Das weiß Wikipedia über unsere Region
Jubiläum Die Online-Enzyklopädie gibt es nun seit 20 Jahren. Wir haben Experten aus der Region um ihre Meinung dazu gebeten
Bissingen/Wertingen Wikipedia – in der heutigen Zeit gibt es wohl kaum einen Menschen in Deutschland, der diesen Begriff noch nie gehört hat. Gestartet wurde das gemeinnützige Projekt am 15. Januar 2001, also vor genau 20 Jahren.
Sie wollen wissen, wie weit die Entfernung zwischen Erde und Sonne beträgt, wie viele Apfelkuchensorten es gibt oder wo Königin Silvia von Schweden das Licht der Welt erblickte? Die Online-Enzyklopädie umfasst mittlerweile, laut eigenem Wikipediaeintrag, rund 55 Millionen Artikel und hat auf etliche Fragen eine passende Antwort. Rund 2,5 Millionen Artikel gibt es auf Deutsch.
Wer „Landkreis Dillingen“in eine Internet-Suchmaschine eintippt, findet – gleich nach dem Eintrag, der zum Internetauftritt des Landratsamtes verweist – einen passenden Wikipedia-Eintrag. Aber stimmen die Fakten und Zahlen überhaupt? Schließlich ist die Hauptzutat des Erfolgs der Webseite das sogenannte „Wikiprinzip“, wodurch Nutzer die
Einträge nicht nur lesen, sondern auch selbst verändern und auch neue Artikel schreiben können.
„Aber das ist auch die Krux dabei“, sagt Helmut Herreiner. Der Bissinger Archivar, Gemeinderat und Leiter der Höchstädter Mittelschule konnte die Erfolgsgeschichte der Website von Anfang an mitverfolgen. Für ihn ist das Ganze eigentlich eine gute Sache, aber „es steht und fällt mit den Personen, die dahinter sind“.
Ihm seien schon oft Fehler aufgefallen, gerade im Bezug auf Daten zu lokalen Orten. Jedoch meint er auch: „Das wurde nicht bewusst falsch eingetragen, sondern falsch von der Vorlage abgeschrieben.“Auch könne er sich vorstellen, dass viele Daten, die der Autor nur mündlich überliefert bekommen hat, oft verfälscht sein könnten. Für ihn steht deshalb fest, dass mit Wikipedia stets quellenkritisch gearbeitet werden muss. Besonders wichtig sei dabei, die Aktualität des Artikels und die dahinterstehenden Personen zu prüfen. Auch nach Zweit- oder Drittquellen solle stets Ausschau gehalten werden. Für Schüler ist Wikipedia ebenfalls oft eine direkte Anlaufstelle, beispielsweise für Referate. Informationen zu nahezu allen Themengebieten können dort innerhalb kürzester Zeit abgerufen werden. Den Jugendlichen müsse auch beigebracht werden, kritisch mit
Quellen umzugehen und sich nicht einfach darauf zu verlassen, dass das schon so stimme, erklärt Archivar Herreiner. Für ihn sei es jedoch auch immer wieder faszinierend, wie Menschen sich in ein Thema vertiefen und das Wissen anschließend an andere weitergeben können. „Das ist ein großes Plus“, meint er.
Auch Cornelius Brandelik, Zuständiger für Museen und Archiv der Stadt Wertingen und ehemaliger Konrektor der Wertinger Realschule, hat viele Erfahrungen mit der Onlineenzyklopädie machen können. Auch er benutze Wikipedia mittlerweile mehrmals in der Woche, um schnell an Informationen zu gelangen. Anfangs sei die Website als Quelle wenig anerkannt gewesen, mittlerweile sei das aber weniger der Fall, erklärte er. Jedoch ist auch er der Meinung, dass stets eine zweite oder dritte Quelle zu Rat gezogen werden sollte. „Wikipedia ist eine gute Anlaufstelle, um sich grob über ein Thema zu informieren, gerade weil Artikel meist sehr gut verständlich geschrieben sind“, meint Brandelik.
Er habe aber auch schon bemerkt, dass manchmal Daten gefehlt hätten, so sei es beispielsweise bei der Auflistung der Wertinger Museen gewesen. Dort habe eines gefehlt, als er vor einer Weile nachgesehen hatte, jedoch wurde das mittlerweile nachgetragen. „Wenn ich spezielle Informationen brauche, schaue ich nach Möglichkeit auch in entsprechende Lexika“, erzählt der ehemalige Konrektor. Die meisten bekannten Lexika hätten mittlerweile auch Onlineausgaben, welche sich dafür anbieten würden. Bei Schülern bestünde aber nach wie vor auch die Gefahr, dass Informationen von Wikipedia für schulische Zwecke teils eins zu eins übernommen werden würden. Ein vergleichender Blick auf die Webseite des Landratsamtes Dillingen zeigt: Manche Zahlen sind veraltet (Stand: 31. Dezember 2019) und müssten aktualisiert werden. So hat die Große Kreisstadt Dillingen immerhin ein paar Bürger dazugewonnen. Statt 19 149 sind es laut Landratsamt 19 226 Einwohner.
Helmut Herreiner