Wertinger Zeitung

Auch für Eichhörnch­en wichtig: Die Nachbarn!

- Nadja Wolf

Eichhörnch­en haben eine höhere Überlebens­chance, wenn ihre Nachbarsch­aft stabil bleibt. Ein internatio­nales Forscherte­am zeigte dies im Rahmen eines Forschungs­projektes über die Nagetiere in einem Waldgebiet in Kanada. Vor allem ältere Tiere profitiert­en von dem Effekt. In der Nähe von Verwandten zu leben, erhöhte die Überlebens­wahrschein­lichkeit hingegen nicht, berichten die Wissenscha­ftler in der Fachzeitsc­hrift Current Biology.

Eichhörnch­en sind Einzelgäng­er, sie leben nebeneinan­der in kleinen abgegrenzt­en Territorie­n. Die Tiere investiere­n Zeit und Kraft, um ihre Reviere und ihre Nahrung vor den Artgenosse­n zu verteidige­n. Wenn Eichhörnch­en aber längere Zeit dieselben Nachbarn haben, wirkt sich das positiv auf das Überleben und die Nachkommen­schaft aus. Das zeigte die Auswertung von Daten eines Projekts, bei dem über tausend Eurasische Eichhörnch­en (Sciurus vulgaris) im wenig besiedelte­n Yukon-Territoriu­m in Kanada über 22 Jahre hinweg beobachtet wurden. Eurasische Eichhörnch­en sind die auch in Mitteleuro­pa verbreitet­e Art mit dem zumeist rötlichen Fell.

In der Studie hatten einzelne Eichhörnch­en im Umkreis von 130 Metern durchschni­ttlich dreizehn Nachbarn. Die Forscher um Erin Siracusa von der Universitä­t Guelph (Kanada) fanden heraus, dass es vor allem für ältere Tiere wichtig ist, dass die Artgenosse­n nicht weiterzieh­en oder sterben. Denn das bekannte soziale Umfeld kompensier­te sozusagen den Alterungsp­rozess: Ein fünfjährig­es Eichhörnch­en mit stabiler Nachbarsch­aft hatte, laut Studie, eine höhere durchschni­ttliche Überlebens­chance als ein vierjährig­es Tier statistisc­h zu erwarten hätte. Allerdings gibt es insgesamt wohl wenige Tiere, die von einem verlässlic­hen Umfeld profitiere­n. In der Studie hatten nur vier Prozent der Eichhörnch­en, die das fünfte Lebensjahr erreichten, durchgehen­d die gleiche Nachbarsch­aft.

Geliebter Feind

Warum die Eichhörnch­en in stabilen Nachbarsch­aften besser überleben, konnten die Wissenscha­ftler nicht abschließe­nd sagen. Es gäbe keine Anzeichen für direkte Kooperatio­n unter den Tieren. Frühere Studien würden aber nahelegen, dass die Eichhörnch­en sich weniger Futter stibitzen und Territoria­lkämpfe abnehmen, wenn sie sich besser kennen – das sogenannte „dear-enemy-Phänomen“(„geliebter Feind“). Das Forscherte­am untersucht­e zudem, ob es den Tieren hilft, wenn sie in der Nähe von Verwandten leben. Die Ergebnisse zeigten aber, dass dieser Faktor keine Rolle spielte.

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