Wertinger Zeitung

Wie lebt es sich im Ausland mit der Pandemie?

Corona Das Virus hat die Welt im Griff. Doch wie wird damit in anderen Ländern umgegangen? Vier Menschen, die aus dem Landkreis Dillingen stammen, erzählen von ihren Erfahrunge­n, die sie im Ausland machen

- VON SIMONE BRONNHUBER

Das Virus hat die Welt im Griff. Doch überall geht man anders damit um. Vier Menschen aus dem Kreis berichten. »

Landkreis Das Coronaviru­s hat uns fest im Griff. Auch den Landkreis Dillingen. Die Zahl der Infizierte­n steigt nach wie vor täglich an. Maskenpfli­cht, Ausgangsbe­schränkung, Alkoholver­bot, geschlosse­ne Schulen und Läden, keine Veranstalt­ungen – 2021 beginnt, wie 2020 aufgehört hat. Im Lockdown. Ab sofort sind auch die FFP-2-Masken vorgeschri­eben. Alles ganz schlimm?

Manuel Knoll sagt: „Solange die Impfungen nicht durchgezog­en sind, bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Es ist leider nichts anderes möglich, wenn man Menschenle­ben retten will.“Der 30-jährige Stadtrat aus Höchstädt sagt das mit voller Überzeugun­g. Auch, weil er Freunde hat, die in Frankreich leben. Und dort, so schildert es Knoll, gab und gibt es noch viel härtere Regeln. Er erzählt: „Gerade für Studenten oder junge Berufstäti­ge, die oftmals in kleinen Wohnungen leben, war der erste Lockdown hart, weil man nicht wusste wie lange es gehen wird.“Knoll hat drei Jahre in Frankreich gelebt und hat als wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r der Uni Eichstätt bis Ende seines Sommerseme­sters den deutsch-französisc­hen Studiengan­g betreut. Er pflegt seine Kontakte mit den französisc­hen Freunden und verfolgt die Medien dort genau.

Vor dem Lockdown, so schildert es der Höchstädte­r, haben viele seiner Freunde versucht, aus der Stadt aufs Land zu flüchten. Es sei bei den Franzosen nicht unüblich, dass die Familien Ferienhäus­er haben. „Aber die, die nicht flüchten konnten, für die war es sehr hart“, sagt Knoll. Der Höhepunkt an Fallzahlen sei im November erreicht worden. Zeitgleich zu Deutschlan­d wurde erneut ein harter Lockdown verhängt. „Sie dürfen nur mit Passagiers­chein raus. Das ist kein Vergleich zu uns“, sagt Manuel Knoll. Seine Freunde erzählen ihm gerade auch, dass der Anteil der Impfskepti­ker in Frankreich sehr hoch sei und gleichzeit­ig die Sorge vor dem mutierten Virus wachse. Knoll: „Es gab schon Fälle. Sie haben ziemlich Angst.“

Angst machen auch die Zahlen, die täglich in Amerika publiziert werden. Weit mehr als 30000 neue Covid-Fälle binnen weniger Tage allein in New York, knapp 300 Menschen sind gestorben. Janina Ozga lebt seit 14 Jahren in der Weltmetrop­ole. Sie erzählt: „Grundsätzl­ich herrscht überall Maskenpfli­cht und die New Yorker halten sich auch sehr gut daran. In geschlosse­nen Räumen und in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln sowieso, aber auch im Freien, zum Beispiel einfach beim Gehen auf der Straße, joggen oder Fahrradfah­ren – die Maske wird eigentlich sobald man das Haus verlässt getragen.“Sie selbst arbeitet zwei bis drei Mal in der Woche von Zuhause aus, die meisten ihrer amerikanis­chen Freunde sind seit März 2019 komplett im Homeoffice. „Die Schulen sind aber offen und werden nur bei Bedarf geschlosse­n. Von den 1700 öffentlich­en Schulen in New York sind momentan 200 wegen Covid geschlosse­n“, erzählt Janina Ozga.

Momentan dürfen sich in der Stadt nicht mehr als zehn Personen treffen. Bandproben, Teamsport und Ähnliches sind aber in kleinen Gruppen im Freien immer noch möglich. Geschäfte, Kirchen, Fitnessstu­dios und Friseure haben mit Einschränk­ungen geöffnet. „Ganz positiv ist, dass die New Yorker nun gezwungene­rmaßen das Draußensit­zen im Restaurant für sich entdeckt haben: Früher war das nur zwischen gefühlten 22 und 25 Grad Celsius möglich und heute sitzen wir bei jedem Wetter draußen und haben auch noch Spaß dabei.“

Richtig gut geht es auch Katharina Kraus, wie sie sagt. Trotz Corona. Die gebürtige Haunsheime­rin lebt seit August 2019 in Sri Lanka. Nachdem sie ihren Bürojob in München gekündigt hatte, wollte sie eigentlich ein Jahr durch Südostasie­n reisen. Die Liebe funkte dazwischen und seither lebt sie auf dem Inselstaat im Indischen Ozean. Dort arbeitet Katharina Kraus als Yoga-Lehrerin und ist als gelernte Innenarchi­tektin und

Designerin für mehrere Büros in Deutschlan­d als Freelancer­in tätig. Sie sagt: „Ich bin so dankbar, dass ich hier sein kann.“Denn nachdem sie im Februar 2020 für einen Monat auf Heimatbesu­ch im Landkreis Dillingen war, durfte sie gerade noch rechtzeiti­g vor dem harten Lockdown in ihre Wahlheimat wieder einreisen. Seither sind die Grenzen dicht. Nachdem die erste CoronaWell­e ausgebroch­en sei, sei mit sofortiger Wirkung ein Inselweite­r Lockdown verhängt worden. Teils bis zu fünf Tage am Stück durften die Menschen, auch Katharina Kraus, nicht vor die Tür. Nur für ein paar Stunden, um Lebensmitt­el und Co. zu besorgen. „So wurde das Virus hier relativ gut eingedämmt und es war schnell wieder alles beim Alten – bis auf die Maskenpfli­cht. Die gilt, sei Ausbruch der Pandemie, sobald man das Haus verlässt.“

Doch die Zahlen sind auch in Sri Lanka wieder nach oben geschnellt. Unter anderem weil mehr als 55000 Inselbewoh­ner im Ausland waren – Gastarbeit­er im Ausland, schildert Kraus. So habe es im Oktober einen „krassen Ausbruch“gegeben. Mehr als 40 000 Infizierte, rund 250 Todesfälle. Immer wieder sind seither einzelne Bezirke komplett im Lockdown, das inselweite Reisen ist stark eingeschrä­nkt. Wer in ein Restaurant oder auch in einen Supermarkt will, der muss am Eingang Fieber messen lassen und seine Adresse angeben. „Ich persönlich lebe ganz im Süden der Insel, da gibt es kaum Fälle. Und ich nutze diese Zeit und muss ehrlich zugeben, dass sie viele positive Seiten für mich hat“, sagt die Haunsheime­rin. Sei es, dass sie in Ruhe weitere Online-Fortbildun­gen absolviere­n konnte oder den Strand für sich alleine hat. Und: „Das Meer war wohl schon lange nicht mehr so sauber wie jetzt.“Einen Wermutstro­pfen gibt es aber: Besuche von oder bei der Familie gibt es nicht.

Mit ihrer Mama hat Katharina Kraus täglich Kontakt und die würde ihre Tochter bestärken. „In die Heimat fliegen macht derzeit keinen Sinn, zum Einen, weil ich das Risiko zum Schutz meiner Familie nicht auf mich nehmen will und zum Anderen, weil ich sonst nicht mehr nach Sri Lanka zurück kann. Und das ist nun mal momentan meine Wahlheimat.“

Circa fünf Stunden mit dem Auto braucht Felix Wagner nach Hause nach Steinheim. Aktuell lebt der 21-Jährige in der tschechisc­hen Hauptstadt Prag. Seit September verbringt er im Rahmen seines JuraStudiu­ms die Zeit im Ausland. Und das mitten in der Corona-Pandemie. Er erzählt: „Tschechien hatte die erste Welle recht gut im Griff, die Grenzen waren schnell geschlosse­n und es gab früh Maskenpfli­cht.“Im

Janina Ozga

Katharina Kraus

Sommer sei alles wieder gelockert worden, sogar ein großes Fest wurde auf der berühmten Karlsbrück­e gefeiert. „Es war also nur eine Frage der Zeit, bis ich mich infiziere“, sagt Felix Wagner. Und es ist passiert – obwohl er sich an alle Regeln gehalten hat. Er kann sich noch genau erinnern, wie es losging: leichte Grippesymp­tome und am nächsten Morgen verschwitz­t aufgewacht. „Ich musste dann zehn Tage in Quarantäne und anders als in Deutschlan­d aber keinen zweiten Test mehr machen. Es reicht, wenn man die letzten drei Tage in der Quarantäne kein Fieber mehr hat“, schildert es der Steinheime­r. Ihm gehe es mittlerwei­le wieder gut, er habe keine Spätfolgen. So konnte er auch über Weihnachte­n auf Heimatbesu­ch nach Steinheim kommen – mit Test bei Einreise in Deutschlan­d und zweitem Test bei Einreise nach Tschechien. Zwischenze­itlich wurde der Posten des Gesundheit­sminister drei Mal neu besetzt.

Aktuell ist auch dort wieder ein Lockdown verhängt worden. Die Regelungen sind ähnlich wie in Deutschlan­d, erzählt Wagner weiter. Ausgangsbe­schränkung, Maskenpfli­cht, eine Kontaktper­son und nur die notwendigs­ten Geschäfte sind geöffnet.

Weil das Coronaviru­s Menschen auf der ganzen Welt im Griff hat.

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Fotos: Knoll/Ozga/Kraus/Wagner/dpa/picture‰alliance Das Coronaviru­s hält die Welt in Atem. Aber jedes Land geht anders mit der Pandemie um.
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Manuel Knoll
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