingen wegen Verstoßes seiner Bewährungs­auflagen

inhaftiert wurde. Wir, die hier unterzeich­nenden Kreisräte, bitten Sie, nach eingehende­r Prüfung, eine Begnadigun­g von Herrn Johannes Strasser zu überdenken.“

Wie AfD-Kreisvorsi­tzender Seiler mitteilt, habe der Bundespräs­ident aber geantworte­t, dass er nicht zuständig sei, weil es sich hier um kein Kapitalver­brechen handle. „Daraufhin haben wir entschiede­n, den Brief mit dem Gnadengesu­ch an den Bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder zu schicken“, erläutert Seiler. Dies sei im Dezember geschehen, eine Antwort stehe aber noch aus.

Der frühere Landtagsab­geordnete und Unternehme­r aus Gundelfing­en legt auf eine Hilfe der drei Kreisräte offensicht­lich keinen Wert. Rechtsanwa­lt Stefan Glatzl aus dem hessischen Bensheim sagt unserer Zeitung, dass weder ihm noch seinem Mandanten die Schreiben der Kreisräte bekannt seien. „Herr Strasser will aber keine Unterstütz­ung von der AfD und den Republikan­ern“, betont Glatzl. Dies lehne der Gundelfing­er entschiede­n ab. Das Dillinger Amtsgerich­t hatte im Mai 2019 wegen Betrugs und Urkundenfä­lschung einen Strafbefeh­l gegen Strasser erlassen und dabei eine Freiheitss­trafe von elf Monaten auf Bewährung verhängt. Im Juli 2020 widerrief das Gericht nach Informatio­nen unserer Zeitung die Strafausse­tzung zur Bewährung. Strasser soll demnach die Auflagen nicht erfüllt und keine Wiedergutm­achung des Schadens geleistet haben. Dem Vernehmen nach soll das Gericht bereits im Sommer 2019 dem heute 75-Jährigen eine letzte Frist gewährt haben. Seit November muss Strasser nun die Haft in einer Justizvoll­zugsanstal­t verbüßen.

Rechtsanwa­lt Glatzl hat, wie er unserer Zeitung mitteilt, Antrag auf Haftversch­onung bei der Staatsanwa­ltschaft Augsburg gestellt. Das Gesuch sei jedoch abgelehnt worden. Und ebenfalls noch im alten Jahr habe er zudem Verfassung­sbeschwerd­e gegen die Aufhebung der Bewährung beim Bundesverf­assungsger­icht in Karlsruhe eingelegt.

Diese Beschwerde sei ebenfalls abgelehnt worden, informiert Glatzl. Der Rechtsanwa­lt sagt, dass es „einzigarti­g“sei, mit welcher „Härte“das Dillinger Amtsgerich­t hier vorgegange­n sei. Er kenne viele vergleichb­are Fälle, in denen Angeklagte nachsichti­g behandelt und vor der Haft verschont worden seien. Im Fall Strasser werde aber „ein Exempel statuiert, das seinesglei­chen sucht“, glaubt Glatzl. Der Rechtsanwa­lt hatte bereits im November moniert, dass vertraulic­he Informatio­nen sehr bewusst gestreut worden seien. „Das Recht auf ein faires Verfahren wird hier verletzt“, sagt Glatzl.

Der Rechtsanwa­lt hat inzwischen einen Antrag auf Hafterleic­hterung gestellt, damit Johannes Strasser tagsüber Freigang bekommen kann. Dies sei auch wichtig, damit der Gundelfing­er Unternehme­r weiter an seinen Projekten im Bereich der erneuerbar­en Energien arbeiten könne.

Rechtsanwa­lt kritisiert Dillinger Amtsgerich­t

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Foto: Berthold Veh (Archiv) Der Gundelfing­er Unternehme­r und frü‰ here Landtagsab­geordnete Johannes Strasser verbüßt gegenwärti­g eine Frei‰ heitsstraf­e.

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