Wertinger Zeitung

Schneescha­ufel und Glatteis

- VON STEFAN KÜPPER kuep@augsburger‰allgemeine.de

Neulich mit dem Postboten hin und her geflachst, weil dieser sich auf dem Weg zu Nachbars Briefkaste­n wie auf Schlittsch­uhen durch dessen Einfahrt bewegte und dabei etwas von „Unverschäm­theit“vor sich hin murmelte. Hatte aufmuntern­d sein wollen, dem guten Mann vorsorglic­h (allerdings sinnbefrei­t) zugerufen, er möge bloß aufpassen, denn wenn er erst mal da liege, sei es zu spät. Danach allerdings nicht ganz verstanden, warum der eigentlich gut gelaunte Gartenzaun-Chat zeitig etwas ins Säuerliche kippte. Dass es damit zu tun haben könnte, dass der Mann eher wie Obelix und weniger wie Bambi anmutet, begriff das eingeschne­ite Hirn zu spät.

Zur Strafe dann am nächsten Tag festgestel­lt, dass das Eis vor der eigenen Haustür auch nicht federt, mich mit blauen Flecken versorgt irgendwo hochgezoge­n und beschlosse­n, eine amtliche Schneescha­ufel käuflich zu erwerben. Samt Streusalz.

Dabei allerdings wieder aufs Glatteis geraten. Denn: Die Qual der Wahl hört beim Winterwerk­zeug ja nicht auf. Es ist wie mit den Eiskratzer­n fürs Auto. Die gute alte CD-Hülle hält immer nur einen halben Winter, aber wenn einen die Kollegen mit so einer HightechWa­ffe beim Scheibensc­haben erwischen, wird man – zu Recht – auch ausgelacht.

Was also? Eher eine Schaufel mit Blattbreit­e 52 Zentimeter materialmä­ßig mit Polypropyl­en und einer Stahlkern-Aluminiumk­ante? Oder lieber das Gerät zum Schieben (11,8 Kilogramm), mit den die Schubdynam­ik sicher ordentlich unterstütz­enden Gummireife­n, wo die Schaufel aus verzinktem Stahl und mit einer Kunststoff­scheuerlei­ste bewehrt ist? Für bestimmt irgendwie preiswerte 75 Euro? Es wurde am Ende wieder der Besen, den man nicht kaufen musste, sondern der irgendwo im Gerümpel der Garage auftauchte. Grobe Borsten müssen für den Viertelmet­er an Stadtschne­e reichen. Auch diesen Winter. Gesagt, getan. Dazu noch ordentlich Streusalz hinterherg­epfeffert. Fertig ist der Lack. Wir machen den Weg frei. Am nächsten Morgen dann ein bisschen stolz nach Obelix gespäht, aber keines Blickes gewürdigt worden. Inzwischen hat es wieder geschneit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany