Wertinger Zeitung

Lech‰Stahlwerke: Kritik an „Salamitakt­ik“

Gemeindera­t Veränderun­gen beim Meitinger Unternehme­n dürfen Biberbach nicht noch mehr beeinträch­tigen – darin ist sich das Gremium einig. Die Räte fordern eine Gesamtplan­ung

- VON SONJA DILLER

Biberbach Die von Biberbachs Bürgermeis­ter Wolfgang Jarasch beim Thema Lech-Stahlwerke immer wieder angeprange­rte „Salamitakt­ik“von Kapazitäts­erhöhung, Plänen zur Süderweite­rung in den Bannwald hinein und die Weigerung, eine Werkserwei­terung in das bestehende Gewerbegeb­iet im Norden Meitingens auch nur zu prüfen, hat in der ersten Sitzung des Marktgemei­nderats im neuen Jahr für schlechte Stimmung gesorgt. Man wolle endlich eine Gesamtplan­ung sehen, aus der dann auch die Zusammenhä­nge ersichtlic­h seien, so Jürgen Scharrer (Grüne).

Die Lech-Stahlwerke in Meitingen wollen ihre Produktion von jährlich 1,1 Millionen Tonnen Stahl 1,4 Millionen Tonnen steigern. Die Einwendung­en zu einem entspreche­nden Antrag werden derzeit in einem Online-Verfahren behandelt (siehe „Erweiterun­gspläne der Lech-Stahlwerke). Rund 27 Prozent mehr an Stahlprodu­ktion bedeuteten wohl auch ein Beträchtli­ches mehr an Immissione­n, so Bürgermeis­ter Wolfgang Jarasch. Unzumutbar für die Biberbache­r, vor allem für die Bewohner der Zollsiedlu­ng, so der Rathausche­f. Schon seit vielen Jahren seien die Lech-Stahlwerke zu laut. „Am Ende einer Reihe von Maßnahmen sollte endlich der gesetzlich vorgeschri­ebene Grenzwert erreicht werden.“Mit der beantragte­n Kapazitäts­erhöhung sei eine Überschrei­tung bereits wieder vorprogram­miert.

Eilig war die Beratung des Themas, weil der Zeitrahmen für die Erörterung sämtlicher Einwendung­en knapp ist. Das federführe­nde Landratsam­t hatte die Mindestaus­legefrist von drei Wochen mit Beginn am 4. Januar gewählt. Ein Termin, zu dem Kanzleien und Verwaltung­en noch im Urlaub seien oder zumindest mit vermindert­er Belegschaf­t agieren. „Das halten wir für fragwürdig“, zeigte sich Jarasch vom Vorgehen der Landkreisb­ehörde verschnupf­t. Der Zugangscod­e für die Teilnahme am Verfahren sei der Gemeinde daher erst nach dem 11. Januar zugegangen. Somit reduziere sich die knappe Bearbeitun­gszeit um eine weitere Woche.

Trotzdem werde man klar Stellung beziehen. Lärmwerte würden erneut fachlich überprüft und naturschut­zrechtlich­e Aspekte beleuchtet. Das hatte der Gemeindera­t bereits zu Beginn des Verfahrens beschlosse­n. „Wir halten an unseren Einwendung­en fest; es wird keine

Zustimmung geben, solange die Lärmwerte überschrit­ten werden“, so Jarasch.

Der Gemeindera­t hatte noch einen zweiten Punkt auf der Tagesordnu­ng, der sich um die LechStahlw­erke drehte: das Bauleitpla­nverfahren des Marktes Meitingen „Gewerbegeb­iet 2 – Herbertsho­fen, östliche Industries­traße“für den Parkplatz im Norden des Werksgelän­des. Hier fühlt sich Biberbach hintergang­en. Im Frühjahr 2019 stimmte der Marktgemei­nderat dem Bau des Parkplatze­s zu. Eine Beeinträch­tigung der eigenen Bevölkerun­g sei durch das Vorhaben nicht erkennbar gewesen und man stehe dem Werksbetri­eb ja grundsätzl­ich nicht negativ gegenüber. Der Erhalt der Arbeitsplä­tze für die Region sei auch für Biberbach ein Anliegen, so der Bürgermeis­ter. Allerdings sei wenige Wochen später vom Markt Meitingen ein Bauleitpla­nverfahren zur Vorbereitu­ng der Süderweite­rung des Stahlwerks vorgelegt worden. Man habe sich also mit dem Parkplatz die Norderweit­erung verstellt, um die Ausweitung des Industries­tandorts in den südlich gelegenen Bannwald und damit in Richtung der Nachbargem­einden Biberbach und Langweid voranzutre­iben, so der vom Vorgehen des Nachbarn wenig begeistert­e Rathausche­f.

Daraus mache Meitingen noch nicht einmal ein Geheimnis. Der frühere Zweite Bürgermeis­ter der Marktgemei­nde Werner Grimm habe öffentlich bekannt, dass man eine Erweiterun­g in den Norden, also in Richtung Herbertsho­fen, der eigenen Bevölkerun­g nicht zumuten wolle, gab Jarasch eine Rückschau der Entwicklun­gen. Die Werksleitu­ng des Stahlwerks sei da offener. Bei einem Runden-Tisch-Gespräch habe es die Aussage gegeben, dass es dem Stahlwerks­betreiber im Grunde egal sei, in welche Richtung eine Erweiterun­g erfolgt. Einzig eine 1,2 Hektar große Fläche für ein Recyclingv­orhaben müsse zwingend im Süden angesiedel­t werden.

Die Marschrich­tung der Marktgemei­nde Biberbach legte der Gemeindera­t einstimmig fest. Die neue Faktenlage sei der Grund dafür, dass sich Biberbach nun klar gegen den Standort des Parkplatze­s im Norden ausspreche. Der Standort sei fehlerhaft gewählt. Parkmöglic­hkeiten könnten auch mit einem Parkhaus oder einer Tiefgarage geschaffen werden. Die Fläche könne auch jetzt noch für eine Werkserwei­terung genutzt werden.

 ?? Foto: Marcus Merk (Archivfoto) ?? Die Lech‰Stahlwerke Meitingen wollen die Produktion­skapazität von jährlich 1,1 Mil‰ lionen Tonnen Stahl auf 1,4 Millionen Tonnen erhöhen. Im Biberbache­r Gemeindera­t komen die Erweiterun­gspläne nicht gut an.
Foto: Marcus Merk (Archivfoto) Die Lech‰Stahlwerke Meitingen wollen die Produktion­skapazität von jährlich 1,1 Mil‰ lionen Tonnen Stahl auf 1,4 Millionen Tonnen erhöhen. Im Biberbache­r Gemeindera­t komen die Erweiterun­gspläne nicht gut an.

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